Was macht eigentlich… Sören Dreßler?

Immer voller Einsatz: Sören Dreßler (Foto: Boesl / KBUMM).

Was macht eigentlich… Sören Dreßler?

13. Dezember, 2016 15.00 Uhr

Der FC Ingolstadt 04, seine letzte Station zwischen 2008 und 2010, steht im Tabellenkeller. "Lasst doch mal die Kirche im Dorf", stellt Sören Dreßler (40) klar. Kein Wunder, dass dem einstigen Defensivspezialisten Bescheidenheit und Bodenhaftigkeit innewohnt: Mit "seinen Clubs", dem FC Augsburg (2002-2008) und den Schanzern kämpfte er vor noch nicht allzu vielen Jahren um die Etablierung in der 2. Bundesliga.  Heute treffen beide Teams im Oberhaus aufeinander, fci.de sprach im Rahmen von "Was macht eigentlich…" mit dem unserem ehemaligen Verteidiger.
Dass das so kam, dazu trug Dreßler nach Stationen in Reutlingen und Bayern Hof vor allem bei den Fuggerstädtern bei. "Seit 2002 leben wir im Augsburger Raum, sind hier heimisch geworden", so der gebürtige Schleizer, der heute den traditionsreichen TSV Schwaben Augsburg trainiert. Unvergessene Highlights: 2005 verpasste der FCA in der Regionalliga mit ihm knapp den Aufstieg im letzten Saisonspiel, doch auf den Schock folgte der Meisterakt mit dem Sprung ins "Unterhaus".
Unter der Leitung von Trainer Rainer Hörgl avancierte der Kapitän Dreßler im Folgejahr zum Leistungsträger des Aufstiegsteams, das am Saisonende den 7. Tabellenplatz belegte. "Bei unserem ersten Spiel bei den Münchner Löwen waren rund 40.000 Fans aus Augsburg dabei", weiß Dreßler bis heute. Dass die am Ende auch noch über einen 3:0-Sieg ihrer Augsburger vor ausverkauftem Haus jubeln durften, macht den ersten Auftritt in Münchens Fußballtempel endgültig zu einem der Karriere-Highlights des Blondschopfs.
Dreßler, der in seinen jungen Jahren beim FC Carl Zeiss Jena auf dem Platz stand, erinnert sich gerne an seine "Zweitliga-Rückkehr" – zuvor hatte er schon für Reutlingen dort 16 Partien bestreiten dürfen. Mit ehemaligen Mitspielern vom FCA trifft sich der Ex-Profi übrigens bis heute einmal jährlich auf dem Christkindlmarkt in Augsburg. "Das organisiere ich", scherzt Dreßler, "damit das ordentlich funktioniert." Ein Kapitän will eben auch nach dem Karriereende vorangehen.
Zurück in die aktive Zeit des dreifachen Familienvaters: Wechselgerüchte machten bereits im Winter 2007 die Runde, im Sommer 2008 vollmeldeten die Vereine Vollzug. Dreßler wechselte vom FCA zum FCI. im Rosenaustadion markierte "Mr. Zuverlässig" bei seinem letzten Auftritt übrigens das Führungstor gegen Jena – am Ende stand es zwar 1:1, aber erst durch den Punktgewinn hatten sich die Fuggerstädter den Klassenerhalt gesichert.
Den Schanzern war zwischenzeitig der spektakuläre Direktaufstieg in die 2. Bundesliga gelungen, ohne den "Umweg" über die neu geschaffene 3. Liga gehen zu müssen. Ein guter Zeitpunkt, um den ehrgeizigen und "abstiegskampferprobten" Innenverteidiger und defensiven Mittelfeldspieler in die Donaustadt zu lotsen. Dreßler, damals 33 Jahre alt, trat die Aufgabe selbstbewusst und voller Tatendrang an. "Ingolstadt war eine sehr schöne Zeit für mich, auch wenn wir die Klasse leider nicht halten konnten und ich nicht sehr lange da war", resümiert er heute. "Wir sind ordentlich gestartet, später musste ich durch eine Umstellung weichen."
Nach zwei Niederlagen – 1:6 in Duisburg und 1:2 zuhause gegen die Ex-Kollegen aus Augsburg – setzte ihn Trainer Thorsten Fink auf die Bank. Dreßler nahm den Kampf um die Stammplätze an, doch der Körper spielte nicht mehr richtig mit. Zunehmende Knieprobleme machten ihm zu schaffen und schließlich einen Strich durch die Rechnung. Zum Saisonende kommt Dreßler noch zweimal zum Einsatz, in der Saison 2009/10 noch fünfmal im Bayernliga-Team. Dann ist im Sommer 2010 Schluss. "Gott sei Dank gelang in dem Sommer der Wiederaufstieg", freut er sich im Nachhinein, auch wenn er dabei nur noch von außen zusehen konnte.
Heute arbeitet der lizenzierte Spielerberater Sören Dreßler an seinen Trainerscheinen und erinnert sich gerne zurück an die beiden Jahren auf der Schanz: "Den FCI habe ich als sehr herzlichen Verein in Erinnerung behalten. Die Mitarbeiter und Kollegen dort waren sehr aufgeschlossen und von dieser Art profitiert der Klub aus der Ferne betrachtet bis heute." Hochinteressiert verfolgt er den Werdegang der ehemaligen Stationen mit ("Bei allen Vereinen, für die ich gespielt habe, sind positive Dinge hängengeblieben") und drückt den Schanzern die Daumen beim "Projekt Klassenerhalt". "Die Entwicklung zeigt, was mit klugen Köpfen, akribischer und ehrlicher Arbeit möglich ist", sagt Dreßler. Schon bald soll es mit einigen ehemaligen Mitspielern ein Wiedersehen im Audi Sportpark geben: Schließlich sind Ersin Demir, Malte Metzelder, Stefan Leitl, Ralf Keidel und einige andere Köpfe der Mannschaft von 2008/2009 geblieben und freuen sich auf den Besuch ihres ehemaligen Mitstreiters!