„Sex, Drugs and KFC Uerdingen“: Der Krefelder Verein im Portrait

Der KFC beim Sieg im DFB Pokal gegen Holstein Kiel 1974 (Foto: Magnussen, Friedrich (1914-1987) – Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69612598).

„Sex, Drugs and KFC Uerdingen“: Der Krefelder Verein im Portrait

Die Serie ist gerissen durch die Niederlage in Würzburg, aber weiter geht’s! Nach dem 3:0-Erfolg im Hinspiel kommt es nun zum Wiedersehen mit dem KFC Uerdingen (Samstag, 15. Februar, 14 Uhr im Audi Sportpark). Ein Besuch zum Heimspiel der Schanzer lohnt sich nicht nur wegen unseren schwarzen-roten Jungs: Auch die Krefelder haben einiges zu bieten! Welche Fußballlegenden bereits im Trikot der Rot-Blauen aufliefen und warum der Verein nicht nur mit seinem Stadion und weltbekannten Rockstars, sondern sogar mit dem eigenen Maskottchen für Furore sorgt, erfahrt ihr hier. 

Historie

Was haben Oliver Bierhoff, Kevin Großkreutz und Ailton gemeinsam? Sie trugen alle im Laufe ihrer Karriere das Trikot des FC Uerdingen 05. Generell sollte man den Traditionsverein aus Krefeld, der 1905 unter dem Namen FC Uerdingen 05 gegründet wurde, auf dem Schirm haben. In der Saison 1920/21 konnte man Meister der damals höchsten Spielklasse werden. Nach dem Höhenflug folgte ein tiefer Fall: Ende der 1920er Jahre war man bereits wieder in die Bezirksklasse abgestiegen. In den 1940er Jahren fusionierte der Verein mit dem Konkurrenten VfB Uerdingen. Diese Fusion löste sich allerdings ’48 wieder auf. In den kommenden Jahren sollte sich viel tun bei Uerdingen. Nicht nur der Name des Vereins veränderte sich immer wieder einmal – gleiches galt auch für die Klasse, in der man spielte. In der Saison 1974/75 waren die Uerdinger dann nicht nur Gründungsmitglied der 2. Bundesliga, sie schafften auch den direkten Aufstieg ins Oberhaus, das man allerdings nach einer Spielzeit wieder verließ. Doch dann, 1977, kündigte sich an, dass man mit den Uerdingern rechnen musste. Im DFB-Pokal zogen sie ins Halbfinale ein und unterlagen dort Hertha BSC.

Doch die bis dato erfolgreichste Ära des Vereins sollte in den Jahren zwischen 1983 und 1995 folgen – in dieser Zeit räumte man so richtig ab: 1985 holten die Nordrhein-Westfalen den DFB-Pokal, drei Jahre später den DFB-Hallenpokal nach Krefeld. Den europäischen Intertoto-Cup gewann man mehrere Male. ’88, ’90, ’91 und ’92 gingen die Krefeleder als Sieger hervor.

Wie so oft im Fußball folgten nach den Jahren des Erfolgs auch schwere Zeiten. Das zeigte sich gerade im Hinblick auf die finanzielle Situation des Vereins. Im Jahr 2005 stand der KFC, inzwischen kurz vor dem Abstieg in die vierte Liga, ohne Hauptsponsor, aber mit laufendem Insolvenzverfahren kurz vor dem Konkurs. Nachdem man dann von 2008 auch drei Jahre in der Niederrhein-Liga auch klassenmäßig einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte, ging es – zwar langsam und mit Rückschlägen – dennoch wieder bergauf für die Krefelder. Und schließlich hatte man es in der Saison 18/19 dann auch wieder in die 3. Liga geschafft und belegte den 11. Tabellenrang. Dort belegt man aktuell einen Mittelfeldplatz. Nach einem tollen Schlussspurt zum Jahresende (5 Spiele ohne Niederlage) setzte es im neuen Kalenderjahr zwei Niederlagen zum Auftakt.

Bisherige Duelle

Im Hinspiel konnten die Schanzer die Punkte aus der esprit-Arena entführen. Gegen den einstigen Bundesligisten traf Caniggia Elva bereits nach drei Minuten zur Führung. Fatih Kaya (91.) und Stefan Kutschke (92.) setzten den Schlusspunkt und sorgten für großen Jubel bei der Gästemannschaft. Es war allerdings der letzte Triumph vor der dann insgesamt fünf Liga-Spiele andauernden Durststrecke des FCI. Wie auch immer, längst sind die Donaustädter im Flow (13 Spiele ohne Niederlage) und wollen auch im zweiten Aufeinandertreffen mit dem KFC alles dafür tun, damit das so bleibt.


Agy Diawusie im HInspiel gegen den KFC Uerdingen. Der Youngster kam von der Bank und wirbelte kräftig (Foto: Bösl / KBUMM).

Stadion

Das sorgte im letzten Sommer für ein mittelschweres Beben im Pott: Der KFC spielt in dieser Spielzeit nicht im Grotenburg-Stadion, sondern im 16 km entfernt Düsseldorf. Und zwar im Stadion der Fortuna, der Merkur-Spiel-Arena, das den Schanzern aus vielen, heißen Duellen in den letzten Jahren bestens bekannt ist. Wie es dazu kam? Laut Medienberichten hätte man im heimischen Stadion keine Drittliga-Lizenz erhalten, da die Bedingungen vor Ort nicht den Anforderungen des DFB entsprächen. Fest steht: Lediglich die Unterränge des 54 000 Zuschauer fassenden Stadions stehen bei diesen Partien der Uerdinger zur Verfügung. Mitunter wird man dadurch unweigerlich an die „Geisterspiel-Atmosphäre erinnert, die man in Ingolstadt beispielsweise in Dresden erleben mussten (2015).


Die Tore des Grotenburg-Stadions bleiben diese Saison für die Anhänger des KFC geschlossen. 

Maskottchen

Der sogenannte „Grotifant“, das nach einem, Esel, einem Seelöwen, einer Ziege und einem Roboter, fünfte Maskottchen der Krefelder, hat sich eine eigene Rubrik verdient. Immerhin sorgte Andreas „Bossi“ Bosheck, der mehr als 14 Jahre das Elefantenkostüm trug, immer wieder für Schlagzeilen. Eine dicke Haut bewies er dabei allerdings nicht. Vielmehr geriet er immer wieder in Rangeleien, sei es mit Spielern anderer Vereine – unvergessen der Faustschlag von Fortunas Carsten Nulle 2004 – mit Schiedsrichtern oder gar mit den eigenen Fans. So kam es im Jahr 2015 in den letzten Minuten der Partie gegen den VfR Fischeln zu folgender kuriosen Situation: Nachdem einer der Fans ihm den oberen Teil des Kostüms am Rüssel wegriss, reagierte Bosheck im wahrsten Sinne kopflos, und kletterte in den Fanbereich. Das eine kam zum anderen und so lieferte sich das Maskottchen der Krefelder eine Schlägerei mit den eigenen Anhängern. Nichtsdestotrotz, man hielt an dem leidenschaftlichen und langjährigen KFCler fest, der unter anderem bei TV-Total zu Gast war und zum „schönsten Maskottchen NRW“ gekürt wurde. Inzwischen arbeitet Bosheck im Funktionsteam. 

Berühmte Persönlichkeiten

Wie könnte es anders sein: Der nichts auslassende „Grotifant“ schaffte es im Jahr 2015 auf die ganz große Bühne – zu einem Rockkonzert von The Libertines in Düsseldorf. Aber der Reihe nach: Der wieder einmal skurrilen Geschichte geht voraus, dass Frontmann Pete Doherty als Sohn eines dort stationierten britischen Soldaten in Krefeld aufwuchs und sein erster Fußballstadionbesuch – wie könnte es anders sein – beim KFC war – dabei hinterließ auch das Maskottchen bleibenden Eindruck. Und so organisierte der befreundete Fotograf Gerrit Starczewski kurzerhand den Gastauftritt des Maskottchens während des Konzerts des britschen Rockstars. Doherty war begeistert – auch, als ihm Starczewski ein Trikot sowie die Mitgliedschaft der Uerdinger überreichte. Über die Mitgliedschaft des Rockers beim Verein titelte seinerzeit die Süddeutsche Zeitung: „Sex, Drugs and KFC Uerdingen“. 

Stadt und Sehenswürdigkeiten

Uerdingen ist heute ein Stadtteil Krefelds. Im Jahr 1929 war es hingegen Teil der Doppelstadt Krefeld-Uerdingen. Nachdem Uerdingen der Stadtstatus unter dem NS-Regime genommen wurde, schaffte man es nach dem II. Weltkrieg, mit einer neuen Ortssatzung kommunale Autonomie zu erlangen – bis zur neuen Bezirksverfassung 1975. Interssant ist ferner auch die Bedeutung Uerdingens für die Germanistik: Die sogenannte Uerdinger Linie trennt die Regionen in denen nordniederfränkischer beziehungsweise südniederfränkischer Dialekt gesprochen wird. Wo der Unterschied liegt? Während man in Uerdingen „ech“ oder „isch“ für „ich“ sagt, ist nördlich hingegen von „ick“ die Rede. Als Wahrzeichen gilt übrigens die Uerdinger Rheinbrücke, von der der Duisburger Stadtteil Mündelheim erreichbar ist. Wie gesagt, werden unsere Schanzer ihr Gastspiel allerdings in Düsseldorf absolvieren. Dass es dort eingies zu sehen und zu erleben gibt, wussten die Ingolstädter Auswärtsfahrer schon von den Gastspielen. Wir freuen uns in jedem Fall auf die Gäste aus dem Rheinland, die am kommenden Wochenende die Schanz besuchen!