Schanzer U 21: „Mehr Ausbildungsteam geht nicht“

Unsere Schanzer U 21 will sich in der Bayernliga Süd weiterentwickeln und zeigen, was in ihr steckt. (Foto: Roland Geier)

Schanzer U 21: „Mehr Ausbildungsteam geht nicht“

16. Oktober, 2019 12.00 Uhr

Segen für den Verein, aber ein kleiner Fluch für unsere U 21? In dieser Spielzeit bekommt der Schanzer Nachwuchs mehr denn je seine Chancen im Profiteam des FC Ingolstadt 04. Was jeden Schwarz-Roten freut, bedeutet für die U 21-Coaches Alex Reifschneider und Chris Kappel allerdings, dass die Aufgabe in der Bayernliga Süd nicht leichter wird. Im Hinrunden-Endspurt analysieren wir mit den beiden den aktuellen Entwicklungsstand der FCI-„Zweitvertretung“, sprechen über Zielsetzungen und worauf es im Kern wirklich ankommt.

fci.de: Servus, Alex und Chris! Die Hinserie in der Bayernliga Süd neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wie fällt euer bisheriges Fazit nach 15 Spielen aus?

Alex Reifschneider: „Ich glaube, dass wir erstmal ein positives Fazit ziehen können. Für uns war es besonders wichtig, sich von jeglicher Erwartungshaltung lösen zu können, um erstmal in der Liga anzukommen. Wir versuchen aus der Mannschaft das Bestmögliche herauszuholen und natürlich wollen wir das Maximum herausholen, doch eine gewisse Inkonstanz bei den Ergebnissen überrascht uns nicht völlig. Uns ist bewusst, dass wir eine junge Mannschaft haben und oft auf Gegner treffen, die durchschnittlich sechs bis sieben Jahre älter sind und hochmotiviert in das Spiel gegen diese ‚Zweitvertretung‘ gehen. Es ist nur natürlich, dass das für unser Team mit einem Altersschnitt knapp über 19 Jahren eine große Herausforderung darstellt. Mit jedem Spiel im Herrenbereich gelingt es den Jungs besser, richtig Fuß zu fassen, diese Zeit geben wir ihnen ganz bewusst.“

fci.de: Seid ihr der Meinung, dass schon das Bestmögliche aus der Mannschaft herausgeholt wurde oder wo seht ihr konkrete Punkte, an denen noch gearbeitet werden muss? Wie schafft man es, dass 18-Jährige einen erfahrenen Gegner, wie beispielsweise Wasserburg, erfolgreich ärgern können und am Ende nicht eine 1:5-Niederlage steht?

Chris Kappel: „Ich glaube, das ist ein Entwicklungsprozess – Alex hat das gerade auch schon angedeutet. Wir sehen im Nachwuchsbereich immer wieder, dass bei den U 21-Teams der Knoten erst im Laufe der Rückrunde so richtig platzt. Ich denke, dass auch unsere Jungs nochmal einen großen Sprung machen können, weil mit der Masse der Partien eine gewisse Spielreife kommen wird. Es geht darum, sich gegen große Widerstände zu wehren und diese Stück für Stück zu bekämpfen. In diesem ganz natürlichen Prozess befindet sich unser Team.“

Reifschneider: „Es geht immer besser, aber ich glaube schon, dass wir vom Potenzial her im oberen Drittel der Tabelle zu verorten sind – und da stehen wir auch. Die große Herausforderung für uns ist, Konstanz in unsere Spiele zu bekommen. Zu oft agieren wir noch zu emotional und ungestüm, wollen manchmal zu viel und verursachen dadurch beispielsweise zu häufig Platzverweise. Daraus müssen und werden die Jungs lernen. Klar ist allerdings auch, dass man – gerade als NLZ-Mannschaft – immer wieder versuchen muss Ergebnis, Spielweise und Entwicklung voneinander zu trennen und einzeln zu betrachten. Es ist unsere Aufgabe das zu tun und mit dem Team die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.


Das Gespann Reifschneider/Kappel glaubt an sein Team, gibt den Jungschanzern aber auch die nötige Zeit. (Foto: FCI)

fci.de: Gibt es denn überhaupt eine konkrete Zielsetzung, die ihr euch vor der Saison gesetzt habt oder momentan verfolgt?

Reifschneider: „Beim Thema Erwartungshaltung muss man grundsätzlich zwischen intern und extern trennen. Ich glaube, dass Außenstehende damit gerechnet haben, dass wir als Absteiger sofort ganz oben angreifen. Doch in Anbetracht der Umstände – und dass wir nach wie vor ein Ausbildungsteam sind – stand fest, dass wir die Erwartungshaltung für uns anders definieren müssen. Wir haben nicht nur einen sehr jungen, sondern auch einen kleinen Kader zur Verfügung. Und da kommen wir zum wichtigsten und positivsten Teil: Das liegt vor allem daran, dass so viele Jungs den Sprung zu den Profis geschafft haben und regelmäßig dort trainieren oder spielen.
Das jüngste Beispiel ist Gordon Büch, den wir eigentlich als erfahrenere Stütze eingeplant hatten. Doch genau darum geht es uns, das ist unsere Aufgabe. Möglichst viele Spieler sollen in der Lage sein, den Sprung zu schaffen und der FC Ingolstadt 04 kann richtig stolz sein, dass aktuell so viele Akteure diese Chance bekommen. Das ist vielleicht momentan nicht optimal für unseren U 21-Kader, aber einfach nur überragend für den Verein!“

Kappel: „Man muss klar sagen: Viel mehr Ausbildungsteam geht nicht. Das heißt, der Draht zum Profibereich und der Austausch könnten nicht enger sein. Das bezieht sich aber nicht nur auf das Miteinander neben dem Platz, sondern mehr denn je auf die Akteure. Wir hoffen natürlich, dass aus der aktuellen Mannschaft, aber auch in Zukunft, noch viele weitere Jungs an die Profi-Tür klopfen können – sie haben in jedem Fall das Zeug dazu.“

fci.de: Wäre dann nicht dennoch die Regionalliga Bayern, aus der ihr leider zwangsabsteigen musstet, als Liga besser geeignet, um die Jungs zu entwickeln? Muss nicht der Aufstieg das große Ziel sein?

Kappel: „Ich glaube es macht keinen sehr großen Unterschied für unsere jungen Spieler. Sicherlich gibt es bei den Gegnern gewisse Qualitätsunterschiede und momentan einige weniger bekannte Namen zu sehen, doch am Ende ist es richtig intensiver Herrenfußball, alle Kontrahenten kommen vor allem über die mannschaftliche Geschlossenheit. In der Regionalliga Bayern wirst du als Zweitvertretung schon anders wahrgenommen als in der Bayernliga Süd, denn aktuell werden wir in fast allen Spielen als Favorit gesehen, das war im letzten Jahr anders. Wir müssen gegen stets hochmotivierte Gegner in jeder Partie ans absolute Limit gehen, um Punkte mitnehmen zu können.“

Reifschneider: „Es ist ganz einfach, denn wenn man sich unsere Ergebnisse ansieht, wird klar, dass unsere Jungs aktuell in der Bayernliga Süd gut gefordert sind. Natürlich bringt die Regionalliga Bayern andere Möglichkeiten mit sich, egal ob finanzieller Natur oder wenn es darum geht, einen Spieler davon zu überzeugen, hierher zu wechseln. Wir stehen jedoch dort, wo wir stehen, fokussieren uns voll auf diese Aufgabe und darauf, die Jungs weiterzuentwickeln.“

fci.de: Stichwort Entwicklung: Was wollt ihr bis zum Ende des Jahres noch von euren Jungs sehen?

Reifschneider: „Definitiv wollen wir in allen Bereichen den nächsten Entwicklungsschritt sehen, allerdings werden wir den nicht am Tabellenplatz fest machen. Wir wollen eine gewisse Entwicklung im Spiel, also auf fußballerischer Ebene, sehen und dass die Jungs weiter an den Widerständen wachsen. Wir werden gut vorbereitet und aus Fehlern lernend in das nächste Spiel gehen, denn wir sind fest davon überzeugt, dass wir in der Gesamtheit trotz allem auf einem guten Weg sind. Am Freitag wollen wir das gegen Ismaning um jeden Preis unter Beweis stellen.“