Fünf Geschichten zum Spiel gegen Eintracht Braunschweig

Filip Bilbija im Hinspiel gegen die Eintracht (Foto: Bösl / KBUMM).

Fünf Geschichten zum Spiel gegen Eintracht Braunschweig

15. Juni, 2020 12.00 Uhr

Um einem ganz besonderen Meister, nämlich den Jägermeister, Welt- und Europameister Paul Breitner, der nicht nur auf dem Spielfeld linksorientiert war, einem hoffentlich nicht stattfindenden Hupkonzert und dem gnadenlosen Auftritt unseres Teams im Hinspiel drehen sich diesmal die fünf kleinen Geschichten, mit denen wir auf das Spitzenspiel der 3. Liga am Dienstag gegen die „Mannschaft der Stunde“, Eintracht Braunschweig, einstimmen möchten. Bei noch sechs ausstehenden Partien biegt die Meisterschaft langsam aber sicher auf die Zielgerade ein. Drei „Big Points“ gegen die Niedersachsen, das wär´s! – Auf geht´s Schanzer – wir packen das!

Als Trikotwerbung noch verboten war
Nachdem Wormatia Worms in der Saison 1967/68 erstmals mit dem Versuch der Trikotwerbung scheiterte, griff Eintracht Braunschweig die Idee am 24. März 1973 wieder auf, als die Mannschaft von Jägermeister gesponsert mit Trikotwerbung in der Bundesliga spielte. Allerdings bediente man sich dabei eines Tricks, um das Verbot zu umgehen: Eintracht machte kurzerhand das Jägermeister-Firmenlogo zum Vereinswappen (Hirsch statt Löwe) und konnte so „legal“ werben. Dies war zugleich der erste große Auftritt von Günter Mast. Der Wolfenbütteler Kräuterlikörfabrikant begleitete die Eintracht in der Zeit von 1972 bis 1987 als Sponsor und zwischen 1983 und 1986 auch als Präsident. Sein publikumswirksamer Dauerstreit mit dem DFB – er wollte ursprünglich die Mannschaft in „Jägermeister Braunschweig“ umbenennen – verschaffte seinen Produkten in ganz Westdeutschland werbewirksam Schlagzeilen. Im November 1973 legalisierte der DFB dann die Trikotwerbung, die als Einnahmequelle für die Vereine nicht mehr wegzudenken ist. Übrigens offeriert der Fanshop der Eintracht nach wie vor eine umfangreiche Jägermeister Kollektion.

Paul Breitner – nicht nur auf dem Spielfeld „links“
Die Eintracht hatte in ihrer langjährigen Geschichte viele bekannte und populäre Spieler in ihren Reihen, der bekannteste aber dürfte Paul Breitner gewesen sein. Bayern-Trainer Udo Lattek erkannte das Talent des späteren Welt- und Europameisters früh, schulte ihn vom Stürmer zum linken Außenverteidiger um und schuf so den Typus eines modernen Abwehrspielers, der sich nicht auf die Defensive beschränkte, sondern auch immer wieder mit Flankenläufen zum Angriffsspiel beitrug. Öffentlich gab sich Breitner politisch links orientiert. Er posierte medienwirksam mit einer Mao-Bibel und erklärte, ein Verehrer des argentinischen Revolutionärs und Guerillaführers Che Guevaras zu sein. Durch seine politische Haltung und seine Kritik am Verein zog er sich unweigerlich den Unmut der konservativen Vereinsführung zu. Nach der gewonnenen Weltmeisterschaft 1974 wechselte Breitner gegen eine Ablösesumme von rund drei Millionen Mark zu Real Madrid in die Primera División. Nach drei Jahren in Spanien gab es in der Bundesliga keinen Verein, der die für Breitner geforderte Ablösesumme von 1,6 Millionen DM zahlen mochte – außer Günter Mast. Der Hauptsponsor von Eintracht Braunschweig und Geschäftsführer der Firma Jägermeister stellte die Summe bereit und brachte Breitner mit einem Jahresgehalt von 400.000 Mark zur Eintracht. Die Integration von Breitner in das bestehende Umfeld misslang. Trotzdem erzielte er in dieser Saison zehn Tore für Braunschweig. Nach nur einer Saison wechselte der 48-fache Nationalspieler zurück zu Bayern München. 1981 wurde er zu Deutschlands und Europas Fußballer des Jahres gewählt.

Eintracht Braunschweig – nach-Corona-top
Mit vier Siegen bei einem Unentschieden stellt Eintracht Braunschweig nach dem Re-Start der 3. Liga die Mannschaft der Stunde. Zusammen mit dem FC Bayern München II sind die Blau-Gelben das einzige Team, das in den letzten fünf Begegnungen keine Niederlage hinnehmen musste. Bei aktuell 54 Punkten sind die Niedersachsen bis auf einen Zähler an Tabellenführer MSV Duisburg herangerückt. Nach jeweils zwei Siegen und zwei Unentschieden aus den letzten vier Partien haben aber auch die Schanzer unter Chefcoach Tomas Oral wieder ihre Stabilität gefunden. Ein spannendes und richtungsweisendes Spitzenspiel also, dem Mannschaft und Fans entgegenfiebern.

FCI im Braunschweiger Autokino
Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Um trotz der Corona-Pandemie ein Stück Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, bietet die Eintracht zusammen mit einem Kinobetreiber seinen Fans die Möglichkeit, die Spiele der Blau-Gelben auf dem Braunschweiger Schützenplatz live in einem Autokino zu verfolgen. Auch das Auswärtsspiel in Ingolstadt flimmert über die große Leinwand. Der Eintrittspreis pro Auto beträgt übrigens 19,67 Euro, in Anlehnung an das bisher einzige Bundesliga-Meisterjahr der Braunschweiger im Jahr 1967. Bleibt zu hoffen, dass deren Fans am Dienstagabend keinen Grund für ein Hupkonzert haben werden … .

Macht´s nochmal Jungs!
Oh, wie war das schön! Knapp 17.500 Zuschauer im Braunschweiger Eintracht-Stadion traten nach dem 3:0-Hinspiel-Triumpf des FC Ingolstadt 04 am 2. November frustriert den Heimweg an. Die Schanzer zeigten sich an diesem Tag gnadenlos effektiv und entschieden das Topspiel innerhalb von nur sechs Minuten zu ihren Gunsten. Nach gemächlicher Anfangsphase nahm die Begegnung nach 20 Minuten Fahrt auf – und wie! Zunächst überwand Marcel Gaus Keeper Fejzic mit einem leicht abgefälschten Schuss von der Strafraumgrenze, die Kugel flog in hohem Bogen über den Eintracht-Keeper ins Tor. Zwei Minuten darauf versenkte Nico Antonitsch nach einer Ecke mit einem sehenswerten Flugkopfball. Den Dreifach-Schlag machte Maximilian Thalhammer perfekt. Erneut kombinierten sich die Ingolstädter relativ leicht durch die gegnerische Defensive und der defensive Mittelfeldspieler konnte aus zehn Metern zum 3:0 einschieben. Im zweiten Durchgang schwächte sich die Heimelf durch einen Platzverweis für Nkansah dann noch zusätzlich, als dieser nach einem rüden Foul an Peter Kurzweg an der Mittellinie vom Platz gestellt wurde. Erst in der Schlussphase hatten beide Teams noch Chancen für weitere Treffer, diese blieben aber ungenutzt. Für das Rückspiel am Dienstag kann man sich da nur wünschen: Macht´s nochmal Jungs!