Offen-ehrlicher Diskurs: Fans und Mannschaft gelingt der Schulterschluss

Selbstkritisch und ehrlich: Kapitän Marvin Matip. Seine Sätze hinterließen Eindruck (Foto: Bösl / KBUMM).

Offen-ehrlicher Diskurs: Fans und Mannschaft gelingt der Schulterschluss

25. Oktober, 2018 12.00 Uhr

Der Frust sitzt tief beim FCI und seinen Fans, höchste Zeit also, sich zusammenzuraufen. Beim diesjährigen Fantreffen in der Schanzer Rutschn passierte genau das in einer offenen, ehrlichen und direkten Art, wie man es bisher noch nicht erlebt hatte. So ließen einige Fans ihren Dampf ab und stießen auf großes Verständnis – gleichzeitig gab es aber auch Zuspruch für die Akteure von Trainer Alexander Nouri, die vor der einen oder anderen Diskussion nicht zurückschreckten. Nach Ende des Abends dürften die rund 250 Besucherinnen und Besucher der „Rutschn“ nochmal um einiges enger zusammengerückt sein und haben sich so gewappnet für die bevorstehende Aufgabe: 24 Spiele Zeit, um die 2. Bundesliga zu halten.

Die Schanzer waren in der urigen Lokalität mit „voller Kappelle“ angetreten. Sowohl FCI-Vorstand Peter Jackwerth als auch Mitglieder der Vorstandschaft, die Geschäftsführer Harald Gärtner und Franz Spitzauer sowie das gesamte Trainer- und Funktionsteam und die vollständig versammelte Profimannschaft waren zum Treffen erschienen. 

Zunächst war es aber nicht das Publikum, sondern Kapitän Marvin Matip, der den Abend quasi einläutete und das Mikrofon von Stadionsprecher Italo Mele überreicht bekam. Dem 33-Jährigen war es wichtig, nochmal Stellung zu beziehen auf die Vorwürfe, die nach dem Sandhausen-Spiel in den sozialen Netzwerken kursierten. „Das Spiel in Sandhausen war schlecht, verdammt schlecht. Mal wieder“, eröffnete der Abwehrspieler schonungslos. „Die Becherwürfe aus der Kurve brachten das Fass für mich in dem Moment zum Überlaufen. Der Begriff ‚assozial‘ fiel im Hinblick auf dieses Verhalten. Aber niemals richtete ich das an einen von euch persönlich. Ich kenne viele von euch sehr gut und würde das nicht tun.“ Seine Klarstellung kam beim Publikum an, dann folgten Sätze, die vielen unter die Haut gingen: „Ich bin sicherlich in keinster Weise der Rückhalt für die Mannschaft, der ich sein sollte beziehungsweise sein will. Aber glaubt mir, ich werde alles tun, um es zu sein, damit wir es schaffen. Dazu brauchen wir euch.“

Die sportliche Leitung um Geschäftsführer Harald Gärtner und Trainer Alexander Nouri zeigten bei den Unmutsbekundungen der Fans viel Verständnis. „Fehlende Einsatzbereitschaft“ ließen sie jedoch nicht auf sich sitzen. Nouri: „Die Spieler tun alles, glaubt mir. Wir machen hinten zuviele Fehler und müssen vorne noch mutiger sein, uns eine gewisse Lockerheit erhalten. Das sind die Probleme, die wir in unserem Spiel haben. Es ist hart, sehr sehr hart, sich ein gewisses Selbstverständnis zu erarbeiten, ohne Frage. Und wir können drauftreten und drauftreten, das wird uns nicht glücklich machen und kein Stück erfolgreicher. Aber wenn ihr uns zur Seite steht, wenn wir alle eine Mannschaft sind – dann können wir es schaffen.“ Er selbst hatte einst in Bremen schon in heikler Lage übernehem müssen. „Was uns damals getragen hat, waren die Fans.“


Stellte sich den Fragen des Publikums und blieb auch nach offiziellem Ende noch lange an den Tischen: Trainer Alex Nouri (Foto: Bösl / KBUMM).

Genau dies zeichnete auch den FCI aus in erfolgreichen Tagen. Doch das Bild der Schanzer Familie hat während der sportlichen Misere, deren Ursprünge den Diskussionen nach schon weit vor der aktuellen Spielzeit liegen, mächtig gelitten. Den entsprechenden Vorwurf, dass man sich ein Stück von der Basis entfernt hätte, nahm sich Harald Gärtner an. „Ja, das stimmt“, entgegnete der 49-Jährige ehrlich. „Die Bundesliga ist uns zu Kopf gestiegen.“ Dafür gab es kräftigen Applaus, nicht zum letzten Mal an diesem denkwürdigen Mittwochabend. Das Treffen – so das Resultat unisono – sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Vorstandvorsitz Peter Jackwerth hatte den fruchtbaren Austausch zwischen Fans und Team aus der Distanz mitverfolgt und zeigte sich ob des großen Einsatzes für die Sache begeistert. Doch mittendrin wurde es dem 62-Jährigen dann doch zu bunt. „Ich wollte eigentlich nichts sagen“, eröffnete der Gründungsvater des FCI, „aber ein paar Dinge muss ich dann doch loswerden.“ Neben einem Lob für den Support in Sandhausen gab es eine klare Botschaft an alle potentiellen Becherwerfer: „Das geht überhaupt nicht!“ Jackwerth sprach über die schwerste Zeit, die der FCI seit seiner Gründung derzeit erleben würde, und mahnte zum Zusammenhalt. „Ihr könnt mir glauben. Die Situation nagt genauso an mir wie an euch. Lasst uns da gemeinsam rauskommen!“

Gelacht wurde natürlich auch: Ein Fan, der an der Professionalität von Stefan Kutschke zweifelte und dessen Verhalten nach einer Heimspielniederlage monierte („Ob man danach zu KFC essen gehen muss, frage ich mich schon“), bekam als spontane Antwort des 29-Jährigen: „Wieso sagst du denn nichts, wenn du mich da siehst? Wir hätten doch zusammen essen können!“

Schließlich muss der Zusammenhalt ja nach Abpfiff des Spiels nicht vorbei sein – und so dürfte am Ende des Abends jedem im Raum klar geworden sein, dass es tatsächlich nur gemeinsam möglich sein wird, den FCI aus dem Tabellenkeller wieder herauszuführen.