„Bei den Schanzern herrscht ein kontinuierlicher Aufbau!“

Gibt auf und neben dem Platz alles für die Schanzer: Jörg Mikoleit.

„Bei den Schanzern herrscht ein kontinuierlicher Aufbau!“

13. März, 2017 12.00 Uhr

Seit Ende 2010 ist Jörg Mikoleit beim FC Ingolstadt 04. fci.de durfte beim sympathischen Athletiktrainer einen „Blick hinter die Schanz“ wagen und sprach mit dem Nordrhein-Westfalen unter anderem über seine Anfangszeit beim FCI, seinen beruflichen Werdegang und warum es nicht ganz zum Bundestrainer gereicht hat.
fci.de: Hallo Jörg! Wie kam dein Engagement bei den Schanzern zustande?

Mikoleit: Das kam über einen Kontakt mit Sven Kmetsch zustande. Er war damals Co-Trainer unter Benno Möhlmann beim FCI und wir kannten uns von meiner Zeit beim FC Schalke 04. Mit dem Anruf, ob ich mir vorstellen könnte, nach Ingolstadt zu kommen, habe ich mit meiner Familie, die in der Nähe von Dortmund wohnt, überlegt, wie wir das regeln. Zunächst war ein kurzfristiges Engagement vorgesehen und ich wollte die Erfahrung machen. Dass jetzt schon über sechs Jahre ins Land gegangen sind, ist schon erst erstaunlich – die Zeit vergeht sehr schnell.

fci.de: Haben sich die Anforderungen an dich und deine Arbeit in der Zeit verändert?

Mikoleit: Genau wie im Verein selbst findet auch in meinem Bereich eine stetige Weiterentwicklung statt. Das ist auch das, was den Job beim FC Ingolstadt so reizvoll macht, denn der Verein ist im Wachstum und hat keine alteingesessenen Strukturen, wie andere Vereine. Bei den Schanzern haben wir einen kontinuierlichen Aufbau. Hier können wir etwas entwickeln und haben in den letzten Jahren auch schon etwas geschafft. Aber wir haben das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

fci.de: Wie bildest du dich als Athletik-Trainer weiter, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben?

Mikoleit: Das ist schon schwierig, da man in dem Job nicht immer mal wieder ein, zwei Wochen auf Fortbildung fahren kann. Somit belege ich Online-Seminare und tausche mich viel mit Kollegen anderer Vereine aus. Der DFB organsiert auch Treffen der Athletik-Trainer und dieser Erfahrungsaustausch soll auch weiter forciert werden. Ich halte es für wichtig, über den Tellerrand zu schauen und sich andere Ideen zu holen. Ob diese dann für den eigenen Verein passend sind, steht auf einem anderen Blatt. Denn ich glaube, dass es am Ende des Tages wichtig ist, seine eigene Philosophie zu haben und diese auch durchzuziehen. Wir haben beim FCI hier ein ganzheitliches Konzept, welches sich mit der Unterstützung von meinem Kollegen Jan Hestermann bis in das Nachwuchsleistungszentrum durchzieht.

fci.de: Im sechsten Jahr als gebürtiger Nordrhein-Westfale in Oberbayern – ist Ingolstadt mittlerweile schon zu deiner zweiten Heimat geworden?

Mikoleit: Das kann man auf jeden Fall sagen. Ich fühle mich sehr wohl hier, meine Familie kommt mich auch so oft es geht in Ingolstadt besuchen. Ich bin gerne hier. Wenn ich dann in meiner Heimat in NRW die Leute mit „Servus“ begrüße, schauen sie mich schon mit großen Augen an (lacht). Meine Schwester, die in der Nähe von Ingolstadt wohnt, hat es mir damals erleichtert, hier heimisch zu werden. In der Anfangszeit habe ich im Wohnmobil bei ihr auf dem Hof gewohnt.


Kraft und Körperbeherrschung: Athletiktrainer Mikoleit zeigt, was möglich ist.

fci.de: Wo trifft man dich in deiner Freizeit? Hast du Ingolstädter Hot-Spots für dich gefunden?

Mikoleit: Ich nutze die Zeit, wenn ich hier bin, um selbst neben dem Job Sport zu machen. Meistens bin ich mit dem Fahrrad unterwegs oder gehe zum Schwimmen oder laufen. Für mich ist es wichtig, beim Sport abschalten zu können. Außerdem besuche ich auch immer mal wieder meine Schwester. An meinem freien Tag bin ich bei meiner Familie und genieße die Zeit mit ihr.

fci.de: Wie schwer ist es, wenn die Familie in Datteln ist und man selbst in Ingolstadt lebt? Wie bekommt ihr es hin?

Mikoleit: Die meisten Sachen organisieren wir übers Telefon. Dann sehen wir uns alle sieben bis zehn Tage. In der Vorbereitungszeit im Januar kann es auch vorkommen, dass wir uns drei Wochen nicht sehen. Als die Kinder noch kleiner waren, war es auch einfacher, dass die Familie mal ein Wochenende zu Besuch kommt. Mittlerweile haben die Kinder, die zwölf und sechszehn Jahre alt sind, eigene Interessen. Mein Sohn Louis spielt zum Beispiel selbst Fußball und hat entsprechend am Wochenende Turniere oder Spiele. Aber wir bekommen das gut hin.

fci.de: Welche Sportarten waren in deiner Kindheit deine Favoriten?

Mikoleit: Fußball und Schwimmen waren meine Hauptsportarten. Zunächst war Fußball voll mein Ding, ich habe jeden Tag auf dem Platz verbracht. Von zwölf bis ich 14 Jahre alt war, habe ich beides parallel gemacht, Fußball und Schwimmen. Das ging teilweise so weit, dass ich morgens einen Vorlauf geschwommen bin, dann zum Fußballspiel gegangen bin, um abends den Endlauf zu schwimmen. Irgendwann musste ich mich aber für einen Weg entscheiden. Ich war im Fußball ganz gut und hatte sogar ein Angebot von Schwarz-Weiß Essen, die meine Ausbildung bezahlen wollten. Allerdings hatte ich schon sehr früh Knie-Probleme, sodass mein Arzt mir empfohlen hat, schwimmen zu gehen. Unter Tränen habe ich dann das Fußballspielen aufgegeben.

fci.de: Du warst während deines Studiums auch in den USA. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

Mikoleit: Ich war mit den Schwimmern regelmäßig im Trainingslager in Fort Lauderdale in Florida. In der Zeit habe ich dort einen Schwimmer aus Litauen kennengelernt und wir haben uns angefreundet. Der war in Florida an der Universität und hat mich gefragt, ob ich nicht Lust darauf hätte, dort ins Schwimmteam zu kommen. So kam eins zum anderen und ich bin für ein Jahr dort an die Universität gegangen. Das war eine super Zeit.

fci.de: Wie bist Du denn an das Fachgebiet Leistungsdiagnostik gekommen?

Mikoleit: Das kam über meine aktive Zeit am Olympiastützpunkt. Dort wurden verschiedene Tests gemacht und haben mein Interesse geweckt. Dass man anhand von Tests herausfinden kann, wie leistungsfähig man ist und man sich dann durch systematisches Training entwickeln kann, hat mich schon früh fasziniert. Durch learning by doing und verschiedene Praktika habe ich meine ersten Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt.

fci.de: Du hast ein Unternehmen für Leistungsdiagnostik geleitet. Wie kam es dazu?

Mikoleit: Durch verschiedene Stationen zuvor unter anderem an Reha-Zentren und Sportstudios, habe ich mich irgendwann selbständig gemacht. Ich muss sagen, dass das schon schwer war, denn neben der eigentlichen Arbeit, kommt es als Selbständiger auch auf andere Dinge wie Marketing, Kontakte usw. an. Das aufzubauen ist nicht ganz ohne. Parallel dazu war ich als Freiberufler auch beim FC Schalke 04 tätig und dort verantwortlich für die Entwicklung der Nachwuchskonzeption im Bereich Konditionstraining und Leistungsdiagnostik.

fci.de: Wie blickst du auf die Zeit in der Knappenschmiede zurück?

Mikoleit: Ich habe dort viel gelernt, da ich bis dahin eher aus dem Individualsport kam. Ich hatte auch diese Trainingsphilosophie und war der festen Überzeugung, dass im Fußball zu wenig gemacht wird. Mit der Erfahrung musste ich feststellen, dass das eine völlig andere Belastung ist, die man mit anderen Individualsportarten nicht vergleichen kann. Im Fußball müssen die Jungs Woche für Woche auf Top-Niveau sein, dementsprechend muss das Trainingskonzept angepasst werden.

fci.de: Wie wird man dann Athletik-Trainer bei einem Fußballclub?

Mikoleit: Da gehört aus meiner Sicht eine Menge Glück dazu. Es gibt so viele Trainer, die diesen Job sicherlich ähnlich gut machen. Man muss allerdings das Vertrauen von einem Club und den Verantwortlichen bekommen und flexibel sein. Darüber hinaus muss es natürlich auch innerhalb des Trainerteams passen. Idealerweise ist der eigene rote Faden, das Trainingskonzept, kompatibel zu dem des Vereins und des Cheftrainers.


Wenn "Miko" an den Parcours bittet, geht es meistens ans Eingemachte.

fci.de: Wolltest du schon als Kind Trainer werden? Was fasziniert dich an deinem Job?

Mikoleit: Im Kindergarten habe ich wohl einmal gesagt, dass ich Fußball-Bundestrainer werden möchte (lacht). Nein, an unserem Job fasziniert mich, dass wir unsere Spieler weiterentwickeln können und diese Fortschritte auch beobachten können. Egal ob im Ausdauer-, Kraft- oder Schnelligkeitsbereich. Dass man den Spielern dabei helfen kann, in diesen Bereichen besser zu werden, macht Spaß.

fci.de: Nun arbeitest du im Trainerteam mit zwei „alten Bekannten“ –  Martin Scharrer (Torwarttrainer) und Michael Henke (Co-Trainer) – und mit Maik Walpurgis und Ovid Hajou (Co-Trainer) mit zwei neuen Coaches zusammen. Wie würdest du eure Zusammenarbeit beschreiben?

Mikoleit: Wir sprechen sehr viel über das Training und versuchen uns, gegenseitige Impulse zu geben. Jeder bringt seine Erfahrung mit ein und versucht das Training entsprechend zu gestalten und eine Gesamtkonzeption hinzubekommen. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut.

fci.de: Vielen Dank für das Gespräch!