Lohmühle, Landerl, Lübeck: 5 Geschichten zum Spiel beim VfB

Dennis Eckert Ayensa wirbelte im Hinspiel gegen die Lübecker. Der 24-Jährige steht nach Schulterverletzung vor der Kader-Rückkehr (Foto: Bösl / KBUMM).

Lohmühle, Landerl, Lübeck: 5 Geschichten zum Spiel beim VfB

20. April, 2021 18.00 Uhr

Schon waren es wieder vier! Der TSV 1860 München, mit fünf Siegen und einem Unentschieden aus den letzten sechs Partien die Mannschaft der Stunde und wieder herangerückt an Hansa Rostock, Dynamo Dresden & unseren FC Ingolstadt 04. Fakt ist aber auch, dass Stefan Kutschke und Co. nur zwei Zähler hinter dem Ligaprimus rangieren und es selbst in der Hand haben, das große Ziel zu erreichen. Also: Auf drei Zähler in Lübeck, Schanzer! Mit unseren fünf kleinen Geschichten, die diesmal unter anderem von einem Fahrstuhl, einem Europabummler, einem  Deichmann und keinem Kindergeburtstag handeln, möchten wir Euch liebe Fans auf diese Flutlichtbegegnung an der Ostseeküste (Anpfiff am Mittwoch im Stadion an der Lohmühle ist um 19 Uhr) einstimmen.

Kein Kindergeburtstag
Dass der Sprung von der Regionalliga in die 3. Liga kein Kindergeburtstag ist, zeigt der Saisonverlauf des VfB Lübeck. Zum ersten Mal nach 2008 wieder drittklassig, gelang an den ersten sieben Spieltagen der laufenden Saison kein Sieg, was den Hansestädtern zunächst einmal die Rote Laterne einbrachte. Es folgte eine beachtliche Siegesserie von vier Spielen in Folge und der Sprung auf Rang zwölf. Danach gelang allerdings wieder acht Spieltage lang kein dreifacher Punktgewinn, der Sturz auf Rang 20 war die logische Folge. Zum Ende der Halbserie zierte das Team von der Lübecker Bucht das Tabellenende. Mit der Aussage: „Eine Diskussion um den Trainer gibt es nicht. Diesen Quatsch machen wir nicht mit“, stärkten die Verantwortlichen des Aufsteigers Anfang Februar Trainer Rolf Landerl demonstrativ den Rücken – und das vor den Spielen gegen 1860 München, Dynamo Dresden, Hansa Rostock und Türkgücü München. Bemerkenswert! Mit vier Unentschieden, einem Sieg und nur einer Niederlage (2:3 bei Waldhof Mannheim) ließen die Lübecker zuletzt aufhorchen und setzten damit ein deutliches und starkes Zeichen an die Konkurrenz, dass bei nur vier Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz sich an der Ostsee noch niemand mit dem Abstieg abgefunden hat.

Yannick Deichmann – bester Torschütze, bester Scorer
Yannick Deichmann, Jahrgang 1994, eilte in seiner bisherigen Profilaufbahn nicht unbedingt der Ruf des Goalgetters voraus. Aber in dieser Saison – und das trotz Abstiegskampf mit seinem VfB Lübeck – läuft es für den 26-Jährigen außerordentlich gut. Der gebürtige Hamburger spielte in seiner frühen Jugend für den FC St. Pauli und den Hamburger SV, ehe er 2012 zu Borussia Dortmund wechselte und dort bis zum Ende seiner A-Jugendzeit blieb. Zur Saison 2013/14 kehrte er zum FC St. Pauli zurück und rückte bald darauf in die erste Mannschaft auf. 2016/17 wechselte der Mittelfeldakteur zum Drittligisten VfR Aalen. Seit der Spielzeit 2017/18 spielt Deichmann beim VfB Lübeck. In der laufenden Saison ist die Nummer 10 der Lübecker mit sieben Treffern bisher nicht nur der erfolgreichste Torschütze der Grün-Weißen, er liegt in seinem Team mit elf Scorerpunkten auch weit vorne in dieser Wertung – und übrigens gleichauf mit Dennis Eckert-Ayensa. Der FC Ingolstadt 04 tut am Sonntag gut daran, ein durchaus wachsames Auge auf Yannick Deichmann zu haben.

VfB Fahrstuhl
Der VfB Lübeck konnte in seiner Vereinsgeschichte seine Eigenschaft als Fahrstuhlmannschaft nie ablegen und verbrachte zwischen 1933 und 2020 insgesamt 23 Jahre in der Erstklassigkeit, 22 in der Zweitklassigkeit, 17 in der Drittklassigkeit, 24 in der Viertklassigkeit und ein Jahr in der Fünftklassigkeit. Insgesamt 21 Mal wechselte der Verein dabei seine Ligazugehörigkeit und wurde dabei zweimal innerhalb kürzester Zeit von der Zweitklassigkeit in die Viertklassigkeit durchgereicht. Demgegenüber schaffte es der Verein auch einmal, innerhalb von zwei Jahren von der Viert- in die Zweitklassigkeit aufzusteigen. Spannend, ob es in dieser Saison mit dem Klassenerhalt klappt, oder der Fahrstuhl wieder eine Etage tiefer hält.

Hinspiel: Trotz Überlegenheit nur ein Punkt für die Schanzer
Mit einem für den FC Ingolstadt 04 ärgerlichen 1:1-Unentschieden endete einen Tag vor Nikolaus das Hinspiel gegen den VfB Lübeck. Das Team von Tomas Oral war vom Anpfiff weg die spielbestimmende und aktivere Mannschaft, konnte ihre Überlegenheit aber nicht in Tore ummünzen. Marcel Gaus scheiterte zweimal am glänzend reagierenden Lübecker Keeper, ehe Caniggia Elva einen Eckball aus der Drehung direkt nahm, den rechten Pfosten aber um Haaresbreite verfehlte. So ging es torlos in die Kabinen. Der an diesem Tag starke Elva hatte auch die ersten Chancen im zweiten Durchgang: Erst wurde er von Michael Heinloth bedient, köpfte aber zu unplatziert, dann parierte der Keeper seine 20-Meter-Granate. In der 72. Minute dann die hochverdiente Führung für die Heimelf: Stefan Kutschke versenkte eine scharfe Heinloth-Flanke unhaltbar per Kopf. Die im zweiten Durchgang weiter sehr zurückhaltenden Lübecker antworteten nach wenigen Minuten nach einem langen Befreiungsschlag mit dem plötzlichen Ausgleich: Mit dem ersten echten Torschuss der Partie lupfte Steinwender über den herausgeeilten Fabijan Buntic hinweg ins Tor (78.). Die bedienten Schanzer warfen in den letzten Minuten noch einmal alles nach vorne, der Siegtreffer blieb allerdings verwehrt.


Caiuby und Co. spielten 2011 schon mal an der Lohmühle – allerdings gegen St. Pauli  in der Liga, das ausweichen musste (Foto: Bösl / KBUMM).

Europabummler
Beschäftigt man sich ein wenig näher mit Gäste-Coach Rolf Landerl, so kommt einem spontan in den Sinn: Es passt zwischen ihm und dem VfB Lübeck. Landerl ist Österreicher und seit 2016 Cheftrainer beim VfB Lübeck. Von 2009-2011 war der 45-jährige als Spieler für die Grün-Weißen aktiv und erzielte in 57 Spielen neun Tore. Landerl wurde am 24. Oktober 1975 in Wien geboren und ist österreichisch-finnischer Doppelstaatsbürger. Der Fußball-Europabummler startete seine Karriere in der Jugend des SK Rapid Wien. 1995 ging er erstmals ins Ausland und wechselte in die slowakische Hauptstadt zu Inter Bratislava, wo er bis 1997 in der ersten slowakischen Liga zum Einsatz kam. Der Transfer nach Bratislava kam eher zufällig zustande. Landerl sah in Österreich keine Möglichkeit, Profifußball zu spielen. Dadurch entschied er sich für ein Auslandsstudium in der Slowakei. Nach einem Probetraining bei Inter konnte er aber überzeugen und erhielt einen Vertrag. In der Saison 1995/96 gewann er den slowakischen Fußballpokal. In seinem letzten Jahr bei Bratislava gelangen ihm 10 Tore in 26 Spielen, und prompt wurde man in Holland auf ihn aufmerksam.
1997 folgte der Wechsel zu AZ Alkmaar in die Niederlande. Mit Alkmaar schaffte er 1997/98 den Aufstieg in die Ehrendivision, verletzte sich aber und verpasste den Anschluss. Weiter ging es zu Fortuna Sittard und danach zum FC Groningen. Nach guten Leistungen in Groningen, reichte es zu Beginn der Saison 2004/05 für einen Wechsel in die portugiesische Super Lig. Kein Wunder, dass sich Landerl selbst als „Legionär aus Leidenschaft“ bezeichnet. Höhepunkt seiner Spielerkarriere war zweifelsohne sein einziges Länderspiel für das Team Österreich, das am 18. Februar 2002 gegen Deutschland in Leverkusen mit 6:2 für die Gastgeber endete. Seine Spielerkarriere beendete er 2012 in Österreich. 2016 übernahm Landerl die Regionalligamannschaft des VfB Lübeck. Unter ihm belegte der VfB in den folgenden Spielzeiten stets Plätze unter den besten Vier, wobei in der Saison 2018/19 mit drei Punkten auf den VfL Wolfsburg II knapp die Meisterschaft verpasst wurde. Die Saison 2019/20 wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie im März unter- und später abgebrochen. Der VfB Lübeck stand zu diesem Zeitpunkt nach 25 Spielen auf dem 1. Platz und wurde zum Meister sowie zum Aufsteiger in die 3. Liga erklärt, da die Nord-Staffel in dieser Saison den Direktaufsteiger stellte.