Wir schreiben Geschichte neu: Was steckt hinter der Kampagne?

Franz Spitzauer (Geschäftsführer Finanzen und Marketing) erklärt die FCI-Kampagne

Wir schreiben Geschichte neu: Was steckt hinter der Kampagne?

14. September, 2015 13.30 Uhr

Der FC Ingolstadt 04 stellt sich seit ein paar Wochen mit der vielbeachteten Kampagne „Wir schreiben Geschichte neu“ ganz Fußballdeutschland vor. Ob in der ARD Sportschau, in den neuen Internet-Medien oder in den Printmedien – die Schanzer sind mit den Kampagnen-Motiven in aller Munde. Das Schanzer Bladdl hat sich zu diesem Zweck mit Franz Spitzauer (Geschäftsführer Finanzen und Marketing) getroffen und mit ihm u.a. über diese Kampagne, die Marke „Schanzer“ und seine Vision des FCI gesprochen.

Mit der Kampagne „Wir schreiben Geschichte neu“ stellen sich die Schanzer ganz Fußball-Deutschland vor. Was steckt hinter der Kampagne?

Thorsten Brieger (Leiter Marketing und Merchandising; die Red.) hatte gemeinsam mit der Agentur Jung von Matt/sports die Idee, die Wurzeln des FCI anhand einer Kampagne näher zu beschreiben. Wir kommen aus einer historisch stark geprägten Umgebung. Auch der Fußball in Ingolstadt hat eine Vergangenheit. Wir wollen mit der Kampagne zeigen, dass der FC Ingolstadt 04 trotz seiner mit elf Jahren noch jungen Geschichte, stark traditionsgeprägt aber dennoch zukunftsorientiert ist und sich dieser Herkunft bewusst ist. Darüber hinaus haben wir jetzt die Gelegenheit, Geschichte neu zu schreiben und uns Fußball-Deutschland vorzustellen. Die Kampagne entspringt dem Leitbild des FC Ingolstadt 04. Wir bauen also darauf auf bzw. entwickeln das weiter, was wir in Ingolstadt und der Region vorgefunden haben. Gemäß unserem Leitbild wollen wir dies aber mit Nachhaltigkeit tun. Nach diesem Grundsatz leben wir auch tagtäglich. Unser seit einigen Jahren fest verankertes Leitbild bekam in diesem Zuge auch einen Namen und wurde inhaltlich etwas „entschlackt“, um die Werte, für die wir stehen, noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Wir sprechen seit dieser Saison von „Unserem Reinheitsgebot“.

Wenn Sie unseren Verein Fußballfans vorstellen, wie würden Sie den FCI charakterisieren?

Der FCI ist ambitioniert, bodenständig, jung und traditionsbewusst. Zudem sind wir eingeschworen, aber aufgeschlossen zugleich. Aufgrund dieser Attribute konnten wir zuletzt nicht nur bei unseren Fans punkten, sondern auch viele Sponsoren und Partner überzeugen, unseren Klub zu unterstützen. Auf eine solche Bandbreite an Partnerschaften sind wir stolz. Auch zu unseren Fans haben wir aufgrund unserer Geradlinigkeit einen sehr guten Draht.

Der FCI vereint bewusst Tradition und Moderne. In welchen Teilen des Vereins spiegelt sich das konkret wieder?

Dieses Motto spiegelt sich in allen Abteilungen wieder. Die Mitarbeiter sehen sich als Teil eines modernen Klubs, sind sich aber den Wurzeln des FCI sehr wohl bewusst. Wir konnten auch nur deshalb zum Erfolg beitragen, weil alle Abteilungen nach diesem Credo gelebt und gearbeitet haben. Auch die Fluktuation der Mitarbeiter ist sehr gering. Viele von ihnen sind schon seit langer Zeit im Verein und haben ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist. Natürlich ist in jeder Abteilung die Umsetzung  unterschiedlich, aber unter dem Strich ziehen alle an einem Strang und haben ein Ziel vor Augen: Ihren FC Ingolstadt 04 Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

Die Kampagnen-Motive sind stilistisch als mittelalterliche Kupferstiche dargestellt. Warum hat man sich für diese Darstellungsform entschieden?

Die Motive zeigen verschieden Gebäude und Wahrzeichen aus Ingolstadt und der Region im traditionellen Kupferstich-Stil. In den Motiven wurden die modernen Elemente wie Ampeln, Züge oder aktuelle Fußballschuhmodelle bewusst beibehalten bzw. integriert. Die Mannschaft als Kernelement wird dabei farblich hervorgehoben. Somit wollen wir die Verbindung zwischen der Historie der Stadt bzw. der Region und der Moderne des Vereins schaffen. Wir wollten dabei auch bewusst die Region „mitnehmen“ und mit einbeziehen, um die Vielseitigkeit unseres Vereins und seiner Fans darzustellen. Die Motive wurden zudem von uns fotografiert und ausgewählt, was eine hohe Identifikation mit der Kampagne bzw. mit den Werten des Reinheitsgebots mit sich bringt. Aber nicht nur die Marketingabteilung, sondern sämtliche Mitarbeiter stehen hinter dieser Kampagne.

Viele Motive bzw. Aussagen sind auch mit einem Augenzwinkern zu sehen. Ist dies auch ein Teil der Botschaft?

Definitiv. Das Leben ist doch ernst genug (lacht). Natürlich dürfen wir hier den Bogen nicht überspannen und müssen sehr wohl abwägen, damit wir nicht falsch verstanden werden. Das führt immer wieder intern zu spannenden und lustigen Diskussionen. Aber gewisse Dinge darf man einfach nicht ganz so verbissen sehen. Wir wollen als sympathischer Verein wahrgenommen werden, der auch einmal über sich selbst lachen kann.

Das Wort „Schanzer“ ist ein wichtiger Bestandteil der Kampagne. Soll das der Markenkern des FC Ingolstadt 04 werden?

Das ist unser wichtigstes Alleinstellungsmerkmal. Es geht doch auch darum, sich in Fußball-Deutschland zu positionieren. Und der Begriff „Schanzer“ ist hier einmalig. Viele unserer Fans haben Ihren Verein von Anfang an mitgestaltet und sind somit Teil des FCI. Thorsten Brieger hat mit seiner Abteilung deshalb auch ganz bewusst die richtigen Schritte gewählt. Wir verzichten beispielsweise auf einen Claim, wie ihn viele Fußballvereine nutzen. Wir sind der Meinung, dass wir unsere Einstellung nicht in einem Satz umschreiben können. Dafür haben wir unser Reinheitsgebot, für das die Schanzer stehen. Jede Kampagne, die es künftig geben wird, entspringt den Werten des Leitbilds und soll diese näher beleuchten. Wir sind auch stolz darauf, dass wir dies als einziger Verein in Ingolstadt und der Region in unserem Vereinswappen manifestiert haben.

Ein besonderes Highlight der „neuen Geschichte“ ist sicherlich die Tatsache, dass die Schanzer der erste Aufsteiger seit 1966 (damals Fortuna Düsseldorf; die Redaktion) sind, die mit zwei Auswärtssiegen in die Bundesliga-Saison gestartet sind. Wie bewerten Sie die Euphorie, die um den FCI herrscht?

Diese Euphorie ist unglaublich. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diese Entwicklung in der Form so nicht erwartet habe. Auch die überregionale Wahrnehmung des FC Ingolstadt 04 ist ungeheuer positiv, das freut uns sehr. Diese Sympathiewelle tut uns allen gut und bindet auch viele neue Fans an den Verein. Der Auswärtssieg in Augsburg war zum Beispiel wieder ein emotionales Highlight, von dem unsere Anhänger noch in Jahren sprechen werden. Genau diese Highlights binden Fans an ihren Verein. In unserer jungen Historie sind wir aktuell dabei, genau diese Geschichte eben neu zu schreiben. Das zu verfolgen, ist großartig.

Ebenfalls geschichtsträchtig ist die Tatsache, dass das Heimtrikot des FC Ingolstadt 04 zum schönsten Trikot aller Bundesligisten ausgezeichnet worden ist. Die Übergabe der Urkunde erfolgte im Rahmen des Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg. Macht Sie das stolz?

Natürlich. Daran sieht man, dass die Marketing-Abteilung ein gutes Händchen hat und auch in diesem Bereich mit Köpfchen und System gearbeitet wird. Das macht mich auch für alle Kollegen in der Abteilung sehr stolz.

Wie sieht Ihre Vision vom FC Ingolstadt 04 aus? Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Klub?

Das größte Ziel ist es, dass wir den Klassenerhalt schaffen und uns als sympathischer Verein in der Bundesliga etablieren. Wenn wir dies schaffen, kommen gewisse Maßnahmen dann ganz von alleine. Ob dies die Weiterentwicklung des Stadions oder des Umfeldes ist oder die allgemeine Entwicklung des Vereins. Aber dafür sollten wir unser oberstes Ziel, die Etablierung der Profimannschaft in der Bundesliga, nie aus den Augen verlieren. Dies kann auch bedeuten, mit Rückschlägen umzugehen. Auch diese Schritte tragen zum Lernprozess und somit am Ende zur Etablierung bei.

Herr Spitzauer, vielen Dank für das Gespräch.