Florian Zehe: „Ein positives Zeichen – wieder Rasen unter den Füßen“

Florian Zehe arbeitet seit 2011 für den FCI. Seit Sommer 2019 ist er Technischer Direktor des Clubs (Foto: Bösl / KBUMM).

Florian Zehe: „Ein positives Zeichen – wieder Rasen unter den Füßen“

12. April, 2020 09.00 Uhr

In seiner ersten Saison als Technischer Direktor der Schanzer läuft es sportlich sowohl im Nachwuchs- als auch Herrenbereich in die richtige Richtung, doch wie jeder andere muss nun auch Florian Zehe mit den Unwägbarkeiten der Corona-Krise umgehen. Wir sprachen zum Start in die Osterfeiertage mit dem 40-Jährigen über unsichere Zeiten, in denen er dennoch auch Chancen und Potenziale erkennt.

fci.de: Hallo Florian! Mittlerweile sind auch unsere Profis wieder in Kleingruppen im Betrieb, nachdem schon einige Liga-Konkurrenten die Vorbereitung aufgenommen hatten. Ein Schritt zurück zur Normalität im Profi-Fußball?

Florian Zehe: „Jeder Club versucht sich derzeit mit dem Spagat zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und der Verantwortung gegenüber dem Verein. Dabei sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem es nach intensivem Austausch mit der Politik wieder möglich wurde, einen sehr reduzierten Trainingsbetrieb aufzunehmen. Wobei – und das möchte ich explizit betonen – die Gesundheit zweifellos oberste Priorität hat. Ich glaube aber es hilft den Jungs schon, wieder Rasen unter den Füßen zu spüren. Ein ‚Schritt zur Normalität‘ wäre mir etwas zu viel des Guten, davon sind wir weit entfernt. Aber es ist ein positives Zeichen für alle, die sich als ein Teil des FCI sehen.“

fci.de: Wie intensiv beschäftigst du dich als Technischer Direktor mit der Thematik „Corona“?

Zehe: „Sehr umfassend – sowohl, was die mediale Berichterstattung angeht, als auch im Hinblick auf Konsequenzen und Anforderungen, die dadurch für uns als Fußballverein und letztlich auch als Unternehmen entstehen. Es ist nicht immer einfach, die richtigen Schlüsse zu ziehen, aber ich bin überzeugt, dass sich insgesamt viele Maßnahmen der Politik bemerkbar machen. Die Aufgabe ist es in meinen Augen, diese richtig zu interpretieren und bestmöglich auf sich anzuwenden. Privat wie auch beruflich.“

fci.de: Du verantwortest unsere Scouting-Abteilung, die du selbst acht Jahre lang geleitet hast, sowie die Bereiche Kaderplanung Profis und Nachwuchsleistungszentrum. Wie gestalten sich denn aktuell die Planungsarbeiten?

Zehe: „Alles andere als normal. Die Situation erfordert, dass wir uns mit verschiedenen Szenarien befassen – längere Pausen, Saisonverschiebungen, vielleicht aber auch ein geregelter Betrieb, da ist vieles denkbar im Moment. Im Profibetrieb gestaltet sich das einen Tick einfacher. Dort arbeiten alle darauf hin, dass der Betrieb auf Sicht wieder anläuft. Im Nachwuchsbereich hat der DFB ja bereits die Rahmenbedingungen für eine längere Pause bis hin zu einem kompletten Saisonausfall geschaffen. Entsprechend wird dadurch schon eine enorme Flexibilität erforderlich. Wir haben wöchentlich viele Talk-Runden mit den Trainern und Verantwortlichen, jeder vor seinem Bildschirm, halten uns auf dem Laufenden und planen bestmöglich. Dasselbe gilt für unser Scouting-Team, das seine tagtägliche Arbeit derzeit ausschließlich anhand von Videomaterial verrichten kann.“

fci.de: Wie bewertest du die Entscheidung des DFB im Hinblick auf den Jugendbereich?

Zehe: „Absolut positiv – die einzig sinnvolle Lösung für den Fußball. Ich glaube, jeder im Amateur- und Jugendbereich hält es für sehr schwierig, dass wir die Spiele bis 30. Juni durchbekommen. Damit einher geht ja auch eine Auf- und Abstiegsregelung, die bestenfalls sportlich gelöst werden sollte, nicht an grünen Tischen. Die Zeit dafür sollte man sich im Sinne des Wettbewerbs auch nehmen und daher finden wir die Lösung gut.“

fci.de: Die Fußballwelt bleibt natürlich gespannt, wie und wann es mit dem Betrieb weitergeht – speziell im Profibereich. Du bist in den vielen Sitzungen – derzeit ausschließlich auf digitalem Weg – mit den Verbänden dabei, wie laufen die Gespräche?

Zehe: „Aus der aktuellen Krise können wir lernen, dass ein Austausch auch sehr kurzfristig mit Videokonferenzen möglich und hilfreich ist. Dadurch ist mittlerweile – anders als noch in den ersten Tagen nach dem Shut-Down – jedenfalls viel Verständnis innerhalb der Liga für die Situation des anderen vorhanden. Bei dem Ganzen ist auch wichtig, dass sich die Vereine mit individuellen Äußerungen zu den konkreten Überlegungen, Inhalten oder möglichen Szenarien zurückhalten, dementsprechend nur soviel: Ich bin optimistisch, dass wir innerhalb der 3. Liga zu vernünftigen und gemeinsamen Lösungen kommen werden.“

fci.de: Vielen Dank für das Gespräch!