Trotz bitterer Niederlage: Schanzer haben alles selbst in der Hand

Mussten sich Magdeburg mit 0:2 geschlagen geben: Stefan Kutschke & seine Schanzer (Foto: Bösl / KBUMM).

Trotz bitterer Niederlage: Schanzer haben alles selbst in der Hand

01. Juli, 2020 20.45 Uhr

Trotz weitestgehender Überlegenheit muss sich der FC Ingolstadt 04 am Mittwochabend dem 1. FC Magdeburg geschlagen geben. Die Truppe von Tomas Oral kassierte in der 60. Spielminute das 0:1 durch Thore Jacobsen, dessen Distanzschuss von Maximilian Thalhammer unglücklich abgefälscht wurde. In der 83. Minute platzierte Mario Kvesic die Kugel aus 15 Metern unter die Torlatte. Danach waren die Schanzer nah am Anschlusstreffer dran, denn Schiedsrichter Patrick Kessel entschied auf Elfmeter. Kapitän Stefan Kutschke trat an, doch FCM-Keeper Morten Behrens hielt (90 + 1). Am Samstag hat der FCI dennoch alles in der eigenen Hand, denn auch die Konkurrenz patzte teilweise: Um 14 Uhr spielen unsere Jungs im Grünwalderstadion gegen den TSV 1860 München um die Chance auf Liga Zwei.

„Ich möchte nicht in seiner Haut stecken“ – mit diesen Worten hatte Direktor Sport Michael Henke die Pressekonferenz vor dem vorerst letzten Heimspiel der Schanzer beendet. Dabei spielte er auf die Torwart-Frage an. Denn Fabijan Buntic meldete sich pünktlich zum Flutlichtspiel gegen den 1. FC Magdeburg im Mannschaftstraining zurück, sodass Chefcoach Tomas Oral nahezu aus den Vollen schöpfen konnte. Lediglich auf den gelbgesperrten Maximilian Beister musste der gebürtige Ochsenfurter verzichten, hatte dieser doch im Auswärtsspiel gegen Meppen die fünfte Verwarnung kassiert. Das „running system“ wurde nichtsdestotrotz nur auf einer einzelnen Position verändert: Für den Routinier aus Lüneburg rückte Frederic Ananou in die Startformation. Demnach baute Oral im Kasten der Schanzer weiter auf Knaller.

Der 37. Spieltag in der Schanzer Heimat begann mit Anstoß für die Gäste – und schon die zweite Spielminute hatte es in sich: Marcel Gaus gewann auf der linken Außenbahn sein Laufduell, brachte die Kugel aus vollem Lauf nach innen – doch die Abwehr der Gäste war zur Stelle, weil drei Schanzer verpassten. 120 Sekunden später dann der erste wirkliche Abschluss des Matches: Erneut waren es die Schanzer, die in dieser Szene Druck machten. Caniggia Elva sprintete voll durch, zog aus knapp 23 Metern ab. Sein harter Schuss landete ein paar Zentimeter neben dem linken Pfosten (4.). Waren die Donaustädter in der Defensive bis dato wenig gefordert, sollte sich dies in der 5. Minute ändern: Hohe Flanke von rechts, rein in den Strafraum des FC Ingolstadt 04, allerdings keine Gefahr für Marco Knaller, der das runde Leder gekonnt rausfaustete.

In den Anfangsminuten waren die Hausherren die klar aktivere Mannschaft. Fatih Kaya stürmte gen gegnerisches Gehäuse, konnte den gespielten Pass allerdings nicht verwerten, kam er doch zu steil für den 20-Jährigen (7.). In der 12. Minute folgte die erste Ecke für die Schwarz-Roten durch Robin Krauße. Der 26-Jährige entschied sich für die klassische, hohe Variante, die nicht zum Torerfolg führte. Im Anschluss an den Eckball brachte der FCI-Vizekapitän das Spielgerät wiederholt in die Mitte, doch die FCM-Abwehrmänner konnten klären. Liefen die meisten Offensivaktionen zu diesem Zeitpunkt über Gaus und Elva, war es nun an Björn Paulsen und Kaya, die für die nächste Möglichkeit sorgten (14.): Der dänische Innenverteidiger flankte aus dem rechten Halbfeld in Richtung des jungen Angreifers, der zwar mit dem Kopf rankam, aber den Ball nur über das Gehäuse von Morten Behrens platzieren konnte.

Die defensiv orientierten Magdeburger machten es den Oberbayern alles andere als einfach, nichtsdestotrotz kreierte die Truppe von Tomas Oral immer wieder Chancen, nur die letzte Präzision fehlte (17., 20.). Nächste Standardsituation für den FCI: Gaus und Co. entschieden sich für die kurze Variante. Letztlich kam Krauße zum Schuss, der final von Paulsen abgefälscht wurde. Es hieß weiterhin 0:0. Aufgrund der schwülen 29 Grad auf der Schanz, schickte Schiedsrichter Patrick Kessel beide Teams nach einer knappen halben Stunde an die Seitenlinie, um sich der individualisierten Getränkeflaschen zu bedienen (25.). Gestärkt ging es in die nächsten Minuten.

Obwohl die Schanzer in Sachen Spielanteil mehr vom Geschehen hatten, setzten die Gäste gelegentlich Akzente. So barg insbesondere die erste Ecke der Niedersachsen Gefahr, die von Elva klasse per Kopf geblockt wurde. Auch beim Nachschuss war der FCI-Stürmer zur Stelle und verhinderte dadurch einen Rückstand (27.). Sieben Zeigerumdrehungen später DIE Gelegenheit des bisherigen Spiels: Maximilian Thalhammer konnte aus knapp 20 Metern abziehen, sein Schuss wurde anschließend abgefälscht und trudelte zunächst in Richtung des Kopfs von Kaya, um von diesem dann gegen den Lauf von Keeper Behrens zu prallen. Letzterer setzte zur Körperdrehung an und bewahrte seine Jungs dadurch in letzter Sekunde vom Rückstand (34.). Diese Szene schien die Elbstädter wohl wachgerüttelt zu haben: Drei Minuten später der erste nennenswerte Abschluss, doch kein Problem für den 33-Jährigen Tormann im Kasten der Schanzer (37.). Ingolstadt setzte alles daran noch vor der Halbzeitpause einen Treffer zu erzielen, doch erneut Kaya belohnte sich nach starkem Pressing aus bester Position nicht mit seinem Flachschuss, sodass es – nach zweiminütiger Nachspielzeit – mit einem 0:0 in die Katakomben des Audi Sportparks ging.


Hatte die dickste Chance in der ersten Halbzeit: Fatih Kaya (Foto: Bösl / KBUMM).

Wechselte Tomas Oral seit dem Re-Start nie direkt mit dem Beginn der zweiten 45 Minuten, sollte sich dies nun ändern: Für Innenverteidiger Nico Antonitsch brachte er Dennis Eckert Ayensa (46.), was Positionsveränderungen nach sich zog: So agierte Paulsen fortan neben Tobias Schröck in der Innenverteidigung, Ananou übernahm die rechte Abwehrseite, während Kaya wieder mehr im Mittelfeld zu finden war. Die zusätzliche Offensivkraft sorgte bereits kurz nach Wiederanpfiff für ordentlich Wirbel: Nach einer Flanke von rechts durch Kaya, kam der Deutsch-Spanier einen Schritt zu spät. Auf der Gegenseite sorgte wenige Sekunden später eine Strafraumszene für großes Aufsehen: Sirlord Conteh kam zu Fall – die Magdeburger forderten Elfmeter. Doch Schiedsrichter Kessel entschied korrekt auf Schwalbe und ließ weiterspielen (47.).

Die 49. Minute gehörte erneut dem FCM: Daniel Steininger kam frei zum Schuss, doch die Schanzer Defensive bekam den Angriff gestoppt. Doch auch die Männer von Tomas Oral wollten ein Zeichen setzen: Kapitän Stefan Kutschke wurde im Fünf-Meter-Raum angespielt, brachte das Runde aber nicht ins Eckige (50.). Diesen Job wollte Thalhammer übernehmen. Nach Doppelpass mit Kutschke kam Ersterer frei mit seinem linken Fuß zum Abschluss, scheiterte aber letztlich am starken Behrens.

Dann die 60. Minute, welche besonders bitter für die Schanzer werden sollte: Einen ungefährlichen Distanzschuss von Thore Jacobsen aus rund 22 Metern fälschte Thalhammer unglücklich ab, was dazu führte, dass Knaller hinter sich greifen musste. Die Führung für Magdeburg! Die Schwarz-Roten wollten die schnelle Kehrtwende, sodass Tomas Oral zwei weiteren Spielern eine Pause verordnete: Robin Krauße verließ für Maximilian Wolfram den Platz, Jalen Hawkins schnürte anstelle von Caniggia Elva seine Fußballschuhe (65.). Letzterer war auch am nächsten FCI-Angriff beteiligt. Der von ihm geblockte Ball landete bei Eckert Ayensa, der einfach draufhielt (67.), sich aber nicht belohnte.

Auch in den Folgeminuten waren die Schanzer die spielbestimmende Mannschaft und befanden sich nahezu durchgängig mit zehn Mann am gegnerischen 16er. Doch die Elbstädter agierten nach ihrem Führungstreffer noch defensiver, was ein Durchkommen der FCI-Offensive zunehmend erschwerte. Dann der nächste Wechsel: Justin Butler kam für Fatih Kaya (75.), meldete sich nicht beim vierten Offiziellen und kassierte dafür die gelbe Karte.

Kutschke und Co. erhöhten zwar den Druck, doch immer wieder waren es die Magdeburger, die den Oberkörper oder ein Bein dazwischen brachten. Letztere waren es auch, die einen langen Ball Richtung Marco Knaller brachten. Doch noch vor dem Torhüter war Paulsen zur Stelle, traf aber den Gegner und wurde für sein Foul mit Gelb bestraft (81.). Dabei handelte es sich um die fünfte gelbe Karte des Abwehrhünen, der damit gesperrt im Spiel gegen den TSV 1860 München am kommenden Samstag fehlen wird. Magdeburg spielte vermehrt auf den zweiten Treffer der Begegnung, was ihnen zwei Miuten später auch gelang (83.). Mario Kvesic versenkte die Kugel im rechten oberen Toreck. Der FCI rannte aber weiter an und so kam Thalhammer nach einer Ecke in der 90. Minute im Strafraum zu Fall. Schiri Kessel entschied auf Elfmeter für den FCI. Stefan Kutschke trat an, wollte ins rechte, untere Ecke treffen – doch Torwart Behrens hielt die Kugel fest. Diese Szene sollte die letzte im Heimspiel gewesen sein.

Damit bleiben die Schanzer auf dem vierten Tabellenplatz, denn auch die Duisburger konnten nicht gewinnen. Am kommenden Samstag (14 Uhr) soll im Grünwalderstadion gegen 1860 München ein Sieg eingefahren werden, um den den Relegationsplatz halten zu können. Es bleibt also irre spannend!

FCI: Knaller – Gaus, Schröck, Antonitsch (46., Eckert Ayensa), Paulsen – Krauße (65., Wolfram), Thalhammer – Elva (65., Hawkins), Ananou – Kaya (75., Butler), Kutschke (C)

Tore: 0:1 (60. Minute, Jacobsen), 0:2 (83., Kvesic)