Legenden, Pioniere und (Nicht-)Ehemalige: Fünf Geschichten zu Waldhof Mannheim

Caniggia Elva brachte im Hinspiel frischen Wind, doch die Mannheimer blieben eiskalt und siegten am Ende deutlich (Foto: Bösl / KBUMM).

Legenden, Pioniere und (Nicht-)Ehemalige: Fünf Geschichten zu Waldhof Mannheim

19. März, 2021 09.00 Uhr

Jürgen Kohler, Karlheinz Förster, Maurizio Gaudino, Max Christiansen, Pascal Groß, Carl Benz, Lotta: Ein buntes Potpourri an Namen, doch allesamt haben sie einen Mannheimer Background. Ansonsten kommt mit dem SV Waldhof Mannheim eine äußerst spielfreudige Mannschaft in den Audi Sportpark, die den FCI im Hinspiel zeitweise in alle Einzelteile zerlegte – 4:1 hieß es damals am Ende der Begegnung! Neues Spiel, neues Glück und allem voran natürlich völlig veränderte Vorzeichen: Die Donaustädter sind zuletzt fleißig am Punkten und treten mit breiter Brust gegen die Baden-Württemberger an. Wir stimmen euch einmal mehr auf den Gegner ein – viel Spaß mit den fünf Geschichten zu Mannheim.

Waldhof als Kaderschmiede
Was haben Jürgen Kohler, Karlheinz Förster, Maurizio Gaudino und Hanno Balitsch gemeinsam? Hinter jedem aufgezählten Namen verbirgt sich entweder ein erfolgreicher Nationalspieler oder ein zumindest national respektive international angesehener Vereinsfußballer. Ob Deutscher Meister, Europameister, Weltmeister oder Vize-Weltmeister: Diese Herren vereinigen große Titel auf sich. Doch nicht nur das. Womöglich etwas weniger bekannt ist, dass alle den Reihen des SV Waldhof Mannheim entstammen. Seit dem 11. April 1907 besteht der Sportverein mit dem rautenförmigen Wappen, der einen Stadtteil Mannheims im Namen trägt und schon so manch bekannte Persönlichkeit hervorgebracht hat. Hanno Balitsch etwa, der seine Karriere in Mannheim begann, fand über die Stationen Köln, Leverkusen oder Nürnberg wieder den Weg an seine alte Wirkungsstätte zurück, ehe er 2017 seine Karriere in Mannheim beendete. Oder nehmen wir Maurizio Gaudino, der seine erfolgreichste Zeit zwar beim regionalen Rivalen aus Stuttgart hatte, seine Anfänge auf dem Weg zum Profifußball jedoch ebenfalls in den Reihen der Jugend von Waldhof Mannheim nahm. Nicht zu vergessen ist, dass der SV von 1983 bis 1990 im deutschen Fußball-Oberhaus spielte und so ebenfalls eine beachtliche Historie vorzuweisen hat.

Auf den Spuren des Pioniergeists
Eine Idee steckt noch in den Kinderschuhen und nur der unbändige Wille, sie zum Erfolg zu bringen, gibt die Kraft, weiterzumachen. Die Rede ist von nichts Geringerem als dem ersten Automobil der Welt sowie seinem Ursprung. Nicht nur der Tüftler, Carl Benz, schrieb Geschichte. Auch seine Frau Bertha verhalf der Erfindung ihres Mannes zum Durchbruch, indem sie sich kurzerhand mit dem Benz Motorwagen auf den Weg von Mannheim nach Pforzheim machte. Heutzutage ist der Name Carl Benz nicht nur Auto-Enthusiasten ein Begriff. Auch Fußball-Fans ist er geläufig. Denn er steht in großen Buchstaben über dem Stadion unserer Gastgeber, dem Carl-Benz-Stadion. Wobei, eigentlich war es doch seine Frau Bertha, die sich samt ihrer beiden Söhne auf den Weg machte und die Pionierfahrt unternahm. Wir hätten an dieser Stelle vielleicht einen neuen Namensvorschlag für die Spielstätte unserer Gastgeber aus Mannheim…

Das Ehemaligentreffen
Leider werden wir uns dieses Mal nicht auf, aber hoffentlich zumindest neben dem Platz wiedersehen: Auch beim kommenden Heimspiel gegen Waldhof Mannheim treffen die Schanzer nämlich auf Mittelfeldmann Max Christiansen (24), der von 2015 bis 2018 in der Donaustadt aktiv war und in der Zeit den Bundesliga-Auftstieg und die beiden Jahre im Oberhaus miterlebte. In der Donaustadt brachte es der gebürtige Flensburger auf insgesamt 53 Pflichtspiel-Einsätze. Nach seinem Engagement für die Arminia aus Bielefeld vollzog er dann im Sommer 2019 den Wechsel zu unserem nächsten Gegner. Beim bevorstehenden Duell gibt es leider kein Wiedersehen, da „Mad Max“ gesperrt ist. Wir hoffen trotzdem auf ein Wiedersehen mit einem „Ehemaligen“ aus erfolgreicher Zeit, auch wenn es das nur neben dem Feld geben sollte.


Ex-Schanzer Max Christiansen gegen FCI-Spielgestalter Marc Stendera (Foto: Bösl / KBUMM).

Der Gespaltene: Pascal Groß
Die Frage, wem unser „Pasce“ am Samstag die Daumen drückt, ist wohl die undankbarste, die man dem 29-Jährigen stellen kann. Groß ist aus seiner Ingolstädter Zeit (2012-2017) eine Legende auf der Schanz: Als Spielgestalter führte er das Team in der Saison 14/15 in die Bundesliga, erst mit dem Abstieg 2017 verabschiedete er sich nach England, der Kontakt ist jedoch erhalten geblieben. Mittlerweile hat der Rechtsfuß knapp 130 Pflichtspiele für Brighton & Hove absolviert, sein Vertrag an der Südküste läuft noch bis Sommer 2022. Kurios: Der erfolgreichste Mannheimer Fußballexport der vergangenen Jahre schnürte für seine Heimatstadt noch nie die Schuhe. Aus der Talentschmiede des VfL Neckarau ging es direkt in die Jugend von Hoffenheim, über Karlsruhe landete Pasce dann in Oberbayern. Wir werden die gemeinsame Zeit nie vergessen und wissen natürlich zugleich: Im direkten Duell mit der Heimatstadt kann sich unser „Ehemaliger“ nur neutral verhalten. Absolut vollstes Verständnis für deine Gespaltenheit, Pasce! Übrigens: Da sein Heimspiel gegen Newcastle erst um 21 Uhr angepfiffen wird, stehen die Chancen sehr gut, dass er am Nachmittag Magenta laufen hat und sich das Duell „seiner“ beiden Vereine reinzieht.

Schwein gehabt?!
Seit der Erstbundesligazugehörigkeit des SV Waldhof Mannheim von 1983 bis 1990 besteht eine extreme Abneigung zwischen den Anhängern der Kurpfälzer und denen des nur rund 60 Kilometer entfernten 1. FC Kaiserslautern. Die gegenseitige Geringschätzung beider Lager führt bei so manchem irrgeleiteten „Fan“ immer wieder zu sinnfreien Aktionen, die weit über das Ziel hinausschießen. Beispiel gefällig? Wenige Tage vor dem Hinspielderby am 1. September 2019 kidnappten vermeintliche Lauternfans ein ausgewachsenes Schwein, besprühten es mit Schmähparolen gegen den SVW und dessen Anhänger und ketteten das Haustier in der Nähe des Mannheimer Carl-Benz-Stadions an einen Zaun. Was für eine Sauerei! Das Entführungsopfer wurde noch am gleichen Tag völlig verstört, dehydriert und geschwächt in die sichere Obhut des Tierheimes Frankenthal gebracht und auf den Namen „Lotta“ getauft. Glücklicherweise ist Lotta bis heute wohlauf, fühlt sich sauwohl und wird auch nicht geschlachtet. Fanclubs beider Vereine riefen nach dem Vorfall zu einer Spendenaktion für die Schweinedame auf und finanzieren damit deren Lebensabend. Das „Schweine-Kidnapping“ war im Übrigen wohl eine Gegen- bzw. Revancheaktion. Wenige Tage vor Lottas Tierqualen hatten „Anhänger“ der Mannheimer Schweineköpfe vor dem Ludwigshafener Südweststadion abgelegt und mit einem dort platzierten Banner Drohungen gegen Fans der „Roten Teufel“ ausgesprochen. Nicht ganz SAUber – kann man da nur konstatieren…