NLZ: „In Zukunft noch bessere Balance im jeweiligen Kader“

NLZ-Leitung mit Roland Reichel (links) und Ronnie Becht.

NLZ: „In Zukunft noch bessere Balance im jeweiligen Kader“

02. Juni, 2016 12.00 Uhr

Doppelspitze im Schanzer NLZ: Im Interview sprechen die beiden Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Ronnie Becht und Roland Reichel über die vergangene und aktuelle Spielzeit unserer Junioren-Teams, kurz- und langfristige Ziele der Jungschanzer sowie die allgemeine Entwicklung im Nachwuchsbereich des FC Ingolstadt 04.
fci.de: Hallo ihr beiden! Zunächst wollen wir auf die vergangene Spielzeit im sogenannten Leistungsbereich (U 17, U 19, U 23) zurückblicken. Wie sah das jeweilige Ziel der Teams aus und wie gestaltete sich der Saisonverlauf?

Roland Reichel:
Für die U 23 gilt die langfristige Zielsetzung, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben und unseren jungen Spielern die besten Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, um ihnen den Sprung in den Profifußball zu ermöglichen – im Idealfall natürlich in das Team des FC Ingolstadt 04. Wir sind mit einer sehr jungen Truppe in diese Spielzeit gestartet. Doch nach einem holprigen Start, der für so ein Team relativ normal ist, haben wir uns toll stabilisiert, über einen langen Zeitraum sehr erfolgreich gespielt und waren zeitweise sogar unter den ersten fünf. Dadurch hatten wir schon früh die Sicherheit, nicht abzusteigen. Die Schlussphase konnten wir daher auch als Vorbereitung für die neue Saison nutzen, Dinge ausprobieren und Spielern Matchpraxis ermöglichen. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit den Leistungen und dem Gesamtverlauf!

Ronnie Becht:
Mit unserer U 19 betraten wir zu Saisonbeginn Neuland und spielten erstmals in der A-Junioren-Bundesliga. Als Aufsteiger war der Nichtabstieg das klare Ziel, dass wir nach einer sehr intensiven und spannenden Saison letztlich erreicht haben. Allen Beteiligten gebührt daher ein großes Lob für die geleistete Arbeit. In einer extrem starken Liga mussten wir uns zwar erst zurechtfinden, haben aber insbesondere in der Rückrunde tolle Auftritte gezeigt und am Ende verdient die Klasse gehalten. Besonders erwähnenswert sind auch die Ergebnisse, die wir neben dem Ligabetrieb erzielt haben: Wir haben den BFV-Pokal und die bayerische Hallenmeisterschaft gewonnen. Dank ersterem konnten wir uns sogar für den DFB-Pokal der nächsten Spielzeit qualifizieren – in der Summe ein riesiger Erfolg!

Reichel: Die U 17-Junioren befinden sich aktuell noch im Ligabetrieb, konnten an eine vielversprechende Hinrunde aber nicht anknüpfen. Das große Ziel war der Aufstieg in die Bundesliga der B-Junioren, doch der direkte Konkurrent aus Unterhaching war einfach konstanter und gab sich keine Blöße. Obwohl wir schon drei Punkte vor ihnen lagen trennen uns nun sechs Zähler, das ist bitter. Doch wir schauen schon jetzt nach vorne auf die nächste Spielzeit, haben diese Saison eingehend analysiert und werden erneut alles versuchen, um den Aufstieg verwirklichen zu können.

fci.de:
Stichwort nach vorne schauen: Mit welchen Voraussetzungen und Erwartungen gehen diese Teams in die neue Saison?

Reichel: Die Ziele der U 23 wurden ja schon zuvor behandelt. Auch bei der U 19 ist erneut der Klassenerhalt das Ziel. Langfristig wollen wir uns in der A-Junioren-Bundesliga etablieren und es schaffen, in jeder Spielzeit möglichst früh Planungssicherheit zu haben. In der nächsten Saison wird dieses Unterfangen aber womöglich nochmals schwerer als in diesem Jahr. Einerseits verlassen uns einige Stammkräfte und schließen sich der U 23 oder einem anderen Verein an, andererseits sind sehr starke Teams aufgestiegen, die es uns schwer machen werden.
Ähnlich ist es auch bei der U 17 gelagert, nur orientieren wir uns dabei, wie gesagt, nach oben und wollen aufsteigen. Da mit Nürnberg aber ein absolutes Top-Team abgestiegen ist und nur eine Mannschaft aufsteigen kann, erwartet uns in dieser Altersklasse ebenfalls eine echte Mammutaufgabe. Dennoch freuen wir uns schon und gehen voller Zuversicht in die kommende Spielzeit!

Neben der U 17 sind auch die jüngeren NLZ-Teams teilweise noch in ihren Ligen aktiv. Wie ist da der Stand, wo ist es noch spannend und welche Teams konnten überzeugen?

Reichel: Unsere U 16 – also der jüngere Jahrgang der B-Junioren – spielt eine erfolgreiche Saison und konnte am vergangenen Spieltag sogar auf den zweiten Rang springen, der zum Aufstieg berechtigen würde. Das Problem ist jedoch, dass sie dann in der selben Liga wie unsere U 17 spielen würden, was nicht erlaubt ist – der Aufstieg ist also blockiert. Dennoch freuen uns die guten Leistungen sehr! Das gilt ebenfalls für unsere U 15-Junioren, die in der Liga auf dem ersten Rang stehen und sich ein packendes Duell mit der SpVgg Bayern Hof liefern. Am 10. Juni kommt es zwischen diesen beiden Teams wahrscheinlich zum „Entscheidungsspiel“ um die Meisterschaft. Nur der Erstplatzierte dieser Liga kann aufsteigen, muss sich zuvor aber noch in einem Relegationsspiel messen – in unserem Fall wäre das die SpVgg Unterhaching. Für Spannung im Endspurt ist also gesorgt.

fci.de: Die erwähnte U 14- und U 13- Junioren der Schanzer spielen in sogenannten Förderligen. Darin befinden sich ausschließlich NLZ-Teams die Woche für Woche gegeneinander antreten und sich – ohne möglichen Auf- oder Abstieg – messen. Wie läuft es in diesen Ligen und was sind die Besonderheiten?

Reichel: Wie erwartet fiel der Start in diese Ligen nicht leicht, doch wir haben uns gut zurechtgefunden und sind zufrieden mit den Leistungen in diesen Ligen. Grundsätzlich zielen wir in allen Bereichen immer mehr auf die Entwicklung der Spieler, als auf den reinen sportlichen Erfolg ab. Das schließt aber nicht aus, dass unsere Jungs hier einen unbedingten Siegeswillen mit auf den Weg bekommen und eine Siegermentalität entwickeln sollen. Zu unserem Konzept gehört es ebenfalls, dass wir auf entwicklungsfähige Spieler setzen. Andere NLZ’s unterscheiden sich da teilweise von uns und suchen auch schon in diesem Alter oft nach physisch sehr starken Spielern. Allerdings haben wir gemerkt, dass sich junge Fußballer, trotz der geringeren Bedeutung des tabellarischen Erfolgs, tendenziell für die Teams entscheiden, die in dieser Liga weiter oben stehen. Auch deshalb versuchen wir, in Zukunft eine noch bessere Balance in den jeweiligen Kader zu bringen und uns anders zu verstärken, als wir es bisher getan haben. Unser Grundgedanke bleibt dennoch bestehen und wir werden sicherlich keine undurchdachten Transfers tätigen.

fci.de: Eine Thematik, die für das NLZ immer wieder wichtig ist, stellt die Zertifizierung dar. Wie lässt sich in diesem Bereich der aktuelle Stand beschreiben?

Becht: Nach wie vor haben wir mit drei Sternen die höchstmögliche Auszeichnung und damit Top-Bedingungen für alle Beteiligten – ob für Spieler, Trainer oder Verantwortliche. Gegen Ende der nächsten Saison wird dieser Status zum wiederholten Mal überprüft und wir sind optimistisch, dass wir wieder das Topresultat erzielen.

fci.de: Die ausgezeichneten Bedingungen und Entwicklungen wurden gerade angesprochen. Wie sehen diese konkret aus?

Becht: Wir haben in allen Bereichen schlichtweg herausragende Voraussetzungen. Gerade im infrastrukturellen Bereich sind wir sensationell aufgestellt und im Vergleich zu einigen anderen Zentren sogar etwas weiter. Besonders hilfreich ist der sehr positive und häufige Austausch mit Geschäftsführer Sport und Kommunikation Harald Gärtner, dem der Jugendbereich ein sehr großes Anliegen ist. Auch Sportdirektor Thomas Linke ist in Entscheidungen im Nachwuchsbereich eingebunden. Durch diese Unterstützung ist gewährleistet, dass wir und alle Beteiligten im NLZ einen möglichst guten Job machen können. Insgesamt sind wir personell gut aufgestellt, haben ein homogenes Team, welches langfristig zusammenarbeitet und kaum Fluktuation aufweist. Ein großes Dankeschön gebührt natürlich auch den zahlreichen Helfern und Ehrenamtlichen, die uns mit großer Leidenschaft unterstützen und ohne die es nicht gehen würde.

fci.de: Das NLZ des FC Ingolstadt 04 scheint also aktuell und für die Zukunft gut gerüstet zu sein.

Reichel: Definitiv! Ich kann mich Ronnie nur anschließen. Absolut positiv ist auch die steigende Anzahl an jungen Fußballern, die wir für den BFV-Leistungskader stellen – immerhin deutschlandweit einer der stärksten. Hinzu kommen erste Einladungen zu den DFB-Junioren. Insgesamt sind wir auf einem sehr guten Weg und erhalten nun zusätzlich mit Markus Kauczinski einen Chef-Trainer für die Profis, der ein bekannter Jugendförderer ist und ein spezielles Auge auf den NLZ-Bereich hat. Dadurch versprechen wir uns eine Steigerung der zuletzt ohnehin hervorragenden Durchlässigkeit zwischen Profis und Nachwuchs. Wir freuen uns schon auf die Zusammenarbeit und alle Herausforderungen, die uns in der kommenden Spielzeit erwarten!

Becht: Stolz macht mich zudem, dass eine stete Weiterentwicklung in allen Bereichen erkennbar ist. Wir wachsen konstant und nachhaltig, können beispielsweise nun auch große Talente in unseren Reihen halten, die vor einigen Jahren wohl noch den Verein verlassen hätten. Die Weichen für eine positive Zukunft sind also gestellt, doch jedem ist bewusst, wie viel Arbeit dahintersteckt und uns noch erwarten wird.