Jungschanzer: Entwicklung statt Ergebnisse – Warum Förderligen so wichtig sind

Spaß am Fußball: Ohne Ergebnisdruck, aber mit umso mehr Kreativität. Diese Herangehensweise der Jungschanzer spiegelt sich auch in den bayerischen Förderligen wider. (Foto: FCI)

Jungschanzer: Entwicklung statt Ergebnisse – Warum Förderligen so wichtig sind

03. Juni, 2020 12.00 Uhr

Nach der lang ersehnten Fortführung in der dritten Liga geht auch die neu ins Leben gerufene NLZ-Reihe weiter. Nachdem im ersten Teil das Konzept der „Perspektivteams“ und die Umstrukturierung der U 11 das Thema war, soll es nun mit den Mannschaften der U 12, U 13 und U 14 weitergehen, die zukünftig alle in der sogenannten „Förderliga“ spielen. Nicht unerheblichen Anteil an dieser positiven Entwicklung in Bayern haben dabei einmal mehr unsere Jungschanzer!

U 12 – U 14: Eine sensible Entwicklungsphase

Das Alter spielt bei der Entwicklung von Spielern eine zentrale Rolle. Jede Altersklasse hat dabei Eigenheiten, die man sich immer wieder bewusst machen muss. In den Mannschaften der U 12 bis U 14 befinden sich die Spieler in einer sehr sensiblen, für die fußballerische Entwicklung allerdings entscheidenden Phase (goldenes Lernalter I), die persönlichen und vor allem körperlichen Entwicklungsstände unterscheiden sich zum Teil enorm. Außerdem verlassen viele Spieler zum ersten Mal ihr gewohntes Umfeld. Ein Wechsel in ein Nachwuchsleistungszentrum bedeutet Neuland und große Veränderungen. Eine neue Rolle neben neuen Mitspielern muss erst gefunden werden. Manchen gelingt das auf Anhieb, andere brauchen dafür Zeit. Die schwierigste Aufgabe ist es, diese komplexen Aspekte mit einer bestmöglichen sportlichen Entwicklung in Einklang zu bringen. Entscheidend sind hierbei Weitsicht und Geduld, denn nicht immer spiegelt die aktuelle sportliche Leistung eines Spielers auch dessen Potential wider. Leider entscheiden bei den meisten Vereinen selbst in diesen jungen Altersklassen noch immer Tabellenstände und Ergebnisse über Erfolg und Misserfolg. Wir gehen bewusst einen anderen Weg, der auch vom Ligasystem der bayerischen Nachwuchsleistungszentren unterstützt wird.

Die „Förderliga“

Die Förderliga im Rahmen des BFV ist eine geschlossene Vergleichsliga mit allen NLZ-Teams aus Bayern. Diese umfasst die Würzburger Kickers, die SpVgg Greuther Fürth, den 1.FC Nürnberg, den SSV Jahn Regensburg, die SpVgg Unterhaching, den FC Bayern München, den TSV 1860 München, den FC Augsburg und den FC Ingolstadt 04. Diese neun Nachwuchsleistungszentren messen sich in den jeweiligen Altersklassen in einem klassischen Ligasystem mit Hin- und Rückrunde. Im Gegensatz zum normalen Ligabetrieb gibt es keine Absteiger und es wird in Dritteln statt Halbzeiten. Zusätzlich soll jede Mannschaft bis zu 18 Spieler pro Spiel einsetzen. Damit kann jedes Kind Einsatzzeit erhalten und losgelöst vom Ergebnisdruck bestmöglich ausgebildet werden.

FCI gestaltet neue Wege aktiv mit

Bisher gab es dieses Ligakonzept nur in den Altersklassen der U 13 und U 14. Der FC Ingolstadt setzte sich Anfang des Jahres aktiv dafür ein, dass auch die U 12 eine Förderliga erhält. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Bisher spielte die zweitjüngste FCI-Mannschaft in der U 13-Bezirksoberliga, der höchstmöglichen Spielklasse in diesem Alter. Dort traf man in jedem Spiel auf ältere und meist akzelerierte (in der Wachstumsphase fortgeschrittene) Gegenspieler. Ein körperlicher Nachteil ist gerade in diesem Alter nur selten durch fußballerische Fähigkeiten auszugleichen. Die Bewegungsbegabung retardierter (in der Wachstumsphase noch zurückliegender) Spieler kommt daher nur selten zur Entfaltung, was ihre Entwicklung deutlich bremst. Damit die Liga gehalten werden kann, musste meist ergebnisorientiert gespielt und aufgestellt werden. Um eine optimale Förderung zu ermöglichen, ist die Einführung der U 12-Förderliga die logische Konsequenz. Dank einer schnellen Einigkeit mit den anderen NLZs und einer guten Kommunikation mit BFV-Jugendleiter Florian Weißmann freuen wir uns sehr, dass die Pläne bereits zur kommenden Saison in die Tat umgesetzt werden können.

Förderliga als perfekte Ergänzung zur Schanzer Philosophie

Nachdem wir – wie im ersten Teil der Serie berichtet – bereits in der U 11 neue Wege im Sinne der optimalen Förderung einschlagen, folgt in Zusammenarbeit mit den bayerischen NLZs und dem BFV nun der nächste Schritt. Aufgrund der untergeordneten Rolle der Ergebnisse können wir zukünftig auch in der U 12 unser volles Augenmerk auf die optimale Entwicklung jedes Spielers legen. Diese umfasst ausgeglichene Spielzeiten, ganzheitlich technische Ausbildung, Kleingruppentraining und Förderung von Kreativität statt taktischen Vorgaben. Eine Philosophie, die wir seit Jahren leben und von deren Nachhaltigkeit wir absolut überzeugt sind. Nachdem in den U 12-Förderligen als Zwischenschritt noch 9 gegen 9 gespielt wird, folgt ein Jahr später die erste Saison im 11 gegen 11. Im U 13-Jahr legen nach wie vor großen Wert auf die technische Ausbildung und möglichst ausgeglichene Spielzeiten. Erst ab der U 14 bilden sich konkretere Positionen heraus. Obwohl weiterhin jeder Spieler zum Einsatz kommt, werden die Spielzeiten leistungsbedingt angepasst. So wollen wir unsere Spieler auf das ab der U 15-Regionalliga vorherrschende Leistungsprinzip vorbereiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Förderliga optimal zur Schanzer Ausbildungsphilosophie passt. Großer Wert auf ausgeglichene Spielzeiten, unabhängig vom persönlichen oder körperlichen Entwicklungsstand, Fokus auf der technischen Entwicklung jedes einzelnen Spielers und Spaß, sowie Mut zu Fehlern stehen im Vordergrund. Gepaart mit Weitsicht und Geduld sind wir davon überzeugt, dass wir unsere Jungschanzer auf diesem Weg pflichtbewusst durch diese Phase führen und ihrem Traum vom Fußballprofi ein großes Stück näherbringen.