Werner Roß über das neue „Freistoßspray“

Eine Instanz unter Schiedsrichtern: FCI-Repräsentant Werner Roß

Werner Roß über das neue „Freistoßspray“

16. Oktober, 2014 12.00 Uhr

Werner Roß, Repräsentant des Fussballclub Ingolstadt und einst jüngster Bundesliga-Schiedsrichter, der unter anderem knapp zwei Jahrzehnte als Schiedsrichter-Berater für den DFB im Einsatz war, kennt das Regelwerk des Fußballs wie fast kein Zweiter. fci.de stellte dem Experten drei Fragen zur jüngsten Innovation im Regelbereich, dem sogenannten Freistoßspray. Es soll bei Freistößen den Punkt für den Ball und die Position der Mauer leichter durch eine deutliche Markierung per Sprühschaum festlegen.
fci.de: Herr Roß, bei unserem Spiel am Sonntag gegen den FSV Frankfurt wird der Schiedsrichter erstmals in Liga 2 das sogenannte Freistoßspray einsetzen. Wie bewerten sie grundsätzlich diese Innovation?
Werner Roß: Es ist einfach erstaunlich, wie so ein kleiner Strich die Spieler auf einmal dazu bringt, sich an die Regeln zu halten. Die Neuerung hat sich als absolut richtig herausgestellt, zuvor haben die Spieler einfach immer versucht, noch einen halben Meter oder Meter gut zu machen. Aus meiner Sicht hat sich das Spray zu hundert Prozent bewährt und es ist gut, dass es eingeführt wird.
fci.de: Warum hat es gerade in Deutschland so lange gedauert, bis das Spray, welches in anderen Ligen ja schon lange zum Einsatz kommt auch hier genutzt wird?
Roß: Die Schiedsrichter hatten im Sommer einen Lehrgang, auf dem das Thema intensiv diskutiert wurde. Ich denke das liegt einfach daran, dass wir es hierzulande mit den Vorschriften sehr genau nehmen und sowas grundsätzlich in großen Runden genau geprüft und beschlossen wird.
Glauben sie, dass die Neuerung sogar zu mehr Toren führen kann?
Roß: Nein, wenn überhaupt minimal. Die Spieler, die bisher Freistöße gut geschossen haben, werden das auch weiter tun. Man entlastet aber den Schiedsrichter enorm, der eigentlich bei frühzeitigem Vorrücken oder ähnlichem einfach den Freistoß wiederholen muss, was immer zu Verzögerungen führt. Tendenziell hat stets die Abwehr einen kleinen Vorteil gehabt, wenn der Schiedsrichter nicht genau hingeschaut hat, weil er vielleicht an anderer Stelle beschäftigt war.