Gelb-Schwarze Aufstiegsträume & Elbflorenz: Dynamo Dresden im Portrait

Gibt bei den Gelb-Schwarzen den Ton an: Markus Kauczinski, der 2016 auch schon den FCI gecoacht hatte (Foto: Bösl / KBUMM).

Gelb-Schwarze Aufstiegsträume & Elbflorenz: Dynamo Dresden im Portrait

26. Februar, 2021 09.00 Uhr

Die SG Dynamo Dresden erlebte turbulente Jahre zwischen Liga 2 und 3, aber die Fans in Gelb-Schwarz stehen wie eine Wand hinter ihrem Traditionsverein aus Sachsen. Unter dem Ex-Schanzer Markus Kauczinski kämpft man um die Rückkehr in das „Unterhaus“ und ist dabei auf einem sehr guten Weg. Wir haben den kommenden Gegner der Schanzer genauer unter die Lupe genommen. Wie immer gibts „Fünf G’schichtn“ aus oberbayerischer Sicht.

Englische Woche für Dynamo: Rückblick auf das Spiel gegen die „kloana“ Bayern
Für den FCI ist es der Start in eine spielintensive Zeit mit englischen Wochen, Dynamo hat bereits Mittwochabend eine Partie nachholen dürfen. Zu Gast war der FC Bayern München II, längst nicht der letzte Heimritt für den Liga-Primus: Vier der nächsten fünf Pflichtspiele bestreitet Dynamo kurioserweise im Rudolf-Harbig-Stadion. Überhaupt müssen Sebastian Mai, Marco Hartmann, Marvin Stefaniak und Co. bei den verbleibenden 15 Partien lediglich noch sechsmal reisen, sicherlich ein zusätzliches, kleines „Plus“ – auch wenn die Partien natürlich weiterhin ohne den (wertvollen) K-Block & Co. steigen müssen. 

Wie auch immer, gegen die „Bayern-Reserve“ mussten sich die Hausherren mit einem Zähler begnügen. Christoph Daferner hatte den Favoriten früh in Front gebracht (9. Minute), als er einen Eckstoß von Paul Will einköpfen konnte. Ebenfalls durch einen Standard markierte Maximilian Welzmüller den zweiten Treffer des Abends. Sein sehenswerter Freistoß ins rechte Toreck sorgte für getrübte Stimmung im Dynamo-Lager (68. Minute). „Bayern hat uns das Leben wirklich sehr schwer gemacht. Wir waren heute nicht gut genug“, ordnete Coach Markus Kauczinski das Geschehene danach ein. Für sein Team war es der erste Punktverlust nach drei Siegen in Serie.

In voller Wucht: Die Vereins-Historie
Der kleinste Drittligist Verl, den wir zum Auftakt unserer Reihe durchleuchtet haben, hat fast so viele Einwohner wie die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden e.V. Mitglieder – nämlich mehr als 23.000. Damit handelt es sich bei der SG um den mitgliederstärksten Verein in den neuen Bundesländern. Im Jahr 1953 gegründet, sind die Schwarz-Gelben zweifelsohne der umschwärmteste Klub im Osten Deutschlands. Dies war bereits in der Vergangenheit der Fall, was allem voran an den Triumphen zu DDR-Zeiten lag. Unmittelbar nach der Gründung wurde Dynamo erstmals Meister. Auf diesen Premierentitel sollten weitere sieben Meisterschaften folgen, dazu kamen ebenfalls sieben DDR-Pokalsiege. Auch in den internationalen Wettbewerben war Dresden regelmäßig vertreten und absolvierte insgesamt 98 Spiele im UEFA-Europapokal und im Cup der Landesmeister. Nach der Wiedervereinigung und vier Jahren in der Bundesliga erlebten die ruhmreichen Zeiten Dresdens 1995 einen herben Rückschlag: Durch einen Lizenzentzug des DFB erfolgte der Zwangsabstieg in die Regionalliga Ost, damals die dritthöchste deutsche Spielklasse. 2011 stieg Dynamo schließlich wieder in die 2. Bundesliga auf, musste aber nach drei Jahren wiederrum den Weg in die 3. Liga antreten. Dieser Aufenthalt war allerdings nur von kurzer Dauer, denn bereits nach zwei Jahren feierte Dresden den Gewinn der Drittliga-Meisterschaft. In der abgelaufenen Saison und unter Auflagen des Sonderspielbetriebs, blieb den Sachsen der erneute Gang in Liga 3 nicht erspart. Nach dem 34. Spieltag hatte der Traditionsklub nur 32 Zähler auf dem Konto. Dem Trainer Markus Kauczinski hielt man die Treue – das zahlt sich bisher aus. Mit einem stark veränderten Kader hatten die Sachsen zunächst Probleme, in der Liga anzukommen, gewannen aber schnell an Stabilität und sind die derzeit unangefochtene „Eins“.

Punkt ist Trumpf: Die bisherigen Begegnungen


Unentschieden endete das erste Aufeinandertreffen zwischen FCI und Dynamo in der Saison 2009/10 – hier versucht es der „Bomber“ (Foto: Bösl /  KBUMM).

Zum insgesamt 15. Mal treffen die Schanzer und Dresdener in ihrer Klubgeschichte aufeinander. Fünf der bisherigen Duelle konnte der FCI für sich entscheiden, zwei Partien gewann die Mannschaft aus Sachsen.  Es dominiert die früher vielbesagte „Punkteteilung“ Schon sieben Mal spielten die Vereine remis, wie auch bei der Premiere dieser Paarung im Oktober 2009 (0:0). Der jüngste Trend passt wie die Gesamt-Bilanz: Bei den letzten beiden Begegnungen stand ebenfalls schon Tomas Oral an der Seitenlinie und gab Kommandos – zweimal endete das Spiel 1:0 für die Donaustädter. Im Hinspiel war es übrigens ein früher Strafstoß mit Platzverweis gegen Dynamo, der dem Duell zweifelsohne eine gewisse Richtung gab. Es folgte ein hart umkämpftes Spiel, ein kurioses Abseits-Tor von fatih Kaya, das zu Unrecht nicht zählte und bange Schlussminuten. Der Dreier blieb aber auf der Schanz.

Top-Teams ohne herausstechenden Verwerter
Was haben Sascha Mölders, Zlatko Janjic, Terrence Boyd, Petar Sliskovic und Nicklas Shipnoski gemeinsam? Korrekt, sie alle treffen regelmäßig ins Schwarze und bilden die „Top 5“ der Drittliga-Torjägerliste. Und: Sie alle spielen nicht beim 1. oder 2. des aktuellen Tableaus. Dresdens bester Torjäger Christoph Daferner rangiert immerhin mit neun Treffern noch auf den vorderen Platzierungen, gefolgt von Philipp Hosiner (acht Tore). Bei den Schanzern sind Stefan Kutschke (sechs Treffer) und Dennis Eckert Ayensa (fünfmal erfolgreich) deutlich weiter hinten. Dafür verteilen die „Donaustädter“ ihre insgesamt 32 Treffer auch auf 15 verschiedene Torschützen, das dürfte seinesgleichen suchen. Und: Seit zwei Wochen reiht sich dabei bekanntermaßen auch Fabijan Buntic ein… Wir halten jedenfalls fest: Die Spitze der Liga zeichnet sich nicht durch „den“ Knipser schlechthin aus, sondern in der Offensive durch enorme Flexibilität und Teamwork.

Geschichtsträchtig und malerisch: Dresden
Seit dem 19. Jahrhundert hat Dresden den Spitnamen „Elbflorenz“, was immer wieder Fragen aufwirft. Nicht zuletzt deshalb, da Florenz und Dresden – geografisch gesehen – ganz woanders liegen. Das eine in der Toskana, das andere in Sachsen. Nichtsdestotrotz lassen sich bei genauerer Betrachtung einige Gemeinsamkeiten attestieren. So entstand das Bild Dresdens an der Elbe, während der „Arno“ durch Florenz fließt. Was die beiden Städte ebenfalls verbindet, ist die Kunst. Beide Orte beheimaten zahlreiche Museen und Galerien, wobei die italienischen Bauten ihren Ursprung in der Renaissance, die deutschen im Barock haben. Höchste Zeit also, dass die Pandemie der Vergangenheit angehört und der malerischen „Elbflorenz“ ein Besuch abgestattet werden kann.


Elbufer bei Nacht: Dresden kann sich durchaus sehen lassen und trägt nicht umsonst den Spitznamen „Elbflorenz“ (Foto: Pikist).