„Sogar aus Nigeria kamen Nachrichten“ – Unser Fanbeauftragter über Zuschauer und Zuspruch

Das Bindeglied zu den FCI-Fans: Sebastian Wagner (Foto: Bösl / KBUMM).

„Sogar aus Nigeria kamen Nachrichten“ – Unser Fanbeauftragter über Zuschauer und Zuspruch

20. Juli, 2020 17.00 Uhr

Zehn Tage ist es nun her, dass der FC Ingolstadt 04 trotz einer bärenstarken Leistung und einem 3:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg den Aufstieg in Liga 2 verpasst hat. Während unsere Jungs das bittere Ende der Spielzeit 2019/20 im Urlaub versuchen abzuhaken, arbeiten wir die Erlebnisse noch einmal auf – dieses Mal aus Sicht unseres Fanbeauftragen. Sebastian Wagner schaut auf den Re-Start zurück, gibt Einblicke in die Reaktionen vieler FCI-Anhänger und erläuertet den aktuellen Stand in puncto „Fußballspiele mit Zuschauern“.

…die Kommunikation mit den Schanzer Anhängern seit Corona: „Ich habe sehr regen Austausch mit Fanklubleitern und Ultragruppierungen gehabt, einfach um zu sehen, was ihr Plan bei Heim- und Auswärtsspielen ist. Denn manche Szenarien, die sich bei anderen Vereinen abgespielt haben, wollten wir unbedingt vermeiden. Deshalb ist mir der Informationsfluss mit den Fans besonders am Herzen gelegen. Hier sind ausschließlich virtuelle Methoden zum Einsatz gekommen. So gab es im Vorfeld des Re-Starts eine Videokonferenz mit Direktor Sport Michael Henke, um den Fanklubleitern und Vertretern der Ultraszene zu erklären, warum der Verein darauf erpicht ist, die dritte Liga fortzusetzen – und die Resonanz war sehr positiv. Die Fans haben verstanden, warum jeglicher Zutritt zum Stadion strengstens untersagt ist. Nichtsdestotrotz haben sie sich zum FCI bekannt und unter anderem mit Plakaten, die an Brücken angebracht worden sind, auf die aktuelle Lage aufmerksam gemacht sowie die Bevölkerung dazu aufgerufen zu Hause zu bleiben, getreu unserem Motto ‚SchanzerDahoam‘. Außerdem ist eine Hilfsaktion ins Leben gerufen worden, bei der für Risikopatienten gemeinschaftlich Essen gekauft und dieses auch ausgeliefert wurde.“

…die Fanunterstützung im Rahmen des Re-Starts: „Im Vorfeld der Begegnungen hat es viel positiven Zuspruch durch die eigenen Fans gegeben: Entweder durch Spruchbänder, die vor und im Audi Sportpark angebracht worden sind, oder dadurch, dass die Mannschaft in Empfang genommen worden ist – vor dem Stadion oder Teamhotel und mit ausreichend Abstand. Dass derartige Aktionen hilfreich sein können, hat man beim Rückspiel gesehen. Immerhin sind die Jungs auf’s Spielfeld marschiert und haben drei Tore gegen Nürnberg geschossen…“

…den Endspurt der Schanzer in der abgelaufenen Spielzeit: „Auch mit etwas Abstand fühlt sich alles noch unwirklich an, doch der Blick muss nach vorne gehen. Dennoch: Direkt nach Abpfiff des Relegationrückspiels habe ich mich natürlich gefragt: Was kannst du als Mensch beziehungsweise Fan noch an psychischem Druck verkraften. Zuerst zeigen die Jungs gegen 1860 München eine super Leistung, Selbiges beim Relegationsrückspiel gegen den „Club“ – und beide Male wird die Mannschaft in letzter Sekunde um den Aufstieg gebracht. Mir haben bereits vor Spielschluss FCI-Anhänger geschrieben und mich beglückwünscht. Doch in beiden Fällen habe ich darauf verwiesen, dass die Partie noch nicht für beendet erklärt worden ist und demnach noch Vieles passieren kann. Ich wollte wirklich nicht Recht behalten, aber habe es am Ende des Tages leider doch. Ein bitterer Tiefschlag, aber mittlerweile überwiegt der Trotz. In der kommenden Spielzeit in Liga 3 müssen wir sofort angreifen, dürfen nicht von Ergebnissen anderer Mannschaften oder Offiziellen abhängig sein, so meine Devise.“

…die Reaktionen der Fans nach dem Nicht-Aufstieg: „Ich habe ganz viele Nachrichten erhalten, einige sogar über die Ländergrenzen hinaus. Sogar aus Nigeria haben wir, nach diesen strittigen Szenen im Relegationsrückspiel, Anteilnahme erfahren. Richtig cool finde ich eine Karikatur, die ein Künstler angefertigt hat, um sich seinen Frust über den Nicht-Aufstieg von der Seele zu malen. Darauf zu sehen ist neben dem „Fußballgott“, der sämtliche Folterwerkzeuge in den Händen hält, das Wappen des FC Ingolstadt 04. Letztlich hilft es nicht in Selbstmitleid zu versinken, man kann auch mit einem Augenzwinkern nach vorne schauen. Wenn ich dann noch an die vielen Schanzer denke, die direkt nach dem Spiel am Stadion alle Spieler mit Sprechchören und Applaus empfangen haben, dann sehe ich uns jedenfalls gut gerüstet.“

…das Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft: „Der sensationelle Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft ist im Zuge des Re-Starts für mich am deutlichsten zu spüren gewesen, als dass die Anhänger akzeptiert haben, dass die Mannschaft abgeschottet werden muss, um einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können. Auch bei den Trainingseinheiten ist niemand vor Ort gewesen oder hat Autogramme eingefordert. Stattdessen sind die Leute zu Hause geblieben und haben dadurch Verantwortungsbewusstsein gezeigt.“

…den aktuellen Stand zu Fußballspielen mit Zuschauern: „Es gibt ein sehr langes, erstes Konzept, das derzeit – zusammen mit dem Sicherheitsbeauftragten – durchgearbeitet wird. Prinzipiell kann gesagt werden, dass wir darauf zusteuern, dass eine bestimmte Anzahl an Zuschauern zugelassen werden kann. Aber wie es dann am Ende aussehen wird, das steht noch in den Sternen. Denn derartige Entscheidungen sind immer von den ortsansässigen Behörden abhängig, deshalb kann es sein, dass in anderen Städten ganz andere Statuten gelten als dies bei uns in Ingolstadt der Fall sein wird. Wir arbeiten natürlich trotzdem mit Hochdruck daran, die bestmögliche Lösung für alle zu erzielen.“