Hajou: „Wir ordnen alles unserem Ziel unter“

Co-Trainergespann Michael Henke und Ovid Hajou (Foto: Bösl/KBUMM)

Hajou: „Wir ordnen alles unserem Ziel unter“

15. November, 2016 15.00 Uhr

Von Ostwestfalen ins Herz Bayerns: Ovid Hajou heißt der neue Co-Trainer beim FC Ingolstadt 04, der seine Aufgabe hier mit vollem Ehrgeiz und Einsatz angeht. Gemeinsam mit dem gesamten Trainerteam will er mit den Schanzern aus dem Tabellenkeller und verschreibt sich diesem Ziel mit vollem Einsatz. Wir haben uns mit dem gebürtigen Gelsenkirchener mit syrischen Wurzeln über die aktuelle Situation, den neuen Chefcoach des FCI und natürlich darüber unterhalten, wie wir gemeinsam den Klassenerhalt schaffen können. Viel Spaß!
fci.de: Servus Ovid, zunächst einmal herzlich Willkommen auf der Schanz! Welchen Eindruck macht die Mannschaft nach den ersten Trainingseinheiten auf dich?

Ovid Hajou: Einen sehr guten. Die Jungs haben ordentlich Gas gegeben und sind sehr lernbereit. Eine sehr sympathische Truppe, die nun endlich wieder Erfolge feiern will. Der Eindruck reduziert sich aber nicht nur auf die Mannschaft: Wir sind im ganzen Verein herzlich und mit lächelnden Gesichtern begrüßt worden, was aufgrund der aktuellen Situation nicht selbstverständlich ist. Daran sieht man, dass alle noch an das große Ziel Klassenerhalt glauben. Natürlich merkt man dem einen oder anderen Spieler in bestimmten Spielsituationen noch die Unsicherheit an, die er mit vollem Selbstbewusstsein eben nicht hätte. Aber sie hauen sich rein und jeder will sich empfehlen.

fci.de: Als Trainergespann wart ihr bisher noch nicht in der Bundesliga tätig. Wie habt ihr diese Herausforderung wahrgenommen?

Hajou: Zunächst einmal ist es das große Ziel, auf das jeder Spieler und Trainer hinarbeitet. Es war unser großes Ziel und deshalb sind wir sehr dankbar für die Chance beim FCI. Ich denke, dass die Qualität eines  Trainers unabhängig von der Liga, in der er tätig ist, zu bewerten ist. Das Niveau der Spieler ist natürlich in der Bundesliga ein ganz anderes, aber ich denke, dass wir hinsichtlich Trainingslehre und Taktik einiges zu bieten haben, um dem Team zu helfen. Außerdem gehen wir die Aufgabe mit viel Leidenschaft und Freude an, weil wir hier wirklich unseren Traum leben können.

fci.de: Du arbeitest bereits seit acht Jahren mit Maik Walpurgis zusammen. Wie würdest du unseren neuen Chefcoach beschreiben und was schätzt du an ihm?

Hajou: Maik ist sehr ehrgeizig. Wenn er ein Ziel hat, dann tut er alles dafür, es zu erreichen und ist dabei sehr akribisch. Man sagt von ihm, dass er sehr detailversessen ist, was auch stimmt. Er kombiniert das mit einem unermüdlichen Einsatz und nimmt gerne Ratschläge an. Wir sind nicht immer zu hundert Prozent eine Meinung, was aber auch sehr wichtig ist, wenn man sich weiterentwickeln will. Wir haben gemeinsam immer wieder neue Trainingseinheiten und Taktiken entwickelt, arbeiten hart an uns und wollen immer besser werden. Am Anfang waren wir ein „normales“ Trainerteam, heute sind wir Freunde und haben ein sehr gutes Vertrauensverhältnis. Ich kann mich voll auf ihn verlassen.

fci.de: Welche konkrete Rolle hast du im neuen Trainergespann?

Hajou: Ich möchte ein Bindeglied zwischen Chefcoach und Mannschaft sein. Das heißt dass ich versuche, den Jungs zu helfen, wenn sie unzufrieden sind oder Stress abseits des Platzes haben. Fußball ist unser Job und den nehmen wir alle sehr ernst. Aber manchmal kann es eben sein, dass er zur Nebensache wird, wenn ein Spieler ein krankes Kind daheim hat oder es andere private Gründe gibt, warum er seine Leistung nicht bringt. Dafür möchte ich da sein und die Jungs schnellstmöglich wieder zu guter Form bringen. Das sehe ich als eine meiner Hauptaufgaben.

fci.de: Wie leicht ist dir der Umzug von Ostwestfalen nach Bayern gefallen? Ist der „Kulturschock“ schon spürbar?

Hajou: Ich finde es hier sehr schön, vor allem das Trainingsgelände, denn mehr habe ich bisher noch nicht gesehen (lacht). Aber ich kann zumindest über die Menschen, die ich hier bisher treffen durfte sagen, dass sie alle super freundlich und richtig gut drauf sind. Es ist hier wirklich so familiär, wie es immer über den FCI erzählt wird. Viele Vereine schmücken sich damit, aber hier wird es auch gelebt, was denke ich jeder bestätigen kann, der schon mal hier war. Das stimmt mich sehr positiv für unsere kommenden Aufgaben.

fci.de: Hast du schon eine Wohnung in Ingolstadt?

Hajou: Nein, aber da bin ich auch ziemlich anspruchslos. Von mir aus kann das auch eine 30 Quadratmeter Ein-Zimmer-Wohnung sein, weil mehr als einen Ort zum in Ruhe schlafen werde ich die ersten paar Monate sowieso nicht brauchen. Wir werden morgens die ersten sein, die da sind und abends die letzten, die gehen. Wir haben hier eine Aufgabe für den ganzen Verein und die Stadt, der wir uns bewusst verschrieben haben. Der Rest interessiert mich aktuell recht wenig, vielleicht irgendwann, wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben. Wir ordnen alles unserem Ziel unter.

fci.de: Mit zwei Punkten nach zehn Spieltagen steht der FCI fast ganz am Ende der Tabelle, statistisch hat es mit diesem Zwischenstand noch kein Team geschafft, die Klasse zu halten. Was möchtest du gerne unseren Fans mitgeben, dass es doch noch klappt?

Hajou: Die Jungs wissen, dass wir es schaffen können – sie glauben daran! Der erste Eindruck war durchweg positiv, denn die Mannschaft hat den Willen und die Kraft, jetzt endlich etwas gemeinsam zu erreichen. Es stimmt, dass es bis jetzt noch kein Team geschafft hat, mit dieser Zwischenbilanz die Klasse zu halten. Aber die Konstellation ist dieses Jahr eine andere. Wir können gegen Darmstadt gewinnen, wir können gegen Wolfsburg gewinnen und genauso gegen Bremen. Wir starten am Wochenende bei 0:0 und schaffen wir es zu gewinnen, dann sieht alles schon wieder anders aus. Die Mannschaft, die mit uns arbeitet, ist zu 80 Prozent die Mannschaft, die in den letzten zwei Jahren wirklich Großes erreicht hat. Wir müssen das wieder wecken, dass wir rennen und uns zerreißen. Das kann jeder und wir werden besser darin sein!

fci.de: Vielen Dank!