Bundesliga-Helden im Portrait: Teil 14 mit Romain Brégerie

Millimeterarbeit: „Brége“ nimmt Maß

Bundesliga-Helden im Portrait: Teil 14 mit Romain Brégerie

28. Juni, 2016 17.00 Uhr

Brègerie oder Brégerie. Hauptsache Romain. Der 29-Jährige spielte seine erste Saison beim FC Ingolstadt 04 und fühlt sich mit seiner Familie pudelwohl in der Donaustadt. Was der Franzose dennoch in Bayern vermisst, welche neuen Herausforderungen er privat meistert und auf welche Blockbuster der Innenverteidiger steht, verriet uns Brège im großen Interview am Rande einer Partie Golf. Denn bei seinem Hobby mit dem kleineren weißen Ball kann die Nummer 18 des FCI am besten abschalten.
fci.de: Hallo Brége, kennst du den Film Happy Gilmore?

Romain Brégerie: Ja (lacht). Aber ich habe ihn noch nicht gesehen. Die Hauptfigur, die von Adam Sandler gespielt wird, spielt ja Golf aber hat einen sehr merkwürdigen Schwung, wie ein Eishockeyspieler. Es gibt Videos im Netz, in denen zu sehen ist, wie Profigolfer diesen Schwung aus Spaß imitieren. Ich habe das auch schon probiert.

fci.de: Die Frage zielt natürlich darauf ab, dass du selbst auch in deiner Freizeit Golf spielst. Seit wann machst du das und was magst du an der Sportart?

Brégerie: Ich spiele schon wirklich lange Golf, aber ohne es dabei zu ernst zu nehmen. Im Grunde hatte ich mit acht oder neun Jahren meinen ersten Schläger in der Hand. Mein Vater war früher auch jemand, der viel Sport gemacht hat. Nachdem er Probleme mit dem Knie bekommen hat, konnte er das nicht mehr schmerzfrei ausüben. Da hat er mit dem Golf spielen begonnen und es hat ihm mit seinem Knie geholfen. Mit der Zeit hat er es dann seinen Söhnen beigebracht. Deshalb habe ich von da an immer regelmäßig gespielt und den Sport sehr gemocht. Es ist eine schöne Alternative zum Fußball. Man kann auch alleine spielen und kommt dabei gut zur Ruhe. Am besten ist es, wenn du bei schönem Wetter bei blauem Himmel und dem grünen Rasen alleine mit deinem Ball und den Schlägern bist. Da hat man Zeit für sich und kann auf andere Gedanken kommen. Das ist schön und tut mir ganz gut.

fci.de: Golf spielen hat zum Teil ja noch einen elitären touch. Wie schätzt du das ein?

Brégerie: Als ich als Kind mit dem Golf angefangen habe, war das sicherlich der Fall. Ich habe Erinnerungen an den Golfclub in Bordeaux. Dort konnte man eigentlich täglich spontan hinfahren, um zu spielen, da kaum andere Spieler anwesend waren. Heute musst du drei Tage vorher einen Termin vereinbaren, um spielen zu können. Mit der Zeit hat das ganz andere Dimensionen erlangt, denn der Sport hat enorm an Popularität gewonnen. Ich kenne viele Leute, die aus Spaß angefangen haben zu spielen oder es zumindest probiert haben. Golf hat damit das Image des Elite-Sports zunehmend abgelegt. Ähnlich wie Tennis. Das galt in den 80er Jahren ja auch als Elitesport und heute spielt nahezu jeder Tennis.

fci.de: Kann Golf spielen dir dabei helfen, insgesamt  ein besserer Sportler zu sein?

Brégerie: Hinsichtlich der Fitness würde ich persönlich nicht sagen. Da sind wir beim FC Ingolstadt mit unserem Athletiktraining sehr gut aufgestellt. Aber im mentalen Bereich auf jeden Fall. Denn in dieser Hinsicht ist Golf der schwerste Sport, den ich kenne. Diese Situation, alleine auf dem Platz zu stehen und über so lange Zeit konzentriert zu spielen, ist sehr schwer. Nur du bist für deine Leistung verantwortlich. Nach einem super Abschlag oder einem guten Loch kann es sein, dass der nächste Schlag in die Hose geht. Das macht Golf so interessant – immer mental stark und fokussiert zu bleiben. Das brauchen wir auch in unserem Sport.

fci.de: Wie viel Aufwand betreibst du, um dich zu verbessern?

Brégerie: Es gibt viele Youtube-Videos, die erklären, wie man beispielsweise seinen Schwung verbessern kann. Denn es gibt den perfekten Schwung und ein Ziel ist es, so nah wie möglich an diesen heranzukommen. Da kommt es auf Perfektion an und das bedeutet Arbeit, Arbeit, Arbeit. Diese Zeit für das Training habe ich nicht, denn ich habe natürlich auch andere Prioritäten. Außerdem gibt es ja nicht nur den Abschlag sondern auch das Putten oder den sogenannten Chip, also den Annäherungsschlag. Aber es macht Ørjan Nyland, mit dem ich oft zusammen spiele, und mir schon Spaß, an unserem Spiel zu arbeiten und immer besser zu werden.

fci.de: Schaust du dir Golf-Turniere auch im Fernsehen an und hast du hier einen Lieblingsspieler?

Brégerie: Die großen Wettbewerbe wie das Masters Golf in Augusta oder den Ryder Cup, bei denen die amerikanischen Spieler gegen die Europäer antreten, schaue ich mir gerne an. Das dauert jeweils drei, vier Tage, wenn ich dazu komme. Es ist ganz schön, wenn man das abends ein paar Stunden schauen kann. Für viele Leute ist das ja langweilig, da braucht man natürlich schon Interesse. Aber wenn ich zu Hause die Kontrolle über die Fernbedienung habe, dann schaue ich das gerne (lacht). Natürlich mag ich auch die „Altstars“. Aber in der jüngeren Generation kommen viele Talente nach. Ich muss sagen, dass mich Rory McIlroy oder Jordan Spieth echt beeindrucken. Diese haben diesen perfekten Schwung nahezu erreicht. Sie haben so viel Training in ihren Sport geschickt und trotz ihres Erfolges arbeiten sie weiter an sich und stehen jeden Tag dafür zehn Stunden auf dem Platz. Das ist wirklich beeindruckend, denn das Klischee, dass man sich beim Golf ja gar nicht richtig bewegt, trifft auf keinen Fall zu. Das ist wirklich krass, was diese Spieler leisten.

fci.de: Du bist im südwestfranzösischen Talence geboren und im daneben liegenden Bordeaux aufgewachsen. Wie viel Kontakt hast du noch in die Heimat?

Brégerie: Natürlich habe ich noch sehr viel Kontakt mit meiner Heimat. Meine ganze Familie und viele Freunde leben in Bordeaux. Ich habe extrem viel Kontakt zu ihnen. Mindestens die Hälfte meines Urlaubs verbringen wir gerne dort. Das schöne Wetter, der Strand und die Familie – das ist für mich immer die erste Anlaufstelle nach einer Saison, um ein bisschen abzuschalten.

fci.de: Vergangenes Jahr gab es eine kuriose Situation um die Schreibweise deines Namens. Wie kam es dazu und wie schreibt man dich nun tatsächlich richtig?

Brégerie: Ja, das ist schon eine kuriose Geschichte. Seit ich in Deutschland bin, wurde ich mit dem französischen „Accent aigu“, also Brégerie geschrieben. Aber ursprünglich wird mein Nachname mit einem „Accent grave“, also Brègerie, geschrieben. Die Aussprache ist somit „Brägeri“ und nicht „Bregeri“. In diesem Jahr wollte ich das in meinem Pass berichtigen lassen. Dabei ist uns aufgefallen, dass auch bei meiner Familie dieser Fehler in ihren Reisepässen gemacht wurde. Wichtig war nun, dass meine Tochter die gleiche Schreibweise wie ich habe – sonst hätten wir unterschiedliche Namen. Deshalb haben wir nun alle den gleichen „Fehler“ im Namen, um eine einheitliche Schreibweise zu haben (grinst). Mein Vater kennt sich mit unserem Stammbaum ganz gut aus und es gibt in Frankreich eigentlich auch nur eine Familie Brègerie. Und in der Historie wurden wir immer Brègerie geschrieben. Naja, heute juckt uns das nicht mehr wirklich (lacht).

fci.de: Gibt es etwas aus deiner Heimat, was du in Deutschland vermisst? Oder würdest du inzwischen Deutschland auch als deine Heimat bezeichnen?

Brégerie: Ich fühle mich definitiv sehr wohl in Deutschland und auch hier sehr heimisch. Ich vermisse sicherlich meine Familie und meine Freunde manchmal und die kann man halt nicht ersetzen. Trotzdem bin ich deshalb nicht traurig, denn es geht mir hier sehr gut. Natürlich würde ich sie gerne öfter sehen, aber so ist das nun einmal. Ich habe aber kein Heimweh obwohl ich mich natürlich schon freue, wenn ich hin und wieder einmal nach Bordeaux fahren kann. Natürlich vermisse ich auch das Wetter – aber das kann man ja schlecht mitnehmen (lacht).

fci.de: Stimmt es, dass du ein Film- und Kinofan bist? Verrätst du uns deine Top-3-Filme?

Brégerie: Ja, das stimmt. Ich schaue sehr unterschiedliche Genres an und bin da richtig interessiert und es macht mir großen Spaß, mich für die zwei, drei Stunden in einen Film hineinzuversetzen. Wenn es ein lustiger Film ist, hab ich danach zum Beispiel gute Laune. Als ich früher in Frankreich allein und weit weg von meiner Heimat war, bin ich auch oft allein ins Kino gegangen. Für viele Leute ist das unvorstellbar, aber für mich ist das kein Problem. Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn jemand während eines Filmes quatscht. Mittlerweile weiß das auch meine Verlobte (lacht). Drei Lieblingsfilme zu nennen ist sehr schwer – es gibt so viele gute Filme (überlegt). Ich mag „Heat“ mit Robert Deniro und Al Pacino. „Top Gun“ war lange meine Nummer eins. Das liegt daran, dass meine Eltern früher in Frankreich bei der Luftwaffe gearbeitet haben. Deshalb war dieser Film für mich überragend. „Gladiator“ hat mir auch sehr gut gefallen. Allgemein mag ich Filme des Regisseurs Ridley Scott. Es gibt wirklich viele gute Filme – und einige, die ich mir noch anschauen muss.

fci.de: Deine Freundin und du seid in diesem Jahr Eltern geworden. Wie hat sich euer Leben seit der Geburt eurer kleinen Tochter verändert?

Brégerie: Natürlich sehr. Die Kleine ist der Mittelpunkt unserer Familie – wir richten unseren gesamten Zeitplan nach ihr. Ein Kind macht viel Arbeit, aber wir haben sehr viel Spaß und Freude daran. Es gibt Tage, da ist unsere Tochter ein Sonnenschein und andere Tage, wenn sie sich nicht wohlfühlt, kann sie dich kaputt machen (lacht). Das ist eine ganz neue Herausforderung. Das ist schwer zu erklären. Wenn ich nach Hause komme, einmal schlechte Laune habe und sie mich anlächelt, dann ist alles wieder gut.

fci.de: Würdest du dich generell als Familienmensch bezeichnen?

Brégerie: Ja, definitiv. Ich bin niemand, der einen riesigen Freundeskreis hat sondern jemand, der die wenigen Menschen um ihn herum schätzt, die einem sehr wichtig sind. Für meine Familie und meine engen Freunde mache ich auch alles.

fci.de: Im August wirst du 30 Jahre alt. Hat das für dich eine besondere Bedeutung und wo steigt die große Partie?

Brégerie: Nein, gar nicht. Ich fühle mich noch sehr jung im Kopf. Manchmal bin ich auch noch ein großes Kind. Ich fühle mich auch körperlich und gesundheitlich sehr gut. Das ist für mich das Wichtigste. Wenn es nach mir geht, werde ich den Geburtstag auch nicht groß feiern. Denn ich mag generell solche Tage nicht, an denen erwartet wird, zu feiern. Wenn es eine Party gibt, dann vielleicht eine Überraschungsparty von der ich noch nichts weiß.