Von Schulden, dem Leuchtturm und einem besonderen Spiel – 5 Geschichten zu Rostock

Rettete den Schanzern im letzten Heimspiel gegen Rostock einen Punkt: Stefan Kutschke (Foto: Bösl / KBUMM).

Von Schulden, dem Leuchtturm und einem besonderen Spiel – 5 Geschichten zu Rostock

14. Dezember, 2020 12.00 Uhr

Da ist noch eine Rechnung offen! Zwar mussten die Schanzer erst eine Niederlage gegen den FC Hansa Rostock hinnehmen: Doch ausgerechnet beim letzten Aufeinandertreffen beider Teams in der Saison 2019 / 2020 erteilte der Gegner aus dem Norden den Schanzern eine Lektion und gewann 3:0 (Hinspiel: 2:2 in letzter Sekunde). Doch immerhin zeigt ein Blick auf die Gesamtübersicht, dass die Schwarz-Roten mit bereits fünf Siegen die Oberhand haben. Apropos fünf: Mit unseren fünf Geschichten zum Duell gegen den FC möchten wir euch, liebe Schanzer, bereits jetzt auf den kommenden Gegner und das Flutlichtspiel am Mittwoch, dem 16. Dezember einstimmen.

Leuchtturm des Ostens
Nach nur einem Jahr Zugehörigkeit zum Oberhaus des gesamtdeutschen Fußballs stieg der FC Hansa Rostock nach der Spielzeit 1991/92 in die zweite Liga ab. Das Ziel sofortiger Wiederaufstieg wurde in den folgenden beiden Jahren verpasst. Für die Saison 1994/95 verpflichtete der Verein Frank Pagelsdorf als Trainer, der später mehrere Jahre beim Hamburger SV wirkte und einer von ganz wenigen Prominenten ist, die an der Torwand des Aktuellen Sportstudios fünfmal trafen. Während zu Pagelsdorfs Dienstantritt langjährige Leistungsträger wie Juri Schlünz ihre Karriere beendeten, kam unter anderem Stefan Beinlich vom englischen Verein Aston Villa nach Rostock. Obwohl die Mannschaft ohne die ganz großen Ambitionen in die Saison gestartet war, erreichte sie bereits am drittletzten Spieltag den sicheren Aufstieg und sicherte sich am Ende die Zweitligameisterschaft. Mit dem gleichzeitigen Abstieg Dynamo Dresdens aus der ersten Bundesliga wurde Hansa daraufhin als einziger Vertreter der ehemaligen DDR-Oberliga im deutschen Fußall-Oberhaus über mehrere Jahre zum „Leuchtturm des Ostens“.

Ein besonderes Spiel
Im Grunde ist ja jedes Spiel, das der FC Ingolstadt 04 bestreitet, ein besonderes Spiel. Doch mit dem Eigenlob ist das ja immer so eine Sache, deshalb wollen wir gar nicht zu weit abschweifen. Schließlich gibt es da jemanden in unseren Reihen, für den das Aufeinandertreffen mit Hansa Rostock tatsächlich ein besonderes Spiel werden wird: Robin Krauße. Unser Mittelfeld-Mann mit der Nummer 23 reifte bei den Mecklenburg-Vorpommern vom Jugendspieler zum Profifußballer und kam über alle Altersstufen hinweg im Dress der Weiß-Blauen auf insgesamt 118 Einsätze. Beachtlich, wie wir finden und wir sind ja auch nicht ohne Grund auf Dich aufmerksam geworden, Robin. Von den Ostseestädtern ging es dann über die Station beim SC Paderborn auf die Schanz, wo Robin mittlerweile schon 73 Partien vorzuweisen hat. Die Stadt-Silhouette Rostocks hat es übrigens sogar auf Robins Unterarm und unter die Haut geschafft.


Einst Rostocker, nun längst ein Schanzer: Robin Krauße (Foto: Bösl / KBUMM).

Wiesinger, Wohlfahrth, Gerber – FCI entscheidet nervenaufreibende Relegation für sich
Der sowohl für den FC Ingolstadt 04 als auch den FC Hansa Rostock wohl bedeutendste direkte Vergleich dauerte gleich einmal 180 Minuten. Im Mai 2010 trafen beide Vereine als Relegationsteilnehmer zum Aufstieg bzw. Verbleib in der Zweite Liga aufeinander. Beim ersten „Show-Down“ in der Tuja-Arena drückte Steffen Wohlfahrt nach Flanke von Moritz „Mo“ Hartmann das Leder aus kurzer Distanz mit der Brust über die Linie und sicherte der Elf des damaligen Trainers Michael Wiesinger den so wichtigen Auftaktsieg im taktisch geprägten Hinspiel.

Drei Tage später, am 17. Mai 2010, fand im Ostseestadion das mit Spannung erwartete Rückspiel statt. FCI-Coach Wiesinger nahm im Vergleich zum Hinspiel eine – entscheidende – Änderung vor. Fabian Gerber ersetzte Moise Bambara – ein Schachzug, der sich auszahlen sollte. Bereits nach acht Minuten erzielte der Offensivmann nach feinem Zuspiel von Kapitän Stefan Leitl den Führungstreffer. Hansa mühte sich, aber die Schanzer waren das gefährlichere Team. Wohlfarth, Hartmann und Leitl scheiterten bei Kontern jeweils knapp. Die Entscheidung fiel in der 78. Minute und war dann erneut Gerber vorbehalten. Nach Doppelpass mit Wohlfarth schoss er mit einem platzierten Schlenzer in die rechte Torecke den FC Ingolstadt 04 nach einem Jahr Abstinenz zurück in die Zweite Liga. Bei aller Freude wurde den Donaustädtern im Ostseestadion auch vor Augen geführt, wie schmerzhaft der Abschied aus Liga 2 sein kann. Und zehn Jahre später sollte man in Oberbayern bekanntermaßen die gleiche Erfahrung erneut machen müssen.

Auch ohne Peter Zwegat
Vor einiger Zeit machte sich der wohl bekannteste Schuldnerberater Deutschlands auf den Weg, um Menschen, die in der Kreide stehen, zu helfen. Raus aus den Schulden war nicht nur der Titel der Sendung mit Peter Zwegat, sondern auch die Devise bei unserem Gegner zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Denn Hansa Rostock steckte tief in der Schuldenfalle und stand mit mehr als einem Bein im finanziellen Abseits: 8,5 Millionen Euro Schulden belasteten den Verein, sogar die Auflösung drohte. Für Fans und Anhänger des FC Hansa eine Hiobsbotschaft. Ein Maßnahmenkatalog, wie der Verein fit für die Zukunft werden soll, wurde geschnürt und die Fans demonstrierten im wahrsten Sinne Geschlossenheit für ihren Verein. Sowohl der Club als auch seine Anhänger setzten alles daran, die ausstehende Entscheidung der Rostocker Bürgerschaft positiv zu beeinflussen: mit Versammlungen zahlreicher Fans und Unterschriftensammlungen. Bereits 2013 fiel dann die Entscheidung, die (nicht nur) das neunte Duell der Schanzer mit dem FC Hansa Rostock ermöglicht. Die Bürgerschaft sagte schlussendlich dem Hilfspaket für den Verein zu, sodass dieser finanzielle Hilfe von der Stadt Rostock, die selbst mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, bekam. Nun schreiben wir das Jahr 2020 und beim heutigen Duell geht es nicht um schwarze oder rote Zahlen, sondern um Tore und Punkte.

Der Letzte knipst das Licht aus
Das Gute vorweg: Eine Partie der Schanzer in diesem Jahr wird auf das Spiel gegen Rostock noch folgen, denn am Samstag, den 19. Dezember treten die Jungs von Tomas Oral auswärts beim FC Saarbrücken an. Da haben Stefan Kutschke und Co nochmal die Möglichkeit, wertvolle Punkte zu sammeln. Doch im heimischen Audi Sportpark wird die Punktejagd mit dem Abpfiff am Mittwochabend beendet sein, denn dies ist das letzte Heimspiel für diese Saison. Zu gerne hätten wir gesagt, dass es das letzte Spiel vor heimischer Kulisse ist, doch die Kulisse bestand in diesem Jahr fast ausschließlich aus dunkelroten Sitzschalen. Mit Ausnahme der ersten beiden Heimspiele in der laufenden Spielzeit, bei denen 3.000 und 1.500 Fans auf die Schanz kamen, waren keine Zuschauer zugelassen und die besten Fans der Welt konnten ihren FC Ingolstadt 04 nicht vor Ort anfeuern. Nun geht das Jahr 2020 zu Ende und mit den Rostockern empfangen wir auch den letzten Gegner für dieses Jahr. Der Letzte knipst das Licht aus und knipsen wird das Stichwort sein. Denn dieses außergwöhnliche Jahr würden wir zu gerne mit einem Sieg beenden.