Jackwerth: „Wir sagen nicht Servus, sondern auf Wiedersehen!“

Vorstandsvorsitzender Peter Jackwerth im Interview für fci.de (Foto: Bösl/KBUMM)

Jackwerth: „Wir sagen nicht Servus, sondern auf Wiedersehen!“

15. Mai, 2017 12.00 Uhr

Seit diesem Spieltag ist es leider traurige Gewissheit. Die Aufholjagd des FC Ingolstadt 04 konnte nicht von Erfolg gekrönt werden und die Schanzer müssen nach zwei Jahren Bundesliga wieder den Gang in die zweite Liga antreten. Wir haben mit unserem Vorstandsvorsitzenden Peter Jackwerth unter anderem über den bitteren Abstieg, die aktuelle Saison und die Zukunftspläne des FCI gesprochen.
fci.de: Hallo Herr Jackwerth, seit gestern ist der Abstieg des FC Ingolstadt 04 besiegelt. Wie sieht es in Ihnen aus, nachdem Sie nun eine Nacht darüber geschlafen haben?

Peter Jackwerth: Das ist schon extrem bitter. Vor allem, weil wir eigentlich in jedem Spiel auf Augenhöhe waren und nie untergegangen sind. Aber der Abstieg steht fest, es gibt kein ‚Endspiel‘ in einer Woche gegen Schalke. Das müssen wir alle erstmal verdauen. 

fci.de: Woran lag es Ihrer Meinung nach, dass der FCI es am Ende doch nicht gepackt hat?

Jackwerth: Dafür gibt es nicht den einen speziellen Grund, sondern mehrere Komponenten. Zum einen war da der schwere Rucksack, den die Mannschaft nach den ersten zehn Spielen und lediglich zwei erzielten Punkten mit sich rumgeschleppt hat. Trotz der zum Teil furiosen Aufholjagd waren wir in den entscheidenden Momenten leider nicht in der Lage, die „Big Points“ zu machen. Ich erinnere mich hier zum Beispiel an den 29. Spieltag. Wir waren bis auf einen Zähler an Wolfsburg herangekommen und verlieren dann dort relativ klar mit 0:3. Dazu muss man auch konstatieren, dass Glück und Pech sich nicht so ausgeglichen haben, wie das normalerweise üblich ist. Das war alles in der Summe nicht zu verkraften.

fci.de: Doch gerade wie das Team die vielen Nackenschläge verarbeitet hat, hat die Liga erstaunt. Muss man zugeben, dass am Ende ein guter Teamgeist, der absolute Wille und harte Arbeit nicht ausreichen, um in der Bundesliga zu bestehen?

Jackwerth: Wir haben immer gesagt, dass in Ingolstadt alles perfekt zusammen laufen muss, um den Klassenerhalt in einer der besten Ligen der Welt zu erreichen. Aufgrund unserer vergleichsweise geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten war uns und unserem Umfeld klar, dass wir gegenüber unserer Konkurrenz mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen in die Liga gestartet sind. Trotzdem haben wir immer wieder gezeigt, dass wir diesen wirtschaftlichen Vorsprung der anderen Vereine wettmachen können und was mit dieser Mannschaft möglich ist. Über die Distanz von 34 Spieltagen haben wir es dieses Jahr jedoch nicht geschafft, wieder Geschichte zu schreiben.

fci.de: Muss man sich jetzt auch kritische Fragen gefallen lassen? Es war zu lesen, dass zu lange an Markus Kauczinski festgehalten wurde oder es versäumt wurde, in der Winterpause personell nachzujustieren? Was antworten Sie diesen kritischen Stimmen?

Jackwerth: Jeder, der sich mit dem FC Ingolstadt 04 seriös auseinandersetzt, kann einschätzen, wie der Verein tickt. Auch unter Markus waren wir nie weit weg von einem Sieg und wollten Ruhe und Kontinuität ausstrahlen. Schauen Sie eine Liga tiefer zum FC St. Pauli, die an Ewald Lienen festgehalten haben und eine überragende Rückrunde gespielt haben. Als wir das Gefühl hatten, einen neuen Impuls zu brauchen, haben wir gehandelt. Was unseren Kader angeht: Niemand konnte ahnen, dass Moritz Hartmann so lange ausfallen wird. Trotzdem hat die sportliche Leitung im Winter mit Kandidaten gesprochen, die unser Team verstärkt hätten. Jedoch war diesen Spielern die sportliche Perspektive zu risikobehaftet oder die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben nicht zueinander gepasst. Das ist leider die Realität, vor der auch die Kritiker nicht die Augen verschließen sollten.

fci.de: Wie wird es jetzt bei den Schanzern weitergehen?

Jackwerth: Im Moment sind alle Menschen rund um den Verein niedergeschlagen und leer. Das ist auch menschlich und völlig verständlich. Wir werden uns zeitnah mit allen Gremien zusammenfinden und die Saison reflektieren, analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Unsere wirtschaftlichen Hausaufgaben sind gemacht, wir haben die Lizenz für die 2. Bundesliga erhalten und nachdem wir aufgestanden sind und uns geschüttelt haben, werden wir die neue Aufgabe mit großem Tatendrang und hoher Motivation angehen.

fci.de: Ist in der kommenden Spielzeit der direkte Wiederaufstieg das Ziel des FCI?

Jackwerth: Nein, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um Saison-Ziele zu formulieren. Nur so viel vorweg: Wir haben Respekt vor der Qualität der 2. Bundesliga und werden dort erstmal ankommen und uns wieder zurechtfinden müssen. Generell bleibt die Zielsetzung für die Zukunft: Wir wollen uns weiter in den beiden Top-Ligen etablieren und immer Bundesliga spielen – 1. oder 2. Bundesliga.

fci.de: Nächstes Wochenende empfängt der FC Ingolstadt 04 zu seinem vorerst letzten Heimspiel in der Bundesliga den FC Schalke 04. Was erwarten Sie von der Partie?

Jackwerth: Ich erwarte, dass wir uns gebührend von der Bühne Bundesliga verabschieden. Unsere überragenden Fans, die bis zuletzt an uns geglaubt haben und uns über die gesamte Saison hinweg fantastisch unterstützt haben, haben es verdient, dass sich die Mannschaft noch einmal für sie zerreißt und sich mit einem Sieg für den bedingungslosen Support bedankt. Wir sagen auf keinen Fall „Servus“, sondern „auf Wiedersehen“.

fci.de: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch, Herr Jackwerth.