Ortag: „Der Zusammenhalt ist unsere große Stärke!“

Sebastian Fürbacher von den Ingolstadt Dukes begrüßte den Schanzer Christian Ortag.

Ortag: „Der Zusammenhalt ist unsere große Stärke!“

14. Februar, 2017 12.00 Uhr

Beim Blick hinter die Schanz stellen wir euch diesmal Christian Ortag näher vor. Wir waren mit dem Torhüter, der Bestandteil des Profi-Teams ist, zu Besuch bei den Ingolstadt Dukes. Im großen Interview mit fci.de spricht der 22-Jährige unter anderem über seinen Wechsel zum FCI, seine Hobbys und die Sonderrolle des Torhüters.
fci.de: Servus, Christian. Du bis vor knapp vier Jahren nach Ingolstadt gewechselt. Was hat sich seitdem für dich geändert?

Christian Ortag: Ich durfte beim FC Ingolstadt 04 viel erleben. Von Tabellenplatz 18 in der 2. Bundesliga bis zum Highlight – dem Aufstieg in die Bundesliga – und dem sensationellen Klassenerhalt in der vergangenen Saison. Für eine Fußballer-Karriere habe ich schon ziemlich viel abgedeckt. Von daher hat sich der Wechsel auf jeden Fall gelohnt.

fci.de: Du bist gebürtiger Karlsruher. Was sind die größten Unterschiede zwischen dem Leben im Badener Land und hier in Oberbayern?

Ortag: Die Unterschiede sind gar nicht mal so groß. Es sind zwei Gebiete im Süden Deutschlands mit extrem offenen Menschen, wobei beide Einwohner auch ihre Eigenheiten haben. Auch vom Essen ist es ähnlich. Ich würde sagen, dass die Bayern, die auf dem Land wohnen ein wenig eigener sind. Ich kommen auf jeden Fall an beiden Orten sehr gut zurecht und fühle mich sehr wohl.

fci.de: Wie oft fährst du noch nach Hause und was vermisst du am meisten?

Ortag: Früher bin ich jedes Wochenende in die alte Heimat gefahren. Seitdem meine Freundin aber nach Ingolstadt gezogen ist und wir zusammen hier leben, ist es weniger geworden –  vielleicht einmal im Monat.  Es gefällt mir in Ingolstadt richtig gut, sodass ich, bis auf meine Familie und Freunde, nichts vermisse. Wir kochen daheim auch viel selbst, sodass ich auch das Essen von daheim selbst zubereiten kann.  Als ich mit 18 Jahren ausgezogen bin, musste ich mich selbst verpflegen – da wurde ich quasi dazu gezwungen, es zu lernen (lacht).

fci.de: Wolltest du schon immer Fußballprofi werden oder was wäre aus dir geworden, wenn es damit nicht geklappt hätte?

Ortag: Tatsächlich wollte ich schon immer etwas mit Sport machen, denn ich komme aus einer sehr sportbegeisterten Familie. Mein Papa war Zehnkämpfer meine Mama Siebenkämpferin. Deshalb habe ich zunächst auch mit dem Leichtathletik angefangen. Beim Fußball gab es aber schnell die Entwicklung, dass ich als Jugendlicher beim Karlsruher SC gelandet bin. Es war eigentlich auch nie ein Traum von mir, Torwart zu werden. Als Kind wollte ich immer Polizist werden und habe mich nach dem Abitur sogar dort beworben und den Einstellungstest bei der Polizei gemacht.  Dieser Beruf hätte mich gereizt. Daraufhin habe ich beim Fußball einen körperlichen und leistungsmäßigen Sprung gemacht, sodass es in dieser Phase mit 16, 17 Jahren realistisch wurde, dass ich es schaffen kann, Profi-Fußballer zu werden. Ab diesem Zeitpunkt war es dann auch ein großes Ziel, Profi zu werden.


Ungewohnter Kopfschutz: Der Running Back der Dukes hilt Christian Ortag mit der Ausrüstung

fci.de: Wo trifft man dich in Ingolstadt abseits des Platzes? Wie verbringst du deine Freizeit?

Ortag: Nach dem Training gehe ich sehr gerne ins Vapiano, um dort zu essen. Ich gehe auch gerne ins Anna in der Innenstadt zum Kaffee trinken. Wenn wir abends unterwegs sind, dann meistens im spanischen Restaurant Granada. Ansonsten bin ich Playstation-Fan und zocke gerne hin und wieder Open World-Games in denen man sich frei bewegen kann. Außerdem spiele ich gerne Tennis oder gehe auch mit Teamkollegen wie Romain Brégerie oder Ørjan Nyland zum Golf spielen.

fci.de: Heute sind wir hier bei Ingolstadt Dukes, die in dieser Saison erstmals in der 1. Liga spielen werden. Du bist auch ein großer Football-Fan. Auf welcher Position würdest du dich sehen?

Ortag: Ich habe vor ein paar Jahren angefangen, die Playoff-Spiele der NFL anzuschauen und mich immer mehr dafür interessiert. Dazu musste ich mir erstmal die Regeln aneignen, denn da gibt es ja schon einige englische Fachbegriffe und Positionen. Beim Super Bowl, den ich in den letzten Jahren immer mit Freunden angeschaut habe, gefällt mir das Drumherum sehr. Das ist unter anderem ein großes Fest für die ganze Familie, auf dem man von morgens bis abends am Stadion ist. Auch die Halbzeit-Show und der ganze Trubel rund um das Spiel sind klasse. Wenn ich selbst spielen würde, wäre ich wohl Wide Receiver oder Quarterback, da ich nicht der schnellste bin, aber als Torhüter ganz gut werfen und fangen kann (lacht).


"Werfen kann ich" – Der Torhüter des FCI versucht sich als Quarterback.

fci.de: Du hast von der U 13 an die Nachwuchsabteilung des Karlsruher SC durchlaufen und bist bei den Schanzern Profi geworden. Was hat damals den Ausschlag für den Wechsel an die Donau gegeben?

Ortag: In der U 19, als ich auch zu dem ein oder anderen DFB-Lehrgang eingeladen worden bin, wollte ich mich verändern, weil ich zu wenig Spielzeit beim KSC hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mein Abitur in der Tasche und somit war das Timing sehr gut. Der Kontakt zum FCI kam über Roland Reichel (Leiter Nachwuchsleistungszentrum; Anm. der Red.) zustande, der damals mein Verbandssporttrainer war. Mit dem Wechsel konnte ich als A-Jugendlicher in der Regionalliga-Mannschaft der U 23 spielen. Das hat mich ziemlich gereizt. Dass es dann gleich so gut gelaufen ist und ich sogar regelmäßig bei den Profis mittrainieren konnte, war natürlich optimal.

fci.de: Du trainierst täglich mit den Bundesliga-Profis. Ist das inzwischen für die Normalität geworden oder gehst du immer noch mit ein bisschen Ehrfurcht in die Kabine?

Ortag: Mit 18 Jahren war das schon ein krasses Gefühl, in die Kabine zu kommen und mit gestandenen Spielern wie Sascha Kirschstein, Chris Eigler oder Andre Mijatovi? zu trainieren. Das war schon ungewöhnlich. Mit der Zeit und vor allem dadurch, dass bei unserem Team jeder sofort eingebunden wird, ist man schnell normaler Bestandteil der Mannschaft. Das macht es einem sehr leicht. Wir tragen alle unseren Beitrag zum mannschaftlichen Erfolg bei und mittlerweile sind die Jungs gute Freunde geworden. Wenn man aber nach dem Spiel auf dem Platz auf Manuel Neuer trifft, ist das für einen jungen Torhüter wie mich schon noch etwas Besonderes.



fci.de: Mit Martin Hansen, Ørjan Nyland und Fabian Buntic seid ihr vier Torhüter bei den Profis. Wie ist euer Verhältnis?

Ortag: Das Verhältnis ist sehr gut. Das hat sich aus meiner Sicht generell in den letzten Jahren verändert. Da herrscht nicht mehr so ein verbissener Konkurrenzkampf sondern man versucht sich im Training gegenseitig zu helfen und zu Höchstleistungen zu pushen. Auch abseits des Platzes kommen wir sehr gut miteinander klar?

fci.de: Als Außenstehender kann man beobachten, dass Torwarttrainer Martin Scharrer sich oft neue Trainingsinhalte überlegt. Wie hilfreich ist abwechslungsreiches Torwarttraining?

Ortag: Das ist definitiv sehr hilfreich. Ich bin auch ein Typ, der gerne auf dem Platz neue Dinge ausprobieren möchte, statt Tag für Tag das gleiche Programm abzuspulen. Man muss im Torwarttraining immer wieder versuchen, neue Spielsituationen zu simulieren. Das kann von außen mit unseren Trainingsgeräten auch einmal spektakulär aussehen. Diese Geräte helfen beispielsweise Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Stürmer nachzustellen. Je komplizierter die Übung desto besser finde ich sie.

fci.de: Hast du ein Vorbild auf deiner Position?

Ortag: Als Kind war das Oliver Kahn, der ja auch aus Karlsruhe kommt. Mein Lehrer hat früher auch erzählt, dass er ihn als Schüler hatte. Hinsichtlich Technik-Tipps schaue ich mir im Internet viele Torwart-Videos von David de Gea oder Yann Sommer an. Aber ein richtiges Vorbild habe ich nicht.


"Down, Set.." Der gebürtige Karlsruher fühlt sich auch beim Football pudelwohl.

fci.de: Man sagt oft, dass der Torwart innerhalb des Mannschaftsports Fußball ein einsamer Einzelkämpfer ist. Siehst du das auch so?

Ortag: Das kann man schon sagen. Allein dadurch schon, dass wir Teile des Trainings gesondert absolvieren oder auch einmal eine Krafteinheit mehr einschieben. Hin und wieder gehen wir vor dem Mannschaftstraining auch schon eine halbe Stunde eher auf den Platz und machen unser Torhüter-Programm. Da die Position des mitspielenden Torhüters inzwischen Standard geworden ist, wird man in das Aufbauspiel und das Pressing eingebunden. Bei Keepern wiegen Fehler natürlich auch viel schwerer, aber man kann auf der anderen Seite auch schnell zum Held werden. Mit einer guten Aktion im Spiel kann man Matchwinner werden.  Das stellt auch den Reiz der Position dar.

fci.de: Was hast du dir für das laufende Kalenderjahr vorgenommen?

Ortag: Nachdem ich in der Vergangenheit immer wieder mit Verletzungen zu tun hatte, ist mein Hauptziel verletzungsfrei zu bleiben. Sportlich möchte ich gerne regelmäßig spielen und die Nummer eins werden. Wenn es hier nicht klappt, dann bei einem anderen Verein. Das habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen.

fci.de: Die Schanzer kämpfen aktuell mit aller Macht um den Klassenerhalt. Wie ist dahingehend die Stimmung in der Kabine?

Ortag: Die Stimmung entspricht immer dem Ergebnis vom Wochenende. Ab Mitte der Woche ist die Partie – egal ob Sieg oder Niederlage – aber wieder aus den Köpfen der Spieler raus und der Fokus liegt auf der nächsten Aufgabe. Unsere Mannschaft kommt über die sehr gute Mentalität und die mitreißende Art. Wir halten alle super zusammen – das ist unsere große Stärke!

fci.de: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!