Henke: „Der faire, sportliche Wettbewerb ist ein hohes Gut“

Michael Henke, Direktor Sport bei den Schanzern, sieht große Herausforderungen für Sport und Gesellschaft (Foto: Bösl / KBUMM).

Henke: „Der faire, sportliche Wettbewerb ist ein hohes Gut“

13. März, 2020 18.00 Uhr

Der Corona-Virus ist längst auch bei den Schanzern angekommen: Aufgrund der schnellen Virus-Verbreitung arbeiten Profis und Nachwuchs-Mannschaften nur noch eingeschränkt und nicht-öffentlich. Verbände, Vereine und auch Medien diskutieren über das weitere Vorgehen. fci.de hat bei Direktor Sport Michael Henke nachgefragt, wie er die aktuelle Situation einordnet, wie die Arbeit der Profimannschaft unter Tomas Oral derzeit aussieht und welche Gedankenspiele nun stattfinden.

fci.de: Michael, seit Mitte der Woche steht fest: Die kommenden beiden Liga-Spiele fallen für uns aus, die Gesamtsituation verschärft sich durch permanente Nachrichten rund um Corona für den Spielbetrieb. Du hast schon einiges erlebt im Profifußball, wie ordnest du die aktuelle Lage ein?

Michael Henke: „Es ist für alle eine neue Situation. Man kann sich nicht berufen auf irgendeinen, bereits vorhanden Fall. Das macht es kompliziert, aber es ist für den Profi-Fußball wie für die gesamte Gesellschaft auch eine gemeinsame Herausforderung, die man annehmen muss. Wir sollten alle die Ruhe bewahren und auf die Entscheidungen der Experten vertrauen – das ist aus meiner Sicht ganz wichtig.“

fci.de: Darum auch zum Sportlichen: Unser neuer Chef-Trainer Tomas Oral trainiert aufgrund der Umstände derzeit nicht öffentlich und muss auf seinen „Pflichtspieleinstand“ am Wochenende verzichten. Vorteil oder Nachteil?

Henke: „Einerseits ist es schade, dass wir den Impuls des Trainerwechsels nicht gleich nutzen können. Zugleich hat Tomas nun mehr Zeit, um mit der Mannschaft intensiv zu arbeiten. Von daher gibt es positive und negative Aspekte.“

fci.de: Tomas Oral hat das Ziel Aufstieg im Grunde ausgesprochen, nachdem wir uns im bisherigen Verlauf nach außen deutlich defensiver positioniert hatten. Wie bewertest du das?

Henke: „Absolut positiv: Ich hatte nichts anderes erwartet und so kenne ich Tomas auch. Wir haben zwei Punkte Abstand auf einen Aufstiegsplatz, sind in einer anderen Saisonphase als im letzten Sommer, daher ist es absolut plausibel, dass der neue Chef-Trainer davon spricht, oben anzugreifen. Meine Unterstützung hat er. Klar ist aber auch, dass wir erstmal wieder in die Spur finden müssen, bevor wir einen Blick auf die Tabelle werfen. Dafür ist er genau der richtige Mann und deshalb haben wir uns für ihn entschieden.“

fci.de: Um im Aufstiegsrennen mitzumischen, müssten wir erst einmal wieder auf dem Platz stehen und spielen. Über die Weiterführung des Spielbetriebs berät der DFB am Montag – hat sich an unserer Haltung etwas verändert?

Henke: „Nein, überhaupt nicht. Bei allen Zwängen geht die Gesundheit vor, die hat oberste Priorität. Dennoch bleiben wir bei der Prämisse: Solange die Gesundheit gewährleistet werden kann, müssen wir alles dafür tun, um den Wettbewerb fortzusetzen und zu Ende zu spielen. Der faire, sportliche Wettbewerb ist ein hohes Gut, und wenn es eine Möglichkeit gibt, die Saison 19/20 sauber zu Ende zu bringen, muss das passieren.“

fci.de: Bitter: Dieses Szenario würde bedeuten, dass die Vereine wohl häufig ohne Kulisse spielen…

Henke: „Das ist sogar mehr als bitter! Schließlich spielen alle Mannschaften für die Fans und Menschen, die sie anfeuern! Auch wir wollen vor unseren Anhängern spielen – Die Schanzer-Fanszene hat sich klasse entwickelt und wenn ich da an unser Remis in Halle denke, bin ich stolz, dass man trotz der Durstrecke so zu uns hält. Dieses Feuer brauchen wir auch auf den Rängen. Nur: Wenn es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, müssen trotzdem auch weiterhin Wege gesucht werden, wenige Spiele ohne Stadionbesucher auszutragen. Dabei wäre es aus meiner Sicht natürlich wünschenswert, dass die Fans ihre Clubs trotzdem live am Fernseher oder im Stream verfolgen können.“

fci.de: Vielen Dank, Michael!