Sabrina Wittmann: „Wichtig ist, was du als Coach kannst“

Sabrina Wittmann ist Deutschlands erste Trainerin in der A-Junioren-Bundesliga. (Foto: FCI)

Sabrina Wittmann: „Wichtig ist, was du als Coach kannst“

14. April, 2019 09.00 Uhr

Novum in Deutschlands höchster Nachwuchs-Spielklasse: Sabrina Wittmann leitet mit Unterstützung von Ralph Gunesch und Fabian Reichler bis zum Saisonende die Schanzer U 19 und ist damit die erste Trainerin in der Geschichte der Junioren-Bundesliga. Sie war zuvor schon als Co-Trainerin des Teams tätig und übernimmt aber nun für die nächsten Wochen die Aufgaben von Roberto Pätzold, der mit Thoms Karg temporär die abstiegsbedrohte U 17 in der Bundesliga übernimmt und zum Klassenerhalt führen soll. Mit fci.de sprach die junge Trainerin über ein besonderes NLZ, eine einzigartige Chance und wie es nach dem Sieg zum Einstand weitergeht.

 

fci.de: Servus, Sabrina! Du bist schon seit geraumer Zeit in unserem Schanzer Nachwuchsleistungszentrum tätig und wurdest nun mit der Aufgabe betraut, unsere U 19 als erste Trainerin überhaupt in der A-Junioren-Bundesliga zu coachen. Sicher etwas Besonderes für dich, doch was wird sich nun ändern?

Sabrina Wittmann: Absolut! Dieses Vertrauen zu bekommen, freut mich extrem und ist für mich eine große Ehre. Es verändert sich aber erstmal gar nicht so viel. Ich habe mehr Verantwortung und muss Entscheidungen treffen, doch im Prinzip ist die grundlegende Herausforderung, die Philosophie von Roberto weiterzuführen. Roberto und Thomas haben einen überragenden Job gemacht und ich konnte extrem viel von ihnen lernen.

fci.de: Das hat bei deinem Einstand mit einem 2:0 über die Stuttgarter Kickers auch sehr gut funktioniert! Roland Reichel, der sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, bezeichnete die Entscheidung als „nicht mutig, sondern logisch und aus voller Überzeugung getroffen“. Gibt dir das ein gutes Gefühl?

Wittmann: Es freut mich sehr! Ich könnte verstehen, wenn es von außen als mutig aufgefasst wird. Das Vertrauen und die Überzeugung spüre ich hier im Verein aber schon immer – ob das damals bei der U 10 war oder dann bei der U 13 und U 14 als Cheftrainerin. Ich hatte und habe nie das Gefühl, dass mein Geschlecht eine Rolle spielt, sondern ich wurde danach bewertet, wie ich mein Training gestalte oder ein Team leite. Ich wurde nie anders behandelt und habe mich immer sehr wohlgefühlt. Wir sind in unserem NLZ allgemein sehr offen und jung aufgestellt. Das ist in dieser Form schon einzigartig.

fci.de: Was wirst du deinem Team in den kommenden Wochen mitgeben. Gibt es Stellschrauben an denen du drehen möchtest?

Wittmann: Grundsätzlich geht es darum, Robertos erfolgreiche Spielidee fortzusetzen und diese sehr gute Saison bestmöglich abzuschließen. Schließlich haben wir noch große Ziele. Unter anderem wollen wir uns noch über den BFV-Pokal für den DFB-Pokal qualifizieren. Unser fußballerischer Ansatz wird sich dabei nicht ändern. Wir werden den bisherigen Weg weitergehen, auch wenn sicherlich eine eigene Note dazukommt. Im Training wird die ein oder andere Übung etwas anders aussehen, doch es ändert sich nichts Grundlegendes. Die Jungs haben dieses System perfekt verinnerlicht und sind damit erfolgreich. Ich muss sagen, dass ich auch deshalb mit so viel Vorfreude diese Aufgabe angenommen habe, weil ich das Team genau kenne und einfach tolle Charaktere dabei sind auf die man sich zu 100% verlassen kann.

fci.de: Nun sorgte zuletzt beispielsweise auch Inka Grings als erste Trainerin einer Regionalligamannschaft für Aufsehen. Ist da aus deiner Sicht eine Entwicklung hin zu mehr Offenheit zu erkennen?

Wittmann: Ich denke, das hängt immer sehr mit den jeweiligen Entscheidungsträgern zusammen. Doch da geht es Männern auch nicht anders. Jemand muss zur richtigen Zeit auf dich bauen und dann kannst als Trainer vorankommen. Grundsätzlich finde ich schon, dass sich eine gewisse Offenheit entwickelt. Das sieht man auch zunehmend Erstliga-Trainern, die nicht mehr zwingend zahlreiche Profi-Jahre vorweisen müssen. Ich sehe, egal ob bei jungen Coaches oder Trainerinnen, dabei aber keine große Revolution, sondern eine stetige Entwicklung. Der Fußball ist aus meiner Sicht schon eine Männer-Domäne und das mag auch nicht jedermanns Sache sein, doch wichtig ist zunehmend, was du kannst und wie offen die Verantwortlichen sind. Es gibt sicher noch einige weibliche Coaches, die das Zeug dazu haben, doch am Ende ist es wie bei den meisten Spielern: Bekommst du das Vertrauen und die Chance oder nicht?