„Die Lilien vom Bölle“ – Der SV Darmstadt 98 im Portrait

Die geschichtsträchtige Spielstätte der Lilien.

„Die Lilien vom Bölle“ – Der SV Darmstadt 98 im Portrait

09. Mai, 2019 09.00 Uhr

An dieser Stelle stellen wir euch die kommenden Gegner der Schanzer in der 2. Bundesliga vor. Heute im Portrait: Der SV Darmstadt 98, stetiger Begleiter, Konkurrent und kommender Gegner unserer Schanzer. Während die Lilien in sicheren Gewässern schwimmen, geht es für den FCI um lebenswichtige Zähler im Kampf um die Liga.

Vereins-Historie
Mit der Gründung des FK Olympia 1898 Darmstadt am 22. Mai 1898 begann die Vereinsgeschichte des SV Darmstadt 98. Nach der Fusion mit dem SC Darmstadt am 11. November 1919 trug der SV 98 seine Spiele offiziell als SV Darmstadt 98 aus. 1973 gewann der SVD 98 sensationell die Süddeutsche Meisterschaft und qualifizierte sich 1974 für die damals neu gegründete 2. Bundesliga. Vier Jahre später stiegen die Lilien zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte in die Bundesliga auf. Da die Spieler der Lilien auch nach dem Bundesliga-Aufstieg weiterhin ihren Berufen nachgingen, bekam die Mannschaft den Beinamen „Feierabendfußballer vom Böllenfalltor“. Allerdings mussten diese am Ende der Saison wieder den Gang in die 2. Liga antreten. 1981 sollte erneut der Aufstieg ins Oberhaus gelingen, doch auch dieses Mal war den Hessen der Klassenerhalt nicht vergönnt. Nach über zehn Jahren, in denen sich Darmstadt fest in der zweiten Liga etablierte, folgte 1993 der Abstieg in die Oberliga Hessen und teilweise in die Viertklassigkeit. Die Lilien hatten 2008 mit finanziellen Problemen zu kämpfen, konnten jedoch dank zahlreicher Solidaritäts- und Spendenaktionen die drohende Insolvenz abwenden.

Nach Ende der Drittligasaison 2012/2013 hätte der SVD eigentlich den Gang in die Regionalliga antreten müssen – jedoch geschah aus Darmstädter Sicht ein kleines Wunder: Die Lokalrivalen Offenbacher Kickers gingen ihrerseits insolvent und so wurden die Lilien vor dem Abstieg bewahrt. Unter ihrem Chefcoach Dirk Schuster spielten die Lilien eine starke Saison und konnten sich in der Aufstiegsrelegation gegen Arminia Bielefeld für die 2. Bundesliga qualifizieren. Der Aufsteiger legte eine sensationelle Saison hin, die nur von der unserer Schanzer, die am Ende der Saison 2014/2015 Zweitligameister wurden, übertroffen wurde. Mit einem Heimsieg gegen St. Pauli sicherte sich Darmstadt am 34. Spieltag den zweiten Tabellenrang und somit den dritten direkten Aufstieg in die Bundesliga! Auch hier überraschten die Lilien und schafften mit einem Sieg bei Hertha BSC am 33. Spieltag Vereinshistorisches – erstmal blieben die Hessen mehr als eine Saison erstklassig. In der Spielzeit 2016/2017 war es dann doch soweit und der SV Darmstadt 98 musste als Tabellenletzter wieder den Gang in die 2. Liga antreten. Im Unterhaus hatten die Lilien bis zum letzten Spieltag zu kämpfen und teilten somit das Los der Schanzer als Absteiger. Mit einem Sieg gegen Erzgebirge Aue hielten die Hessen am Ende als Tabellenzehnter die Klasse.

Bisherige Duelle
Erstaunlich dabei: Die ersten vier Aufeinandertreffen (2006/2007 sowie 2014/15) endeten immer mit einem 2:2-Remis, zuletzt am 21. Dezember 2014, als sich Tabellenführer (FCI) und direkter Verfolger bekämpften. Am Ende jener Spielzeit folgte der sensationelle Aufstieg für beide Teams. Ab der Bundesliga-Premierensaison 2015/2016 der Schanzer sollten keine weiteren Remis mehr folgen. Im Hinspiel behielten unsere Donaustädter die Oberhand (3:1), im Rückspiel – beide Teams befanden sich längst auf dem Weg zum direkten Klassenerhalt – ließen Kapitän Marvin Matip und Co. die Punkte in Hessen (0:2). Unvergessen: Im Hinspiel der vergangenen Saison 2016/2017, beim Debüt von Ex-Coach Maik Walpurgis, sorgte Stürmer Moritz Hartmann mit seinem sensationellen Volleyschuss (68. Minute) für einen wichtigen, aber auch durchaus glücklichen Auswärts-Dreier. Auch im Rückspiel behielten die Schanzer gegen die Hessen die Oberhand und wandelten am Ende einer durchweg siegreichen Englischen Woche einen 1:2-Rückstand in einen 3:2-Heimsieg. Auch nach dem Absteig blieb der FCI gegen die Lilien ungeschlagen: Nach einem 3:0-Heimsieg trennte man sich im Rückspiel am „Bölle“ mit einem 1:1. Dasselbe Resultat fuhren die Donaustädter im Hinspiel der aktuellen Saison ein, damals bei der Premiere von Jens Keller als Chef-Trainer.

Stadion
Der SV Darmstadt trägt seine Heimspiele im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor aus, benannt nach dem 2016 an Krebs verstorbenen, treuen Lilienfan Jonathan Heimes. Das am 30. Juli 1921 mit einer Partie gegen den SC Freiburg eingeweihte Stadion fasst 17 478 Zuschauer und wurde bereits sieben Mal renoviert. Es gilt unter Fußballromantikern als absolute Kultstätte.

Berühmte Persönlichkeiten
Darmstadt brachte sowohl in Vergangenheit als auch in der Gegenwart zahlreiche berühmte Töchter und Söhne der Stadt hervor. Prominenter und bekennender Fan der Lilien ist Schlagersänger Guildo Horn, der regelmäßig „am Bölle“ anzutreffen ist. Zu den historischen Persönlichkeiten zählt unter anderem Beno Gutenberg (1889–1960), dem die sogenannte „Richter-Skala“ zu verdanken ist. Mit Justus von Liebig (1803-1873) brachte Darmstadt einen der berühmtesten deutschen Chemiker und Begründer der Organischen Chemie, Agrikulturchemie und Ernährungsphysiologie hervor. Auch die letzte Zarin Russlands, Alix von Hessen-Darmstadt, erblickte im Juni 1872 das Licht der Welt in der hessischen Großstadt. „Kaiserin Alexandra“ wurde am 17. Juli 1918 gemeinsam mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern von den Anhängern Lenins im russischen Jekaterinburg ermordet.

Stadt und Sehenswertes in der Region
Darmstadt ist mit 155.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Hessens nach Frankfurt am Main, der Landeshauptstadt Wiesbaden und Kassel. In der Region leben etwa 431.000 Einwohner und die Stadt gehört zum Rhein-Main-Gebiet. Darmstadt gilt als Wissenschaftsstadt – dieser Titel wurde im Jahr 1997 vom hessischen Innenministerium verliehen. Gleichzeitig ist Darmstadt Universitätsstadt mit mehr als 41.000 Studenten. Darmstadts Ruf als Zentrum des Jugendstils geht auf die 1899 von Großherzog Ernst Ludwig eingerichtete Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe zurück, die auch heute noch eine echte Besucherattraktion ist. Neben der Mathildenhöhe beheimatet Darmstadt das Hessische Landesmuseum, die „russische Kapelle“, den Zoo Vivarium Darmstadt und zahlreiche weitere architektonische wie kulturelle Ziele, die eine Reise absolut lohnenswert machen. Am besten im Rahmen des Auswärtsspiels unserer Schanzer in der kommenden Saison, aber damit es ein Wiedersehen gibt, brauchen wir am Sonntag die Punkte im heimischen Audi Sportpark (Anstoß 15.30 Uhr). Auf gehts, Schanzer!