Stabilität auf der „Sechs“: Roger im Portrait

Obenauf: FCI-Mittelfeldmann Roger.

Stabilität auf der „Sechs“: Roger im Portrait

11. März, 2013 20.45 Uhr

Im vergangenen August, kurz vor Ende der Transferfrist, wechselte Roger Oliveira de Bernardo – oder kurz Roger – vom Ligakonkurrenten FC Energie Cottbus zum FC Ingolstadt 04 und unterschrieb einen Dreijahresvertrag bei den Schanzern. Am vierten Spieltag feierte er gegen den SC Paderborn sein Debüt im schwarz-roten Trikot. Nach zahlreichen Einwechslungen in der Hinrunde hat sich der Defensiv-Allrounder nun auf der „Sechserposition“ in der Startelf etabliert, absolvierte bislang alle Spiele der Rückrunde über 90 Minuten.
Nach rund sechs Monaten auf der Schanz hat sich Roger in Ingolstadt gut eingelebt, wohnt gemeinsam mit seiner Frau Thais und den zwei Hunden Bobby und Riana in der Donaustadt. Der 27-Jährige, fühlt sich in Bayern besonders wohl: „Die Menschen hier haben eine andere Mentalität. Sie sind positiv, wirken entspannter und lachen mehr. Das finde ich sehr gut.“ Auch in der neuen Nachbarschaft gefällt es dem Schanzer Neuzugang. „Wenn ich mit meiner Frau und den Hunden spazieren gehe, treffe ich viele Menschen. Sie sind aufgeschlossen und fröhlich. Die Nachbarskinder spielen gerne mit den Hunden. Da ist schon ein Unterschied zu Cottbus spürbar.“
„Ich wurde sehr gut aufgenommen“
Auch dass er erst nach Saisonstart zur Mannschaft stieß und die Vorbereitung nicht mit dem FCI absolvierte stört den defensiven Mittelfeldspieler nicht. „Das Team hat mich wirklich sehr gut aufgenommen. Es sind alles super Jungs – es macht mir Spaß mit ihnen in einer Mannschaft zu spielen“, betont Roger. Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung in Ingolstadt hatte der in Rio Claro geborene Rechtsfuß also nicht, zumal Roger beim FC Ingolstadt 04 mit Landsmann Caiuby auch auf einen alten Bekannten traf: „Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Wir haben schon als Kinder zusammen Fußball gespielt. Seine Heimatstadt in Brasilien liegt nur eine Autostunde von meiner entfernt“, erzählt er sichtlich zufrieden mit dieser glücklichen Fügung. Mit Teamkollegen Caiuby verbringt Roger auch privat viel Zeit. „Er wird oft zu uns nach Hause eingeladen. Wir kochen dann sehr gerne Brasilianisch – also meine Frau und ich. „Caiu“ kocht nicht, der kommt nur zum Essen“, erklärt Roger lachend. Und auch mit seinen anderen Teamkollegen versteht er sich gut, „zockt“ mit Manuel Schäffler, Christoph Knasmüllner, Moritz Hartmann und Pascal Groß auch in seiner Freizeit gerne. Dann allerdings auf der Playstation. „Wir verabreden uns auch öfter online und spielen dann das Spiel FIFA.“
Seine anderen Freizeitaktivitäten gestaltet Roger aber deutlich ruhiger. Neben den Spaziergängen mit den Hunden besucht er gemeinsam mit seiner Frau zweimal wöchentlich die Gottesdienste der Freien evangelischen Gemeinde Assembléia de Deus. „Der Glaube spielt in meinem Leben eine große Rolle“, erklärt er.
Bereits 2004 – damals erst 18 Jahre alt, kam Roger nach Deutschland. Er unterschrieb einen Vertrag bei Arminia Bielefeld, verließ den Verein aber nach einem halben Jahr wieder und kehrte nach Brasilien zurück. „Es war sehr schwer als junger Spieler fernab der Heimat. Das habe ich damals nicht verkraftet“, erklärt Roger diese Entscheidung, zumal die Familie für ihn eine sehr große Rolle spielt. Als den wichtigsten Moment seiner Karriere beschreibt er den Tag, an dem er seinen ersten Profivertrag als Fußballer unterzeichnete. „Weil ich von da an meine Familie finanziell unterstützen konnte“, erläutert er.

2009 der zweite Auslandsanlauf
Fünf Jahre später, 2009, wagte er den Schritt ins Ausland ein zweites Mal. Wieder führte ihn sein Weg nach Deutschland, er wechselte in die Lausitz zum FC Energie Cottbus. „Die ersten sechs Monate waren schon schwer, aber ich habe mich mittlerweile eingelebt. Nach zwei Monaten in Cottbus kam auch meine Frau nach. Das hat es einfacher gemacht.“ Auch mit dem ungewohnten Wetter in Deutschland scheint sich der Südamerikaner mittlerweile angefreundet zu haben, denn auf dem Platz ist er –ganz untypisch für einen Brasilianer– oft der einzige Spieler der bei den Schanzern mit kurzärmeligem Trikot aufläuft.

Doch der Eindruck täuscht gesteht er lachend: „Natürlich ist mir kalt, die Minusgrade nagen schon an mir. Der Winter war für mich besonders in meiner ersten Zeit in Deutschland schwer.“ Trotzdem spielt er stets in einem Kurzarmtrikot – Rogers schlichte Erklärung: „Ich brauche einfach die Bewegungsfreiheit an den Ellenbogen. Sonst fühle ich mich total eingeengt. Damit meine Hände nicht frieren trage ich aber immer Handschuhe. Die sind ein absolutes Muss.“