Relegation, Raubein, Röhl: Fünf Geschichten zum Spiel gegen Hansa Rostock

Traf entscheidend im Hinspiel: Merlin Röhl (Foto: Bösl / KBUMM).

Relegation, Raubein, Röhl: Fünf Geschichten zum Spiel gegen Hansa Rostock

02. Mai, 2021 12.00 Uhr

Einbiegen auf die Zielgerade. Noch vier Spiele, noch 360 Minuten, noch zwölf Punkte! Eine spannende Saison neigt sich ihrem finale furioso zu. Was leider fehlt, sind die Fans und Zuschauer in den Stadien, die diese Dramatik auf den Rängen spüren und mit Leben füllen. Nach der kurzen „Pokalpause“ geht es am Dienstag für unsere Jungs nach Rostock zum ersten von vier Show-Downs. Mit unseren fünf kleinen Geschichten möchten wir Euch, liebe Fans, auf diese Begegnung, die um 19 Uhr angepfiffen wird, einstimmen. Sie handeln diesmal unter anderem von einer starken Rückrunde, einer erfolgreichen Relegation, der ersten Halbzeit und Herausragendem. Auf geht´s Schanzer, wir gehen direkt hoch. Punkt!

Starke Rückrunde

Während sich Hansa in der Hinrunde ein klein wenig „zurückhielt“ und zur Halbzeit Tabellenrang sechs belegte, nahm die Kogge nach der Halbserie so richtig Fahrt auf. Nach 15 Spielen der Rückrunde liegen die Ostseestädter mit 36 Punkten in der Rückserie unangefochten auf Rang eins. Sieben Zähler Rückstand haben die Schanzer, die das zweitbeste Team der Rückserie stellen, dicht gefolgt von den Münchener Löwen (28). Mit 27 Punkten findet sich Aufstiegsfavorit und Wieder-Tabellenführer Dynamo Dresden auf dem vierten Rang. Das echte Tabellenbild wiederum spricht vier Partien vor dem Schluss noch keine, eindeutige Sprache. Klar ist: Zu verschenken hat das Quartett da oben überhaupt nichts mehr. Trainer Tomas Oral Ende letzter Woche: „Es gibt keinen Favoriten. Alle vier haben sich eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet. Wir werden nicht herumtaktieren, sondern mit breiter Brust nach Rostock reisen, um das Maximale herauszuholen.“

Wiesinger, Wohlfahrth, Gerber – FCI entscheidet nervenaufreibende Relegation für sich

Der sowohl für den FC Ingolstadt 04 als auch den FC Hansa Rostock wohl bedeutendste direkte Vergleich dauerte gleich einmal 180 Minuten. Im Mai 2010 trafen beide Vereine als Relegationsteilnehmer zum Aufstieg bzw. Verbleib in der Zweite Liga aufeinander. Beim ersten „Show-Down“ in der Tuja-Arena drückte Steffen Wohlfarth nach Flanke von Moritz „Mo“ Hartmann das Leder aus kurzer Distanz mit der Brust über die Linie und sicherte der Elf des damaligen Trainers Michael Wiesinger den so wichtigen Auftaktsieg.

Drei Tage später, am 17. Mai 2010, fand im Ostseestadion das mit Spannung erwartete Rückspiel statt. FCI-Coach Wiesinger nahm im Vergleich zum Hinspiel eine – entscheidende – Änderung vor. Fabian Gerber ersetzte Moise Bambara – ein Schachzug, der sich auszahlen sollte. Bereits nach acht Minuten erzielte der linke Außenbahnspieler nach feinem Zuspiel von Kapitän Stefan Leitl den Führungstreffer. Hansa mühte sich, aber die Schanzer blieben das gefährlichere Team. Wohlfarth, Hartmann und Leitl scheiterten bei Kontern jeweils knapp. Die Entscheidung in der 78. Minute war dann erneut Gerber vorbehalten. Nach Doppelpass mit Wohlfarth schoss er mit einem platzierten Schlenzer in die rechte Torecke den FC Ingolstadt 04 nach einem Jahr Abstinenz zurück in die Zweite Liga.


Schon zu Zeiten von Mo Hartmann (2009 bis 2018) war Rostock meist ein gutes Pflaster: Von neun Vergleichen gewann der FCI insgesamt sechs (Foto: Bösl / KBUMM).

Du musst sie in der ersten Halbzeit packen

Wirft man einen Blick auf die Gegentorverteilung der laufenden Saison, kommt man zu dem Ergebnis, dass Stefan Kutschke & Co. am Dienstag einiges daransetzen sollten, das Spitzenspiel in den ersten 45 Minuten zu entscheiden. Mit 20 Gegentoren im ersten Durchgang finden sich die Weiß-Blauen in der unteren Tabellenhälfte wieder, während das Team von Jens Härtel in der zweiten Halbzeit mit Abstand die wenigsten Gegentreffer aller Teams kassiert. Da passt es ganz gut ins Bild, dass die Schanzer sehr geschickt im Verteilen ihrer Treffer sind. 24 wurden im ersten Durchgang erzielt, 23 im zweiten.

Herausragend

Er ist der Top-Spieler der Saison: Markus Kolke – zumindest, wenn es nach der Beurteilung durch den „kicker“ geht, übrigens dicht gefolgt von Leo Weinkauf (MSV Duisburg) und der „Wampe von Giesing“, Sascha Mölders. Der Torhüter der Rostocker bestritt in der laufenden Saison alle Spiele für sein Team kassierte bei nur 31 Gegentreffern mit die wenigsten der Liga. 2011 wechselte der heute 30-jährige von Waldhof Mannheim zu Wehen Wiesbaden und blieb dort acht Jahre. Größter Erfolg war 2019 der Aufstieg in die 2. Liga über den Umweg Relegation gegen ….. ach, egal! Trotz des Erfolges schloss sich der Franke Kolke zur folgenden Drittligasaison Hansa Rostock an und genoss auf Anhieb das absolute Vertrauen seines Trainers Jens Härtel. Mittlerweile führt er sein Team als Kapitän aufs Feld. Kolke ist Rekordtorhüter in der Dritten Liga und konnte in der laufenden Saison seinen Kasten bereits 13mal sauber halten – zudem gilt er als Elfmeterkiller. Herausragend!

Übrigens haben die Ostseestädter noch einen „Herausragenden“ in ihren Reihen. Mit neun gelben und einer roten Karte ist Rostocks Mittelfeldspieler Jan Löhmannsröben das Raubein in Liga 3. Der 30-Jährige war 2020 von Münster in die Hansestadt gewechselt und ist ein wichtiger Eckpfeiler im Team von Trainer Jens Härtel.

Hinspiel: Youngster Merlin Röhl entscheidet die Partie mit seinem Tordebüt

Vierter gegen Sechsten lautete die Tabellenkonstellation vor dem Hinspiel beider Teams am 16. Dezember im Audi Sportpark. Das Spiel begann abwartend, steigerte sich mit zunehmender Spieldauer aber zum Krimi. Nach 37 Minuten gingen die Schanzer in Führung. Nach einem Diagonalball von Marcel Gaus ging Dennis Eckert Ayensa hinterher und seine Flanke verwertete der unbeaufsichtigte Merlin Röhl per Direktabnahme zum 1:0. Das erste Profitor für den talentierten Youngster. Die Heimelf hätte danach aufstocken müssen. Hansa-Keeper Kolke war jedoch bei einer Eckert Ayensa-Volleyabnahme ebenso auf dem Posten wie wenige Sekunden später gegen Thomas Keller, der aus sechs Metern zum Abschluss gekommen war. Die Führung der Donaustädter zur Pause ging absolut in Ordnung, hätte sogar höher ausfallen müssen. Der zweite Abschnitt begann mit einer Doppelchance für Eckert Ayensa – leider ohne Erfolg. In einem umkämpften Spiel, in dem Marc Stendera und Stefan Kutschke verletzt ausschieden, wurde es zunehmend spannender. Die Schanzer verpassten die Vorentscheidung und Rostock kam auf. Als Filip Bilbija flach für Ingolstadt traf, ertönte bereits die Torhymne, doch Eckert Ayensa hatte Kolke im Abseits stehend irritiert. Ein Krimi hatte sich entwickelt, und in der sechsminütigen Nachspielzeit ließen die Gäste noch zwei Großchancen auf den Ausgleich liegen – unter anderem rettete einmal die Latte.