Ziffern, Zentimeter & Zitate: Fünf Geschichten zum Duell mit den Zebras

Faith Kaya und Co. lieferten sich in den letzten Jahren stets packende Duelle mit dem MSV Duisburg (Foto: Bösl / KBumm).

Ziffern, Zentimeter & Zitate: Fünf Geschichten zum Duell mit den Zebras

13. Mai, 2021 15.00 Uhr

„Jetzt wird´s knackig.“ Tomas Oral hätte es vor den beiden finalen Spielen kaum besser auf den Punkt bringen können. Nun also zwei knackige Endspiele, denn noch immer ist alles drin für die Schanzer, auch wenn – um den Chefcoach des FC Ingolstadt 04 erneut zu zitieren – „so viel Sand im Getriebe ist, dass wir nicht so zu den Abschlüssen kommen, wie wir uns das wünschen.“ Doch 180 Minuten vor Saisonschluss schaut keiner mehr zurück. Jetzt gilt es, die zahlreichen positiven Dinge – trotz der vielen Unentschieden – zu nutzen, um die Saison zu dem Ende zu bringen, das sich die Donaustädter über die gesamte Runde wahrlich verdient haben. Die vorletzte Hürde Samstag ab 14 Uhr in der Schauinsland-Reisen-Arena ist der MSV Duisburg, bei dem es nach zuletzt zwei Remis und einer Niederlage ebenfalls nicht optimal läuft und der noch einen Punkt zum endültigen Klassenerhalt benötigt. Mit gewohnt fünf kleinen Geschichten möchten wir Euch, liebe mitfiebernde Fans, auf diese Begegnung einstimmen. Sie handeln diesmal von Zahlen, Ziffern, Zentimetern und Zitaten. Auf geht´s Jungs – macht das Ding!

25:30
Schon ein klein wenig außergewöhnlich, wenn ein Verein in einer Saison sowohl in der Heim- als auch in der Auswärtsbilanz die gleiche Tordifferenz ausweist: 25:30 Tore stehen beim MSV Duisburg nach 36 Spieltagen sowohl im eigenen Stadion als auch auf fremden Plätzen zu Buche. Mit insgesamt 60 Gegentreffern stellen die Zebras zudem den „Fangzaun“ der Liga. Für unseren FC Ingolstadt 04 eine gute Möglichkeit, vor dem Showdown gegen den TSV 1860 München nochmals das Visier genau einzustellen. Und, nicht zu vergessen: Zählbares benötigen die Schwarz-Roten ohnehin, um am letzten Spieltag ein „Aufstiegsfinale“ bestreiten zu können.

82,30
Er ist viel rumgekommen in seiner langen und durchaus auch erfolgreichen Laufbahn und spielt seit Sommer 2017 – mittlerweile im Spätherbst der Karriere – wieder für seinen Jugendverein MSV Duisburg, den er die zweite Saison als Kapitän aufs Feld führt. Moritz Stoppelkamp ist mit zehn Toren und ebenso vielen Scorerpunkten nach wie vor unverzichtbar für die Zebras. Der in Duisburg geborene offensive Mittelfeldspieler absolvierte für Hannover 96 und den SC Paderborn über 70 Erstligaspiele. Knapp 300 Mal lief er in Liga 2 und 3 auf, unter anderem für den Karlsruher SC, Rot-Weiß Oberhausen, Rot-Weiß Erfurt und den TSV 1860 München. Für immer unvergessen wird für den 34-jährigen und seine Fans der September 2014 bleiben. Am 4. Spieltag traf er mit Erstligaaufsteiger Paderborn auf Hannover 96 und markierte mit einem Treffer aus exakt 82,30 Metern (!) nicht nur einen Rekord für die Ewigkeit, sondern erhielt zudem die Auszeichnung zum „Tor des Monats“. Bei der Wahl zum „Tor des Jahres 2014“ belegte Stoppelkamp den zweiten Platz hinter dem Treffer von Mario Götze im WM-Finale 2014. Noch heute erinnert die „Stoppelkamp-Allee“ auf dem Stadion-Vorplatz des SC Paderborn 07 an dieses Rekord-Tor.


Spielte auch schon für die Münchner Löwen: Moritz Stoppelkamp, Kapitän der Zebras (Foto: Bösl / KBUMM).

4 von 77
Sascha Mölders, Ewald Lienen oder Michael Preetz, um an dieser Stelle nur ein paar wenige zu nennen, finden sich in der „Hall of Fame“ bisheriger Spieler des MSV Duisburg wieder. Allen voran aber natürlich Bernard „Enatz“ Dietz – die Vereinsikone und das Aushängeschild der Meidericher. Er spielte von 1970 bis 1982 für die Zebras und war jahrelang deren Spielführer. Daneben absolvierte der gelernte Schlosser 53 Länderspiele für die deutsche Nationalelf und führte diese insgesamt 19mal als Kapitän aufs Feld. Größter sportlicher Erfolg war der Gewinn der Fußballeuropameisterschaft 1980 in Italien. Sein bis heute wohl legendärstes Spiel absolvierte der zu Beginn seiner Karriere vom Linksaußen zum linken Verteidiger umfunktionierte Dietz am 5. November 1977. Zu Gast an der Wedau war der FC Bayern München. An diesem Tag war der bis heute mit 77 Bundesligatoren erfolgreichste Defensivmann für die Bewachung seines Nationalmannschaftskollegen Karl-Heinz Rummenigge zuständig, schaltete sich jedoch von Beginn an in die Angriffsbemühungen seiner Zebras ein und überwand nach 20 Minuten erstmals Bayern-Keeper Sepp Maier. Bis zur Pause drehten die Bayern das Spiel, ehe „Enatz“ in der 49. Minute zum 2:2 ausglich. Acht Minuten später traf Gerd Müller für die Münchener, ehe Dietz in der 76. und 78. Minute mit einem Doppelschlag für die Vorentscheidung sorgte. Nach zwei weiteren Treffern des MSV traten die Bayern mit einer 3:6-Klatsche die Heimreise an. Dem Linksverteidiger gelangen damit bis heute als erstem und einzigem Abwehrspieler der Bundesliga vier Treffer in einer Partie. Der kicker titelte nach der Begegnung: „MSV Dietzburg gegen Bayern München 6:3.“

2:1
Zum Jahresauftakt 2021 empfing der Tabellenzweite FC Ingolstadt 04 den vorletzten MSV Duisburg. Die als Favoriten ins Spiel gegangenen Hausherren starteten kalt geduscht in die Partie. Thomas Keller spitzelte im Zweikampf den Ball unglücklich in die Füße von Duisburgs Engin, der Fabijan Buntic gekonnt umkurvte und bereits nach vier Minuten zur überraschenden Gästeführung einschob. Allerdings zeigten sich die Schanzer wenig beeindruckt und hatten direkt nach dem Rückstand ihre erste Großchance. Stefan Kutschke schoss eine von Caniggia Elva verlängerte Flanke direkt per Vollspann aus spitzem Winkel ganz knapp am Tor vorbei (6.). Die Elf von Tomas Oral blieb am Drücker und drängte auf den Ausgleich. Der gelang nach einer Viertelstunde: Marc Stendera spielte einen Klassepass auf den blitzschnell gestarteten Dennis Eckert Ayensa. Dessen Gegenspieler Bitter und der herausgeeilte Weinkauf liefen sich gegenseitig über den Haufen, so dass der Ingolstädter Angreifer leichtes Spiel hatte und aus nächster Nähe zum Ausgleich traf (16.). Auch danach behielt die Heimelf die Spielkontrolle und blieb am Drücker. Kutschke scheiterte nach einem Konter frei vor Duisburgs Keeper Weinkauf. Wenige Minuten später erhielt Stendera den Ball über Umwege nach einem Eckball. Von der Strafraumkante flankte der Mittelfeldregisseur passgenau an den zweiten Pfosten, wo Keller ohne Bedrängnis nach einer knappen halben Stunde zum Siegtreffer einnickte. Partie gedreht! Der MSV gab in dieser Phase keinerlei Lebenszeichen von sich. Im Gegenteil: Kapitän Kutschke verpasste knapp nach einer Flanke von Filip Bilbija aus kurzer Distanz (36.). Der Angreifer war auch bei der nächsten Aktion dabei: Im Strafraum behauptete er die Kugel und legte sie zurück auf Stendera, dessen Abschluss zur Ecke abgewehrt wurde. Im Verlauf des zweiten Durchgangs verlegten sich die Schanzer auf das Verwalten des Ergebnisses und aufs Kontern. Mit gewohnt starker Defensivarbeit ließ der FC Ingolstadt 04 nichts mehr zu und brachte den Dreier souverän über die Zeit.

Sonderbare bayerische Konstellation
Der kommende, vorletzte, möglicherwiese bereits mitentscheidende Spieltag in der Dritten Liga ist aus Ingolstädter Sicht – insgesamt sicherlich zufällig – außerordentlich bayerisch geprägt: Die bereits als Absteiger feststehende SpVgg Unterhaching empfängt zeitgleich zum Gastspiel der Schanzer an der Wedau den direkten und wohl härtesten Konkurrenten um den Aufstieg, Hansa Rostock, im Hachinger Sportpark. Dynamo Dresden hat es am Sonntag mit Türkgücü München zu tun und die Löwen empfangen zum bayerischen Derby den FC Bayern München II im Stadion an der Grünwalder Straße. Der berühmte bayerische Komiker Karl Valentin sagte einmal: „Ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich. Merken Sie sich das!“ Drücken wir also Unterhaching, Türkgücü und den kleinen Bayern die Daumen und hoffen wir auf hilfreiche „weißblaue Solidarität“ in Liga 3! Am wichtigsten aber, nicht zu vergessen: Die eigenen Hausaufgaben beim MSV erledigen. Auf geht’s, Schanzer!


Auch Martin Demichelis (rechts) braucht am 37. Spieltag mit dem FCB II dringend Zähler. Er duelliert sich mit den Löwen (Foto: Bösl /KBUMM).